Im Herbst werden vergleichsweise viele Lehramtsanwärter mit dem Studium fertig. Mülheim erhofft sich, dann weitere Stellen besetzen zu können.

  • Besonders groß ist die Lücke bei den Mülheimer Grundschulen
  • 18 Stellen sind der Stadt von der Bezirksregierung zugewiesen worden
  • Auch Stellen für Sonderpädagogen werden ausgeschrieben und wohl zum Herbst nachbesetzt

Am Mittwoch ging für die Großen die Schule wieder los, die Kleinen werden am Donnerstag eingeschult. Doch nicht alle Kollegien sind zum Schulstart gut besetzt: Wie die für Mülheim zuständige Bezirksregierung Düsseldorf auf Anfrage mitteilt, sind in Mülheim derzeit an allen Schulformen insgesamt 53 Lehrerstellen nicht besetzt.

Am stärksten trifft der Personalnotstand die Grundschulen, an denen am Donnerstag rund 1500 I-Dötzchen an den Start gehen. Insgesamt 34 Stellen sind laut Bezirksregierung unbesetzt, wobei die zu besetzenden Stellen auch Vertretungsreserven im Grundschulbereich und Sonderpädagogen beinhalten. Nach Aussage von Schulamtsdirektorin Heike Freitag sind den Mülheimer Grundschulen 18 Stellen zugewiesen worden, sowie elf Stellen für Sonderpädagogen. „Wenn diese Stellen besetzt würden, ginge es uns gut“, sagt die Schulamtsdirektorin. „Die aktuelle Problematik der fehlenden Grundschullehrkräfte zum Schuljahresbeginn 2017/2018 ist uns bekannt“, sagt Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. „Die Ausschreibungsverfahren zu den Stellen sind ‚leergelaufen‘, weil sich im Moment keine Bewerber finden.“

Dabei ist in Mülheim wie fast überall im Land ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler entgegen allen Langzeitprognosen erneut gestiegen. „Das liegt nicht nur an den Seiteneinsteigern, wir haben auch eine höhere Geburtenrate“, sagt Heike Freitag vom Mülheimer Schulamt und sieht einen Lichtstreif am Horizont: „Es werden dieses Jahr mehr Lehramtsstudenten fertig als in den Vorjahren. Die Lücke ist auch aus der Umstellung des Studiengangs vom Staatsexamen auf Bachelor und Master entstanden, denn dadurch brauchten die Studenten länger, um fertig zu werden. Langsam aber haben die Seminare wieder mehr Lehramtsanwärter.“ Deshalb erhofft sich die Stadt, aus dem Bewerbungsverfahren diesmal mehr frischgebackene Lehrer gewinnen zu können.

Denn das Land stellt nicht nur zu Beginn des Schuljahres, sondern fortlaufend Lehrkräfte ein. So sollen etwa die jetzt noch offenen Stellen im September neu ausgeschrieben und nach Möglichkeit Anfang November 2017 besetzt werden. „Der 1. November wird gewählt, weil zum 31. Oktober 2017 zahlreiche Lehramtsanwärter ihren Vorbereitungsdienst beenden und dadurch neue Bewerber auf den Arbeitsmarkt kommen“, erklärt Jessica Eisenmann von der Bezirksregierung. Bis die Stellen nachbesetzt sind, sagt Heike Freitag, käme an den Schulen weiter die Vertretungsreserve zum Einsatz: „Damit können wir zwar nicht jede Stelle, die vakant ist, ausgleichen, aber zumindest die Unterrichtsversorgung abdecken.“

Auch in Sachen Sonderpädagogen erhofft sich die Stadt, im Bewerbungsverfahren bedacht zu werden. „Es kommen im Herbst rund 270 Lehramtsanwärter der Sonderpädagogik an die Schulen in NRW“, weiß Maria Jacobs, für Förderschulen zuständige Schulrätin. Neun Stellen seien Mülheim von der Bezirksregierung zugewiesen worden, so Jacobs – fünf Sonderpädagogen gehen an die zwei Förderschulen, vier in die Sekundarstufe 1 von Schulen, die das Programm „Gemeinsames Lernen“ umsetzen. Die Zeit, bis die frisch ausgebildeten Lehrer im November nachrücken, überbrückt man auch im Bereich der Sonderpädagogik. Jacobs sagt: „Eine Förderschule muss wohl bis dahin ihren Nachmittagsunterricht kürzen.“