Mülheim. . Stadt Mülheim leidet unter steigenden Preisen und vollen Auftragsbüchern bei den Firmen. Zwölf Bauprojekte sollen in diesen Sommerwochen starten.

Neben dem Schulzentrum in ­Broich möchte die Stadt noch in diesem Sommer mit elf weiteren Bauprojekten starten. Dabei handelt es sich vor allem um Schulsanierungen, darunter am Schulzentrum Saarn und weitere Arbeiten am Otto-Pankok-Gymnasium. Doch Zeit- und Finanzplan der Kommune drohen erneut ins Wanken zu geraten. Schuld ist dabei der Bauboom in Deutschland.

Beispiel Gemeinschaftsgrundschule an der Heinrichstraße in Heißen: Für 3,3 Millionen Euro will dort die Stadt die Grundschule durch einen Neubau erweitern, ein Ausweichcontainer für die Bauzeit soll errichtet und ein Hausmeisterhaus abgerissen werden. Die Arbeiten werden vom Land im Rahmen von „Gute Schule 2020“ gefördert. „Wir schreiben diese Maßnahme jetzt allerdings zum zweiten Mal aus“, sagt Frank Buchwald, Leiter des städtischen Immobilien-Service. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, schon gar nicht einfach, Firmen zu finden, die das gewünschte Vorhaben zeitnah und dann auch noch zum angedachten Preis umsetzen. „Die Firmen,mit denen wir auch schon öfter zusammengearbeitet haben, sagen uns, dass sie bis zu einem Jahr ausgebucht sind“, berichtet Buchwald.

Neueinstellungen fallen den Betrieben schwer

Kein Einzelfall. In vielen Kommunen werden Schulen und andere öffentliche Bauten wie Uni-Kliniken saniert oder ganz erneuert. Die Städte haben Millionen aus Fördertöpfen des Landes und des Bundes erhalten. Unternehmen bauen gerade jetzt, weil die Zinsen im Keller sind und Geld auf der Bank teuer wird. Und dann, so Stadtsprecher Volker Wiebels, gebe es schließlich noch die vielen privaten Bauherren. Doch in der Baubranche ist die Arbeitskraft wie anderswo begrenzt. Neueinstellungen fallen den Betrieben schwer, weil es auch auf dem Bau Fachkräftemangel gibt. Daraus resultiert ein weiterer Nachteil, den auch die Stadt Mülheim derzeit zu spüren bekommt: Die Preise steigen, weil die Nachfrage am Markt steigt.

Daran hat sich die Stadt zwar gewöhnt, nicht jedoch an jedes Ausmaß: „Wir haben jetzt auf eine Ausschreibung für Elektroarbeiten ein Angebot bekommen, das um 40 Prozent über den kalkulierten Kosten lag“, so Buchwald. Für eine arme Stadt wie Mülheim nicht annehmbar. So muss auch hier erneut ausgeschrieben, gewartet und gehofft werden. Buchwald, der beim Deutschen Städtetag Sprecher der städtischen Immobilienwirtschaft ist, kennt diese Sorgen auch aus anderen Kommunen. „Was wir an Fördergeld erhalten, wird durch die gewaltige Preissteigerung am Bau wieder aufgezehrt.“ Ein Trauerspiel, und damit nicht genug.

Kampf um gute Ingenieure und Architekten

Der Bauboom in der Wirtschaft ist noch mehr als sonst ein Kampf um gute Ingenieure und Architekten. Der Markt ist sehr eng, und auf dem freien Markt verdienen die Ingenieure spürbar mehr als bei einer Stadtverwaltung. Zwar weisen jüngste Umfragen darauf hin, dass unter jungen Absolventen der öffentliche Dienst wieder an Attraktivität gewinnt, weil Geld nicht alles ist, aber bis sich das in einer Großstadt wie Mülheim auswirkt, wird dauern. So muss man im Technischen Rathaus weiter hoffen, freie Stellen besetzt zu bekommen und die Fachkräfte dann zu halten. Bisher gelang das begrenzt – und auch das führt zu Verzögerungen, für die man sich im Rathaus nicht verantwortlich fühlt.

>> BAUARBEITEN SOLLEN IM SOMMER STARTEN

Die Stadt will im Sommer mit folgenden weiteren Baumaßnahmen starten: am Schulzentrum Saarn, am Otto-Pankok-Gymnasium, an den Grundschulen Styrum, Zastrowstraße, Trooststraße, Dichterviertel, Heinrichstraße und an der Astrid-Lindgren-Schule.

Ein weiteres Projekt betrifft den Bismarckturm.