Mülheim, . Künstler Klaus Wiesel lässt Pigmente von Rost zu rätselhaften Mustern verlaufen. Seine abstrakten Gemälde sind Symbole des Strukturwandels

Mancher mag dies für eine Landschaft halten: schillernde braunrote Flächen verlaufen ineinander, mischen sich mit olivgrünen Kreisen, mal dominant überlagernd, mal mit einer geradezu andeutungsweisen Transparenz. Künstler Klaus Wiesel lässt die Deutungen seiner abstrakten Malerei bewusst offen. Unumstößlich ist nur sein Medium: Wiesel malt mit Rost, „denn für mich gehört er zu unserer Industriekultur – er ist ein Symbol für den Strukturwandel.“

In der Ruhrgalerie an der Ruhrstraße sind seine „Rostbilder“ zu sehen: „Nachbilder“ heißt die Ausstellung. Dass die massiven Spuren oxidierenden Metalls über eine derart reiche Farbpalette und auch ästhetische Leichtigkeit verfügen, war für den früheren Grafikdesigner und Kreativdirektor zunächst ebenfalls eine Überraschung.

Rost bietet reiche Farbpalette

Ein Experiment während seiner Auseinandersetzung mit Action-Maler Jackson Pollock für die Ruhrgalerie im vergangenen Jahr, brachte das faszinierende Potenzial der gemeinhin ungeliebten Patina zum Vorschein.

Fein zu Pigmenten zermörsert und mit Gummiarabicum gebunden, transmutiert Wiesel die korrodierten Metallspuren auf dem Papier wie ein mittelalterlicher Alchemist in schillernde Farbverläufe hinein. Gut in Chemie war der 57-Jährige als Schüler nie. Und nicht immer ist das Ergebnis von vorneherein geplant: „Ich fange mit einem Teil des Bildes, etwa einem Muster an, von dort aus entwickle ich es weiter. Ich reagiere auf die Eindrücke“, erläutert Wiesel.

Und doch fasziniert seine Technik des „gesteuerten Zufalls“. Rost von Eisen, Kupfer oder Zink vermischen sich – je nach Zutat – zu unterschiedlichen Spektren von grün, rot, schwarz oder auch weiß. Derart verflüssigt laufen sie wie Aquarellfarben ineinander. „Wichtig ist, dass das Papier saugstark ist“, erläutert der Künstler. Die erdigen Töne, die fransigen Kreise und organischen Verläufe mögen an eine natürliche Landschaft erinnern, anderes an die rätselhaften Frottagen eines Max Ernst. Wiesels eigener Bezug zu Rost, Eisen und Kohle erklärt sich über seine Herkunft: „Mein Vater hat im Duisburg am Hochofen gearbeitet.“

Nächste Arbeiten sollen aus Kohle entstehen

Der Rost, ein Verweis auf das Vergangene und gleichzeitig in seiner neuen Nutzung, auf die Zukunft. Und der nächste Schritt steht für den Rostmaler auch schon fest: „In der zweiten Jahreshälfte will ich mich der Kohle widmen“, sagt Wiesel und erzählt von seinem Großvater, der als Hauer in der Zeche gearbeitet hat.

Wie seine „Kohle-Bilder“ ausfallen werden? Noch ist das offen, wenn auch die Ausstellung gemeinsam mit verschiedenen Künstlern der Ruhrgalerie längst feststeht: „Schlusspunkt“ lautet der Arbeitstitel. Als Startpunkt ist der 19. Januar 2019 festgesetzt.

>> Die Ausstellung von Klaus Wiesel in der Ruhr Galerie sind noch bis zum 31. Juli zu sehen.

Extra-Öffnungszeiten im Juli: Di. - Do. 10.30-12.30 Uhr sowie Freitag (20.7. u. 27.7.) 10.30 -12.30 und 15-17 Uhr. Samstag und Sonntag (21.7., 22.7., 28.7.): 10.30-16.30 Uhr. Sonntag, 28.7. ab 10.30 Uhr, um 16 Uhr beginnt die Finissage.