Mülheim. . Unter dem Titel „Wasser in der Stadt von morgen“ arbeiten Stadt und Emschergenossenschaft zusammen. Es geht um wassersensible Stadtentwicklung.

Regenwasser geht in vielen Fällen in die Kanalisation, dabei hat dort eigentlich nur Abwasser etwas verloren. Das Niederschlagswasser muss nicht aufwendig geklärt werden, es ist sauber und versickert idealerweise einfach. Noch aber mischen sich auf etlichen hiesigen Flächen Regen- und Brauchwasser. Ein Zustand, den Stadt und Emschergenossenschaft gern ändern würden. Am Montag haben Umweltdezernent Peter Vermeulen und Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Genossenschaft, die Kooperationserklärung „Wasser in der Stadt von morgen“ unterzeichnet.

Länger schon währt ihre Zusammenarbeit in der Zukunftsinitiative: 2005 fiel der Startschuss. Im Mai 2014 haben die Genossenschaft, das Land und die Emscherkommunen – Mülheim zählt dazu, weil Teile Dümptens und Heißens im Emschergebiet liegen – eine Absichtserklärung verfasst. Erste Projekte sind umgesetzt, ein Maßnahmenkatalog wurde ausgehandelt.

Klimawandel zwingt zum Umdenken

Oberstes Ziel ist eine wassersensible Stadtentwicklung. In Zeiten des Klimawandels, von Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser müsse man zwangsläufig darüber nachdenken, wie man anders und besser mit Wasser umgeht, so Vermeulen. Typische Unwetter-Bilder von völlig überlasteten Kanälen und hochfliegende Kanaldeckeln sollen seltener werden, das Wasser im Kanal weniger.

In Mülheim setzt man dafür zuallererst auf besagte Entkoppelung des Niederschlagswassers. So wurden schon Gräben und Siepen an der Essener Stadtgrenze von der Kanalisation abgeschnitten und an den Borbecker Mühlenbach angeschlossen. Zudem hat die Verwaltung Schulen im Hexbachtal, an der Kleiststraße und am Sunderplatz so umgebaut, dass das Regenwasser von Dach und Hof in Gräben abfließt oder im Erdreich versickert. Gut ist das für die Natur – und für die klammen Kassen: Für Wasser, das nicht im Kanal landet, fallen keine Abwassergebühren an.

Ein Motor für die Aufwertung von Stadtteilen

Das Regenwasser, welches nicht mehr sinnlos davonrauscht, kann auch für die Stadtentwicklung ein Gewinn sein, sagt Vermeulen. So könnten sich vom Regen gespeiste Teiche zu beliebten Treffpunkten entwickeln. Dieses könnten „geradezu ein Motor für die Aufwertung von Stadtteilen sein“, sagte Grün.

Auch Bäche, die lange im Verborgenen vor sich hinplätscherten, sollen wieder sichtbar werden. Renaturierung ist das Stichwort. „Wir wollen mit unserem Wasser leben“, betont Vermeulen.

Auch Saarner Heubach entkoppeln

Auch andere Maßnahmen sollen die Stadt ökologisch voranbringen: etwa die Begrünung möglichst vieler kahler Dächer. Als nächstes großes Projekt strebe die Stadt an, den Saarner Heubach von der Kanalisation, in die er zur Zeit eingeleitet wird, abzukoppeln. „In dem Zusammenhang kann und sollte auch Oberflächenentwässerung auf der Entwicklungsfläche der ehemaligen Lindgens-Fabrik ohne Einleitung in die Kanalisation geplant werden“, fordert Vermeulen. Überhaupt: Alle Neubaugebiete sollten entsprechend behandelt werden.

Durch die Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft, hofft der Umweltdezernent, werde auch der Ruhrverband dazu gebracht, bald etwas mehr zu tun. . .

Rund 2,5 Millionen Euro aufgewendet

Auf 15 Prozent der Flächen soll Regenwasser nicht mehr im Kanal landen, darauf haben sich die 15 Kommunen geeinigt. In Mülheim ist man bereits bei 12 Prozent angelangt. Damit sei die Stadt weit vorn, hieß es nun.

Für die Entkoppelung wurden bis dato rund 2,5 Mio Euro aufgewendet. Circa eine Million Euro hat die Emschergenossenschaft dazu gegeben; der Rest kam größtenteils vom Land.