Mülheim. . Nach Kollision mit Betonmischer war eine junge Radfahrerin gestorben. Unfall im Herbst 2017 am Heißener Hof hatte große Bestürzung ausgelöst.
Groß war die Anteilnahme nach dem schrecklichen Verkehrsunfall am 9. Oktober vergangenen Jahres in der Einfahrt zum Heißener Hof. Eine 13-jährige Radfahrerin war auf dem Schulweg mit einem Betonmischer kollidiert und wenige Stunden später im Krankenhaus gestorben. Gegen den Fahrer des Lastwagens hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben.
Voraussichtlich im Juli wird sich der 60-jährige Essener vor dem Amtsgericht Mülheim verantworten müssen. Das teilte Cornelia Flecken-Bringmann, stellvertretende Direktorin des Amtsgerichts, jetzt auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
Unfallanalytisches Gutachten liegt vor
Die Staatsanwaltschaft, der ein unfallanalytisches Gutachten vorliegt, werfe dem Fahrer, der damals einen schweren Schock erlitten hatte, unter anderem vor, dass er die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen habe. Er habe die Schülerin beim Rechtsabbiegen wohl übersehen, den parallel zum Frohnhauser Weg verlaufenden Fuß- und Radweg nicht ausreichend im Blick gehabt. Laut Anklagebehörde hätte der 60-jährige den Zusammenstoß vermeiden können, wenn er in den rechten Außenspiegel geschaut hätte, so Flecken-Bringmann. Dann nämlich hätte ihm das Mädchen auffallen müssen.
Der Lkw-Fahrer war offenbar erst kurz vor der Kollision wieder angefahren; dementsprechend sei er auch verhältnismäßig langsam unterwegs gewesen, berichtet Flecken-Bringmann. Die Staatsanwaltschaft gehe von 11 km/h aus. Dennoch war dies möglicherweise zu schnell. Hätte er sich mit noch geringerer Geschwindigkeit an die Einfahrt herangetastet, hätte er rechtzeitig bremsen können, so die Anklage.
Polizei berichtete von nie dagewesener Anteilnahme
Die Polizei hatte nach dem Unfall von einer nie dagewesenen Anteilnahme berichtet. „Viele Menschen haben bei uns im Polizeipräsidium angerufen und einfach nur geweint“, sagte Sprecher Lars Lindemann damals.
Auch am Unfallort war deutlich zu erkennen, wie traurig das Unglück viele Mülheimer machte: Schüler hatten mit bunter Kreide Herzen gemalt, Trauerbotschaften hinterlassen. Dutzende Grab- und Teelichter flackerten neben liebevoll drapierten Sträußen und Blumen. Fünf Notfallseelsorger waren im Einsatz gewesen und selbst erfahrene Rettungskräfte mussten betreut werden.
An den tödlichen Unfall erinneert ein „Ghost Bike“
Für Entsetzen hatte einige Wochen später auch das Verschwinden des zur Erinnerung an die Schülerin aufgehängten, so genannten Ghost Bike gesorgt. Das weiße Fahrrad war Anfang November entwendet worden. Bis heute fehlt laut Polizei jede Spur davon. Mittlerweile aber hängt zwischen Heißener Hof und A40-Brücke ein neues weißes Zweirad. Die 13-Jährige soll nicht in Vergessenheit geraten.
>> VERBÄNDE: FAHRRADWEGE ANDERS GESTALTEN
Nach Meinung der Radverbände ist die Politik gefragt, die Anlage der Fahrradwege grundsätzlich anders zu gestalten und den Radfahrer als normalen Verkehrsteilnehmer sichtbar zu machen.
Die Verbände fordern insgesamt mehr Aufmerksamkeit und weisen auf Verkehrskonzepte in anderen Ländern hin, wo die Sicherheit der Radfahrer einen höheren Stellenwert habe.