Mülheim. . Der Verkehrsübungsplatz Holthausen ist stillgelegt und gilt als zu klein. Polizei und Verkehrswacht fordern eine neue, viel größere Anlage.
Polizei und Verkehrswacht appellieren an die Politiker, dafür zu sorgen, dass es in Mülheim künftig wieder einen Verkehrsübungsplatz gibt. „Wir haben immer mehr Kinder, die nicht Rad fahren können, und es gibt immer mehr Erwachsene, die mit Rädern verunglücken“, betonte Polizeidirektor Wolfgang Packmohr.
Bundesweit, so Prof. Dr. Gunter Zimmermeyer vom Vorstand der Mülheimer Verkehrswacht, sei festzustellen, dass viele Kinder mit dem Fahrrad einfach nicht zurechtkommen. Er sieht ein erhebliches Risiko darin, wenn diese Kinder dann im Alltagsverkehr unterwegs sind. „Kinder brauchen zunächst Praxis in einem geschützten Raum“, fordert Zimmermeyer und macht sich für einen Verkehrsübungsplatz stark.
Kommune im Nothaushalt
Den vor Jahren stillgelegten Übungsplatz an der Wittekindstraße wieder in Betrieb zu nehmen, halten Polizei und Verkehrswacht nicht für sinnvoll. Der Grund: viel zu klein. Die Anlage wird heute von Anwohnern betreut und dient als Spielfläche, als Ort, an dem kleine Kinder lediglich erste Fahrversuche unternehmen können.
Packmohr hält eine Verkehrsanlage mit rund 4500 Quadratmetern für erforderlich, wo es dann auch Räume für Schulungen, Unterstellmöglichkeiten für Räder und Toiletten gibt. Die jetzige Form der Verkehrserziehung an Schulen erfolgt über die Jugendverkehrsschule, die mit einem Sprinter und einigen Rädern im Gepäck zu den Schulen fährt, wo dann auf dem Schulgelände geübt wird. Für die Polizei ist das eine unbefriedigende Lösung und wenig professionell. „Die Städte bauen Radwege aus und animieren die Menschen, aufs Rad zu steigen — dann müssen sie aber auch etwas für die Sicherheit tun und investieren“, so Packmohr.
In der Sache stimmt ihm der Leiter vom städtischen Immobilien-Service, Frank Buchwald, voll zu. Er gibt jedoch zu bedenken: Mülheim ist eine Kommune im Nothaushalt, mit über zwei Milliarden Euro verschuldet, und ein Verkehrsübungsplatz ist eine freiwillige Aufgabe. Soll heißen: Es ist fraglich, ob eine Bezirksregierung als kommunale Aufsicht hier Ausgaben in vielleicht siebenstelliger Höhe zustimmen würde.
Geld durch kreative Ideen ersetzen
Ein derart großes Grundstück, das geeignet wäre, sei derzeit auch nicht bekannt. Der Immobilienservice und das Grünflächenamt würden jedoch, wenn es die Politik wünscht, sich auf die Suche machen. Ein Grundstück, so Zimmermeyer, wäre ein Anfang. „Fehlendes Geld müssen wir eben mit kreativen Ideen ersetzen“, sagt er und denkt an mögliche Sponsoren. Die Verkehrswacht und die Polizei wären bereit, die Anlage mit zu betreuen. Offen wäre auch, inwieweit die Stadtverwaltung personell in der Lage wäre, einen Verkehrsübungsplatz in der Größe personell zu unterstützen. Peter Roedel aus dem Ordnungsamt ist von einem großen Wurf auch nicht überzeugt. Er gibt zu bedenken, dass die Unfallzahlen in Mülheim rückläufig seien, obwohl die Zahl der Radfahrer sich in den vergangenen Jahren verdoppelt habe. Allerdings, so die Polizei, liegt Mülheim bei den Unfällen auf die Einwohnerzahl gesehen über dem Landesdurchschnitt.
CDU: Anlage einfach instand setzen
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die CDU-Fraktion im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung. „Uns geht es darum, dass diese Anlage wieder reaktiviert wird“, sagt Markus Püll (CDU) und verweist darauf, dass früher Generationen von Kindern an der Wittekindstraße Rad fahren und Verkehrsregeln gelernt haben. „Das hat auch funktioniert.“
Die Union warnt davor, die Sache mit nicht bezahlbaren Wünschen zu gefährden. Püll: „Es geht darum, auf der Anlage wieder Verkehrszeichen aufzustellen, Straßen und Wege wieder einzuzeichnen und mit den Kindern wieder zu üben – mit dem Ziel: mehr Sicherheit.“ Das müsse und dürfe keine Unsummen kosten.