Mülheim. . Schülerin (13) war von Lkw überrollt worden und gestorben. Gegen Fahrer wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Junge Zeugin gesucht.

  • „Viele Menschen haben bei uns angerufen und einfach nur geweint“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann
  • Schüler haben mit bunter Kreide Herzen gemalt und Trauerbotschaften vor dem Heißener Hof hinterlassen
  • Der Lkw-Fahrer ist noch nicht vernehmungsfähig; gegen ihn wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt

Nach dem schweren Verkehrsunfall am Montagfrüh in Heißen, in Folge dessen ein 13-jähriges Mädchen ums Leben gekommen ist, hat die Polizei von einer nie dagewesenen Anteilnahme berichtet. „Viele Menschen haben bei uns angerufen und einfach nur geweint“, sagt Sprecher Lars Lindemann. „Wir haben leider immer wieder mit schweren Unfällen zu tun – so eine Reaktion aber gab es noch nie.“

Nachdem bekannt geworden war, dass die Schülerin gegen kurz vor acht in der Einfahrt zum Heißener Hof von einem Betonmischer erfasst und schwerst verletzt worden war, seien etliche Anrufe eingegangen. „Viele haben gedacht, es könne ein Kind sein, dass sie kennen und von dem sie wissen, dass es dort regelmäßig entlangfährt.“ Auch Bekannte aus der Schule und von Vereinen hätten sich erkundigt. „Sie waren alle sehr betroffen“. Erst recht, nachdem sich gegen Mittag verbreitet hatte, dass das Mädchen verstorben war.

Viele Menschen setzen ein Zeichen der Trauer

Wie traurig dies viele Menschen macht, zeigt sich gestern auch am Unfallort: Schüler haben mit bunter Kreide Herzen gemalt und Trauerbotschaften in der Einfahrt vor dem Heißener Hof hinterlassen, direkt neben den grellgrünen Unfall-Markierungen der Polizei. Dutzende Grab- und Teelichter flackern vor einem Zaun, Menschen haben Herbststräuße mit handgeschriebenen Zetteln abgelegt, Rosen, Sonnenblumen. Auch zwei Mädchen im Alter des Opfers bringen Blumen vorbei, liegen schluchzend in den Armen ihrer Mütter.

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Am Vortag waren an gleicher Stelle diverse Polizisten und Rettungskräfte im Einsatz gewesen, darunter laut Lindemann auch Auszubildende, und Kollegen, die selbst Kinder haben. „Manchem ging es hinterher sehr schlecht.“ Einige hätten keinen Dienst mehr machen können. „Sie haben die Hilfe eines landesweit agierenden Betreuungsteams der Polizei in Anspruch genommen.“

Fahrer noch nicht vernehmungsfähig

Betreut worden sei von Anfang an auch der Fahrer des Betonmischers, dem es ebenfalls „sehr schlecht“ gehe. „Noch ist er nicht vernehmungsfähig.“ Sobald das der Fall sei, werde die Polizei mit ihm sprechen. Ermittelt werde wegen fahrlässiger Tötung. Das auf Unfälle spezialisierte Mülheimer Verkehrskommissariat hat den Fall übernommen. Gemeinsam mit Kollegen der Streifenpolizei sowie einem unabhängigen Gutachter der Dekra hatten die Experten den Unfallort unter die Lupe genommen. Der Lastwagen des 59-Jährigen wurde sichergestellt; die Dekra überprüfe nun, in welchem technischen Zustand er war, und ob er ordnungsgemäß – etwa mit den nötigen Spiegeln – ausgestattet war.

Ermittler suchen ein junges Mädchen als Zeugin

Die Ermittler suchen unterdessen nach einer womöglich wichtigen Zeugin. Eine Autofahrerin hatte sie auf „ein etwa zwölf bis 14 Jahre altes Mädchen“ aufmerksam gemacht, das zu Fuß hinter der Schülerin und einer weiteren Radfahrerin (ebenfalls 13) auf dem Rad- und Gehweg unterwegs gewesen sein soll. Das Mädchen sei plötzlich zusammengezuckt und davongelaufen. Es sei davon auszugehen, dass es den Unfall beobachtet hat. Laut Polizei trug die Gesuchte einen grün-blauen Rucksack der Marke Dakine. Die Beamten bitten das Mädchen und andere Zeugen sich unter 0201/829-0 zu melden.