Mülheim. . Der Baudezernent arbeitet an einer einvernehmlichen Lösung zur Thyssenbrücke. Ein Vorschlag zur Problembehebung wird nicht von allen akzeptiert.
Kleinigkeiten können großen Ärger bereiten, auch am Bau. Sieben Zentimeter fehlen zwischen Pfeiler und Träger bei der neuen Thyssenbrücke, ein massives Problem. Täglich, sagt Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen, werde mit allen Beteiligten daran gearbeitet, das Problem zu lösen. Der vor wenigen Tagen unterbreitete Ingenieurvorschlag sieht als Lösung vor, die Aufleger zu unterfüllen – einfach ausgedrückt. „Doch diese Lösung müssen alle akzeptieren, betont Vermeulen. Von der bauausführenden Firma gebe es jedoch noch keine Zustimmung.
Wenn nicht alle die Lösung zur Mängelbeseitigung akzeptieren und von ihr überzeugt sind, wird es mit dem Baudezernenten keinen Weiterbau geben. Zu riskant: „Am Ende wären wir aus der Garantie raus“, sagt er und versichert, dass er nicht um der Schnelligkeit wegen eine untaugliche Brücke akzeptiert. „Wir haben eine intakte Brücke bestellt und die erwarten wir auch.“ Im schlimmsten Fall müsse die Brücke wieder zurückgebaut werden. Doch daran will keiner denken.
„Jeder Tag Verzögerung kostet am Ende viel Geld“
Baudezernent in Mülheim zu sein, ist zurzeit nicht vergnügungssteuerpflichtig: Ein gerichtliches Verfahren will Vermeulen in jedem Fall verhindern. Denn das hieße: Stillstand an dem 25-Millionen-Projekt mit hoher Verkehrsbedeutung. Ein Gutachter soll eingeschaltet werden, doch auch dazu müssen alle Seiten, sprich Baufirma, Planungsfirma, Stadt, zustimmen. Auch da fehlt die Einigkeit – noch.
Wer hat den Fehler gemacht? Sind die Pläne falsch? Hat die Baufirma nicht sauber gearbeitet? Irgendwoher müssen die sieben Zentimeter Luft kommen, so dass die Brücke nicht aufliegt. Vermeulen will keine Schuldzuweisungen und setzt auf Fairness und Einsicht. Denn: „Jeder Tag Verzögerung kostet am Ende den Schadensverursacher viel Geld.“ Und eines Tages werde der Verursacher feststehen.
Gefahr, dass der Stahl an der alten Brücke reißt
Das Ziel bleibt, in den Herbstferien, wenn der Bahnverkehr darunter für zwei Wochen ruht, die neue Brücke zu installieren. Weiterhin wird an der Baustelle auch gearbeitet. Längst arbeitet die Bauverwaltung aber auch an einem Plan B und C, falls es am Ende nicht hinhauen sollte. „Wir sitzen permanent über Plänen, um handlungsfähig zu bleiben“, so Vermeulen. Er sagt aber auch, dass alle anderen Konzepte gravierende Nachteile hätten. Dabei geht es längst nicht nur um Umleitungen für Autofahrer.
Dass die marode alte Brücke, die seit Längerem nur noch eingeschränkt genutzt wird, länger in Betrieb bleiben kann, glaubt der Dezernent nicht. Auch das müsste ein Gutachter über längere Zeit in Augenschein nehmen. Wie weit ist die Korrosion an der Brücke fortgeschritten? Es besteht die Gefahr, dass der Stahl hier reißt.
Hütte ist auf die Gasleitung an der Brücke angewiesen
Ohne Brücke haben nicht nur die Autofahrer ein Problem, auch die Friedrich-Wilhelms-Hütte könnte eines bekommen. Unter der Brücke verläuft die Gasleitung, die die Hütte versorgt. Ohne Brücke keine Gasleitung. Die Gaslieferung müsste dann auf einem anderen Weg erfolgen, eventuell sogar aufwändig durch Flaschenlieferungen. Ohne Brücke hat auch die Oberhausener Straßenbahn ein großes Problem. Sie muss zur Wartung und Reparatur ins Mülheimer Depot. Ohne Brücke kommt sie dort nicht mehr hin. Die Bahn fiele aus.
In den Bezirksvertretungen und in den Fraktionen hält die Bauverwaltung die Politiker auf dem Laufenden. Transparenz ist gewünscht und wird geliefert, an Alternativen wird gearbeitet. In der Politik fürchtet man den Fall, dass es am Ende nicht reicht, und sieht in der mit Baustellen derzeit ohnehin stark belasteten Stadt eine weitere Verschärfung der Verkehrslage.