Mülheim. . Die Organisatoren schwärmen von besonderer Dynamik des Projektes – und hoffen auf neue, junge Betreuer, die bei Ferienaktionen mitmachen möchten.
Die Plätze für den Medl-Mitmach-Zirkus waren wieder im Nu vergeben – das Projekt ist begehrt wie eh und je. Und so sind die 100 Kinder, die am Montagmorgen im Park der Feldmannstiftung zusammengekommen sind, auch gespannt wie Flitzebögen: Was werden wir lernen? Was können wir unseren Eltern und all den anderen Besuchern beim großen Auftritt am Samstag im Zirkuszelt zeigen?
Marie hat sich für die Zauber-Gruppe entschieden. Mit einem Dutzend anderer Mädchen, zwei Jungen und einer Betreuerin sitzt die Siebenjährige im Schatten hoher Bäume. Mit Kennenlernspielchen im Kreis geht’s los: Der Plumpsack geht um. . . Ein paar Meter weiter möchte Felix (11) „mal etwas Neues probieren“. Trampolin und Trapez kennt er aus früheren Jahren, auch als Clown ist er aufgetreten. Jetzt hantiert er mit Fackelstangen. Die Kunst mit dem Feuer spricht Jungs an; nur ein Mädchen macht in dieser Gruppe mit.
Jonglage, Akrobatik, auf Kugeln laufen oder zaubern
Jonglage, Akrobatik, auf Kugeln laufen, auf dem Seil tanzen, sich als Fakir probieren und, und, und: Die Auswahl für die angehenden Stars in der Manege ist riesig. Dass der Zirkus wegen des Saarner Flüchtlingsdorfes nicht mehr am angestammten Platz neben der Harbecke-Halle stattfinden kann, findet Gabi Bartelmai (53) nicht schlimm. Im Gegenteil: Die Leiterin des Bereichs Jugendarbeit im Amt für Kinder, Jugend und Schule begrüßt den Ortswechsel. Zum einen sei man über den Gastwirt gut versorgt, zum anderen „erreichen wir hier in Styrum auch mal Kinder, die sich sonst nicht auf den Weg gemacht haben“. Das passe zu einem der Grundgedanken des Projekts: Teilhabe.
Kinder profitieren auch in anderer Form, sagt Max Fritzsche (23), beim Amt zuständig für Ferienprojekte aller Art. „Der Zirkus macht sie stark. Hier entsteht ein besonderer Spirit, eine spezielle Dynamik.“ Laut Bartelmai lernen die Sechs- bis Zwölfjährigen auch, mit Frust umzugehen: „Sie erfahren, dass es Grenzen gibt und dass sie diese aushalten können.“ Und nicht zuletzt würden unter der Zirkuskuppel oft Freundschaften geschlossen.
Alle schwärmen von der Gemeinschaft
Es sind nicht nur Kinder, die sich anfreunden. Auch Betreuer schwärmen von der Gemeinschaft. Zum Beispiel Johannes Elwin (22). Er ist einer von 30, die in dieser und der kommenden Woche – wenn in Styrum weitere 100 Kinder Zirkus machen – ihre Begleiter sind. Zwischen 16 und 23 sind die ehrenamtlich agierenden „Teamer“, wie sie sich nennen, und allesamt gut vorbereitet. Sie haben Schulungen hinter sich, wissen, welche Rechte und Pflichten sie im Umgang mit den Kindern haben, und welche Nähe oder auch Distanz angebracht ist.
Rund 100 Betreuer arbeiten mal mehr, mal weniger bei der Stadt mit. Der Bedarf ist größer, sagt Max Fritzsche, und hofft auf weitere Interessenten. Elwin, der normalerweise als Kellner arbeitet, ist übrigens schon im dritten Jahr beim Zirkus dabei. Sein Urteil würde hier wohl jeder sofort unterschreiben: „Es ist einfach eine super Sache.“
Energieversorger macht das Projekt möglich
Seit 2004 unterstützt der Energieversorger Medl den Zirkus. Auch diesmal fließt „ein fünfstelliger Betrag“, so Vertriebsleiter Jan Hoffmann. Das Projekt sei „eine Erfolgsstory, die bei der Medl nie zur Disposition gestanden hat“. Jedes Kind warte doch darauf, sechs Jahre alt zu werden, um mitmachen zu dürfen. . .
Man sei vom Projekt überzeugt: Die Kinder lernten soziales Miteinander und arbeiteten auf ein Ziel – die Aufführung – hin. „Sie wollen perfekt sein und ziehen eine Sache wirklich mal durch.“ Das sei eine wichtige Erfahrung in der heutigen Zeit.
Hier können Sie sich melden:
Das Projekt endet jeweils mit Aufführungen am Samstag: um 11 und 14 Uhr. Karten für 2 € gibt’s nur vor Ort an der Augustastraße: donnerstags von 10 bis 11 Uhr. Jugendliche ab 16 Jahren oder junge Erwachsene, die Lust haben als Betreuer mitzuarbeiten, melden sich bei Max Fritzsche: 0208/455-4535 oder maximilian.fritzsche@muelheim-ruhr.de.