Mülheim. Nach dem tragischen Tod einer 13-Jährigen im Vorjahr demonstrierten Verkehrswacht und Dekra am Samstag die Gefahr des toten Winkels für Radfahrer.
Ende 2017 kam es zu einem tragischen Unfall in Mülheim, als ein 13-jähriges Mädchen von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst wurde und zu Tode kam. Auch in diesem Jahr soll es mindestens 23 Tote in Deutschland durch abbiegende Lkw gegeben haben.
Die Mülheimer Verkehrswacht nahm dies zum Anlass, am Wochenende auf dem Kurt-Schuhmacher-Platz in Zusammenarbeit mit der Prüforganisation Dekra eine Demonstration zum Thema „Toter Winkel“ durchzuführen. Zu diesem Zweck brachte die Dekra ihren Lehr-Lkw mit in die Fußgängerzone und bot vorbeikommenden Passanten die Gelegenheit, ins Führerhaus zu steigen und zu erfahren, welche Sichtmöglichkeiten ein Fahrer durch sein Spiegelsystem hat. Anwesend waren auch zehn Kinder der Martin-von-Tours-Grundschule, die großen Spaß hatten, sich hinter das Lenkrad des Trucks setzen zu dürfen.
Zehn Kinder verschwinden bei Test im toten Winkel
Eingeladen hatte die Verkehrswacht die Schüler, um zu verdeutlichen, wie groß die Fläche ist, die vom Lkw-Fahrer nicht eingesehen werden kann. Mit Leichtigkeit passten die Schüler in den Bereich des toten Winkels. Und es hätten noch mehr sein können, so Prof. Gunter Zimmermeyer vom Vorstand der Mülheimer Verkehrswacht: „Selbst die doppelte Anzahl an Kindern würde man nicht sehen können.“
Mit ihrer Aktion will die Verkehrswacht Fußgänger und Radfahrer für die Gefahren sensibilisieren, die von einem rechtsabbiegenden Lkw ausgehen. Zugleich gab sie Tipps, wie der schwächere Verkehrsteilnehmer mögliche Kollisionen mit einem Brummi vermeiden kann. „Wir weisen die Radfahrer darauf hin, dass sie zum Beispiel bei einem an einer Kreuzung wartenden Lkw nicht bis zum Führerhaus vorfahren, sondern hinter dem Wagen stehen bleiben und dann sehen, ob er abbiegt oder nicht“, erläutert Zimmermeyer.
„Recht haben ist das eine, tot sein das andere“
Auch wenn ein Radfahrer Vorfahrt vor einem abbiegenden Mehrtonner habe, sei es besser, auf sein Recht zu verzichten. „Recht haben ist das eine, möglicherweise tot sein das andere“, fordert Zimmermeyer mehr Aufmerksamkeit von Radfahrern zu ihrem eigenen Schutz.
Die selbe Achtsamkeit fordert der Verkehrswachtler von Fahrern ein. Ebenfalls in der Pflicht sieht er die Ausrüster der großen Transporter: „Seit einiger Zeit gibt es einen Rechtsabbiege-Assistenten, mit dem laut Unfallforscher 60-70 Prozent solcher Unfälle vermieden werden könnten.“ Die Verkehrswacht fordert daher den Einbau dieses Hilfssystems in alle Lkw.
>> 3000 UNFÄLLE ZWISCHEN LKW- UND RADFAHRERN
2017 gab es rund 3000 Kollisionen mit einem Lkw und einem Radfahrer in Deutschland. Ein Drittel davon seien Rechtsabbiegeunfälle. 35 endeten für die Radfahrer tödlich. Allerdings, sagt Zimmermeyer, sei diese Zahl hochgerechnet, da es keine gesonderte Statistik für diese Art von Unfällen gebe.
Hätte der Unfall in Mülheim mit einem Rechtsabbiegesystem verhindert werden können? Zimmermeyer antwortet: „Das ist nicht klar, aber wenn das Mädchen eine Ausbildung von uns gehabt hätte und sich danach gerichtet hätte, auf jeden Fall.“