Mülheim. . Seit 2017 ist die Polizei alle 14 Tage am Saarner Markt, um mit Bürgern zu reden. 10 000 Gespräche bisher. Polizeipräsident: Konzept erfolgreich.
Manchmal ist es wie verhext: Der Saarner Marktplatz ist wieder einmal rappelvoll, eigentlich ein idealer Ort für ein Schwätzchen zwischen Polizei und Bürger. Doch die Dorfbesucher interessieren sich just mehr für Eier und Gemüse statt für Trickbetrügerei und Einbruchsschutz. Klassischer Vorführeffekt oder liegt es an der gewichtigen Gegenwart des Polizeipräsidenten und Oberbürgermeisters, die den Termin der mobilen Wache zur Gesichtspflege nutzen?
Denn die mobile Wache der Polizei ist am Mittwochmorgen ja eigens ausgerückt, um hier mit den Bürgern auf Tuchfühlung zu gehen, die so oft die mangelnde Polizeipräsenz beklagen. Alle 14 Tage sind Uwe Drießen, Gerd Reifenberg und Kollegen während des Marktes hier zur Stelle. 30 bis 50 Gespräche führen die Beamten dann normalerweise, mal geht es um Einbruch, mal um den Enkeltrick – „ganz normal wie in jedem anderen Stadtteil auch “, sagt Drießen, der seit anderthalb Jahren mit der mobilen Wache regelmäßig an sechs Standorten – fünf in Essen, einer in Mülheim – aufkreuzt. Die Menschen sehen das offenbar gerne: „Schön, dass ihr hier seid“, hört Drießen häufig.
Alle Leistungen einer richtigen Wache
„Präsenz zeigen“, nennt es Polizeipräsident Frank Richter, angesichts des gefühlten Polizeischwunds auf der Straße, „wir sind aber genauso häufig auf Streife wie noch zur Zeit als Mülheim sein eigenes Präsidium hatte“, weist Richter die Vermutung zurück, dass Mülheim stiefmütterlich behandelt werde. Mit einer Bilanz von bislang 10 000 Gesprächen, sieht Richter das Konzept der Bürgernähe aufgegangen. „Die mobile Wache war die richtige Wahl, uns war vor allem wichtig, dass man hier alle Leistungen einer richtigen Wache bekommt.“ Von der Beratung bis zur Anzeige.
Dass die Wache ausgerechnet im beschaulichen Saarn und nicht in Eppinghofen, Heißen oder Styrum „Präsenz“ zeigt, sei den örtlichen Gegebenheiten geschuldet, man brauche einen Ort, wo die Menschen hingehen, es Frequenz gibt, meint Richter. „Das könnte auch Eppinghofen sein, wenn es einen geeigneten Platz dafür gäbe.“
Zahl der mobilen Wachen erhöhen
Ohnehin will der Polizeipräsident die Zahl der mobilen Wachen gerne auf zwei oder drei erhöhen, „das hat natürlich auch Grenzen in der Kapazität“. Sprich: Es fehlt das Personal. Richter schielt daher auf die Stadt und ihr Ordnungsamt als Partner für den gemeinsamen Auftritt. Der Vorteil: Der Bürger könne dann fachliche Leistungen der Kommune und der Polizei abrufen, etwa die wilde Müllkippe und Vandalismus einerseits und den Raser anderseits an einer Stelle melden.
Viel brauche es aus Sicht des Polizeipräsidenten zudem nicht, um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu verbessern: „Den Kehrwagen ein Mal mehr durchlaufen lassen, dunkle Ecken heller streichen“. OB Ulrich Scholten ist zwar von der mobilen Wache überzeugt, „es ist sinnvoll, wenn die Polizei vor Ort ist, das sieht man auch an der Wache am Stadthafen“. Doch die gemeinsame Wache mit dem Ordnungsamt scheitere „an den Kapazitäten und Finanzen“. Mit den geplanten neuen Ausbildungsplätzen für das Ordnungsamt im nächsten Jahr könne sich das aber ändern, stellt Scholten in Aussicht.
>> Mobile Wache wieder im September vor Ort
- Die Polizei steht nicht nur als Ansprechpartner am Markt bereit, sondern gibt auch aktiv Tipps. Uwe Drießen: „Wenn ich etwa sehe, dass jemand im Rollator oder der Handtasche das Portemonnaie offen liegen hat, spreche ich das an.“
- Der nächste Termin der mobilen Wache ist am Mittwoch, 5. September, 11 Uhr.