Mülheim. . Landschaftswächter, Stadt, Polizei und Feuerwehr warnen vor Bränden durch Zigaretten und Grills. Auch am Ruhrstrand ist Schluss mit Brutzeln.

Vor der massiven Gefahr durch Wald- und Flächenbrände warnen aktuell Feuerwehr, Polizei und die Stadt Mülheim: Auch unserer Natur droht aufgrund anhaltender Trockenheit die höchste Waldbrandwarnstufe 5. Dann wäre sogar jegliches Betreten von Wäldern bis auf die Forstbehörde und den Brandschutz verboten.

Schon jetzt gilt landesweit die Waldbrandstufe 4. Dass selbst kleine Funken auf einer trockenen Wiese ausreichen, um einen Flächenbrand auszulösen, hat ein Einsatz der Feuerwehr in den Raffelberger Ruhrwiesen am Donnerstag gezeigt. 3000 Quadratmeter ausgetrocknete Wiese haben sich in Minuten entfacht – mutmaßlich durch Zigaretten oder einen Holzkohlegrill, wie man ihn für Kleines an jeder Tankstelle bekommt. Täter hat die Polizei noch nicht ermitteln können, die Ermittlungen laufen aber weiter.

Groß bleibt die Gefahr für das Naturschutzgebiet

Eine Konsequenz aus diesem Vorfall und der anhaltenden Brandgefahr zieht nun der Ruhrstrand – dies ist der einzige öffentliche Ort, an dem man grillen darf – zumindest bislang, denn seit gestern ist das Brutzeln auch hier eingestellt, wie Mitarbeiter Harald Windhagen mitteilt. Der Stopp sei aufgrund des hohen Risikos derzeit notwendig, denn für kleinere Brände sei man zwar mit einem Feuerlöscher gerüstet, „wenn aber links und rechts sich die Wiesen entzünden, hilft nur noch die Feuerwehr“.

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Groß bleibt jedoch die Gefahr für das Natur- und Landschaftsschutzgebiet weiterhin, denn gegrillt wird offenbar besonders außerhalb des Ruhrstrands. Die ehrenamtlichen Landschaftswächter sind daher schon seit einiger Zeit in größter Sorge: Bereits vor drei Wochen habe man die Stadt über das wilde Grillen in den Ruhrauen bis zum Dicken Damm informiert.

50 bis 70 Stellen, an denen gegrillt wird

Gut 50 bis 70 Fälle beobachten sie an einem Wochenende – pro Tag. In der Regel wird am Nachmittag und Abend auf schnell installierten Einweggrills gebraten. Spreche man sie an, meistens seien es Jugendliche, drohe schnell Gewalt, so die Erfahrung der Ehrenamtler. Dringend notwendig seien aus ihrer Sicht präventive Maßnahmen, die derzeitigen Kontrollen des Ordnungsamtes in den Auen nur ein Anfang. Ein Brand in den Auen? Eine Katastrophe für Pflanzen, Tiere – und Menschen.

Wie zäh jedoch ein Verwaltungsapparat im Zweifelsfall reagieren kann, hat der Mülheimer Joachim Wolf erst am Mittwoch erfahren. Er beobachtete eine kleine Gruppe, die unterhalb der Konrad-Adenauer Brücke gegen 16.30 Uhr einen Einweggrill anwarf.

Unverständliches Zuständigkeitswirrwarr

Das Ordnungsamt war nicht erreichbar, das Bürgerbüro verwies auf die Zuständigkeit der Polizei der Stadt Essen, die wiederum auf Mülheim. Für Wolf ein unverständliches Zuständigkeitswirrwarr: „Es muss doch möglich sein, dass man solche Gefahren an einer Stelle melden kann, die das bearbeitet. In anderen Städten wie Bochum gibt es dafür einen 24-Stunden Mängelmelder.“

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Verärgert nicht nur über den Flächenbrand am Raffelberg, sondern über die dortige Gesamtsituation zeigt sich Karl-Wilhelm Kamann. Der Landwirt bewirtschaftet die Ruhrwiesen am Raffelberg. Der Verlust von 3000 Quadratmetern Wiese sei das eine, der ständige Zulauf von wilden Grillern, Campern, Hundehaltern und ‘Badegästen’ ein anderes: „Die Zäune werden beschädigt, damit man auf das Gelände kommt. Der Müll bleibt liegen.“ Kamann fühlt sich mit dem Problem von der Stadt allein gelassen. „Immer wieder spreche ich es an, es geschieht nichts.“

Die Stadt: Auch in Mülheim gibt es Mängelmelder

Dünne Personaldecke, fehlender Schichtdienst beklagt Ordnungsamtsleiter Bernd Otto, dazu ständig weitere Aufgaben. Für Prävention kaum Raum. Eine Besserung sei erst Mitte 2019 möglich, wenn neun neue Kräfte hinzukommen.

Stadtsprecherin Anke Degner weist darauf hin, Gefahren unter 455-0 melden zu können. Unter www.muelheim-ruhr.de steht ein Mängelmelder bereit, der auch nach den Bürozeiten bearbeitet wird.