Mülheim. . Neue Ausstellung in der Galerie an der Ruhr zeigt Arbeiten von drei Fotografen, die sich vom Amerikaner Jackson Pollock inspirieren ließen.
Es gibt wohl kaum einen Künstler, der sich nicht einmal an Jackson Pollock versucht hat, Fotografin Marion Callies hat der Pollock-Virus in einer Waschstraße infiziert: Unzählige Schlieren aus Schaum, Wasser und Wischmobfasern überlagern sich auf ihrer Windschutzscheibe wie ein gigantisches minutenlanges Action-Painting, das den amerikanischen Malerrebellen so berühmt gemacht hat.
Bei Callies machte es „klick“ – jetzt zeugen ihre Fotos in einer neuen Ausstellung des Mülheimer Kunstvereins (KKRR) an der Ruhrstraße 3 von dieser „Eingebung“. Aber nicht nur: Zur Eröffnung am morgigen Sonntag um 11 Uhr gehen zwei weitere Fotografen an den Start.
„Chaos“ aus Farben, Schlieren und Sprenkel
Bernd Pirschtats „Pollock“ besteht aus ultrascharfen Momentaufnahmen, in denen sich in einem Glastank unterschiedliche Flüssigkeiten mischen, wild hochspritzen und miteinander reagieren zu einem „Chaos“ aus Farben, Schlieren und Sprenkel, die „Jack the Dipper“ – wie Jackson Pollock als Vorreiter des „Drip Painting“ genannt wurde – wohl in expressive Verzückung gebracht hätte.
Etwas „ruhiger“ für das Auge geht es bei den Fotografien von Jürgen Brinkmann zu. Er hat einen Recycling-Betrieb besucht und stieß nachhaltig auf Strukturen, die an Pollocks abstrakten Expressionismus erinnern. Reihe an Reihe pressen sich gut in Paketen verschnürt Kleinwagen wie Blechdosen zu faszinierenden seriellen Mosaiken. Brinkmann beschäftigt das Zufällige dieser Strukturen: „Man weiß nicht, was sich dabei ergibt.“
Annährung an den amerikanischen Maler
Mal regiert der Zufall, mal die Abstraktion von der Gestalt – so unterschiedlich kann die Annährung an den amerikanischen Maler sein, der gegen eine Kunst rebellierte, die das Konkrete, die Figur betonte. Der sich mit seiner Kunstform aber auch gegen das „Produkt“ der Malerei wandte und anstelle den Prozess des Malens - die Aktion - in den Mittelpunkt rückte.
Es war nicht nur das aktuelle Pollock-Jahr, das Alexander-Ivo Franz, Vorsitzender des KKRR, zu dieser Ausstellung trieb: „Pollock ist ein Meilenstein in der Kunst, ein Rebell, der alle Sinne anspricht. Jeder erkennt etwas in seinen Bildern und jeder sieht etwas anderes.“
In der ehemaligen Villa von Ludwig Lindgens
Seit 2012 gibt es den Kunstförderverein und seine Stätte in der ehemaligen Villa von Ludwig Lindgens an der Ruhrstraße 3. 70 Ausstellungen konnte man seitdem in den gut 30 Räumen besuchen. Acht davon dienen übrigens als Ateliers, in denen man hautnah sehen kann, in welche Richtung zeitgenössische Mülheimer und auch internationale Künstler gehen.
„Alles ist hier offen – man inspiriert sich gegenseitig“, sieht Galerieleiter Alexander-Ivo Franz darin eine besondere Qualität und plant bereits für das kommende „San Francisco-Jahr: Wir wollen Künstler aus den USA einladen, die hier eine zeitlang residieren.“
<<< STÜNDLICHE FÜHRUNGEN
Am Sonntag, 10. September, öffnet die Ausstellung um 11 Uhr. Bis 20 Uhr können nicht nur die drei Verbeugungen vor Pollock, sondern ebenso weitere Arbeiten verschiedener Künstler betrachtet werden.
Stündliche Führungen durch das Haus an der Ruhrstraße 3 lassen hinter die Kulissen blicken. Der Eintritt ist frei.