Künstler Klaus Wiesel sieht ihn sogar in einem Malerteppich: Galerie an der Ruhr widmet weitere Ausstellung dem amerikanischen Action-Painter
Im breiten Schritt nach vorne gebeugt, den Pinsel dynamisch wie einen Degen vorgereckt – so zeigte seine Stahlplastik den amerikanischen Action-Maler Jackson Pollock in markanter Pose. Jetzt ist der Mülheimer Künstler Klaus Wiesel den Einflüssen des Meisters auf der Spur – und nicht zuletzt hat dies Auswirkungen auf sein eigenes Schaffen: „Pollock ist überall“, stellt Wiesel fest.
Pollock-Paranoia
Es scheint, als hätte die Galerie an der Ruhr eine regelrechte Pollock-Paranoia befallen. Denn der neuen Ausstellung „Die vielfältigen Wege einer Annäherung“ – bereits die dritte zum aktuellen Pollock-Jahr – kann man die Resonanzen des Rebellen natürlich an jeder Ecke ablauschen. Und dennoch ist die Schau mitnichten eintönig ausgefallen, was mitunter an der Vielfalt der Kunsttechniken liegt.
Sogar in einem bekleckerten Malerteppich und in Graffiti auf einer Betonwand hat Wiesel Pollo-eskes aufgespürt – oftmals kommt dies zustande, indem er aus beiden Vorlagen einen Ausschnitt pointiert auf abstrakte Formen und Farbtropfen wählt. Wiesel kürt den Vorleger provokant zur Kunst, indem er ihn kurzerhand auf den Leinwandrahmen spannt.
Wer diese Zusammenstellung von rund 50 Arbeiten allerdings auf Pollock reduziert, verkauft die Werke Wiesels unter Wert: Von der bewusst kruden Stahlskulptur bis hin zu entstofflichten Lichtgebilden, die der Mülheimer mit Ledlampen und langer Belichtungszeit fotografisch „malte“, zeichnet die Ausstellung eine Entwicklung, die sich von Pollock mehr und mehr verselbstständigt.
„Das Abstrakte fasziniert mich, weil es von den Zwängen der Figur befreit. Der Zufall spielt ein große Rolle“, sagt Wiesel, um im nächsten Raum gleich wieder eine andere Facette zu eröffnen. Eine Metallschablone von Pollock ließ der Künstler auf einer Leinwand rosten, verstärkte den Effekt mit Essig- und Salzlösungen und bearbeitete dann den Abdruck. „Ich steuere damit den Zufall“ kommentiert Wiesel das Ergebnis aus schillerndem Kupferrot: „Mich erinnern die Rostbilder an unsere Industriekultur. Ich male in Rost.“