Mülheim. . Am Pfingstmontag kommt „Fräulein Agnes“ von Rebekka Kricheldorf in der Inszenierung des Deutschen Theaters Göttingen zur Aufführung.

Rebekka Kricheldorf ist den Mülheimer Stücke-Freunden bereits gut bekannt. Schon zum vierten Mal ist sie in diesem Jahr für den Dramatikerpreis nominiert. Am Pfingstmontag, 21. Mai, wird ihr Stück „Fräulein Agnes“ in der Inszenierung des Deutschen Theaters Göttingen in der Stadthalle gezeigt. Hier spricht die Autorin über ihre Arbeit und Mülheim-Erfahrung.

Zum ersten Mal waren Sie 2005 für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert, jetzt bereits zum vierten Mal. Was waren die Themen, über die Sie damals geschrieben haben und wie unterscheiden sie sich von den heutigen?

Kricheldorf: Im ersten Stück, „Die Ballade vom Nadelbaumkiller“, ging es um Generationskonflikte, im zweiten, „Alltag & Ekstase“, um Selbstoptimierung, das dritte, „Homo Empathicus“, war eine Art Social-Fiction-Dystopie über eine hyperpositive Gesellschaft. Ich versuche, für jedes neue Stück eine eigene Welt zu entwerfen, mit einer zu dieser Welt passenden Form und Sprache.

Worauf freuen Sie sich am meisten in Mülheim?

Auf die Publikumsgespräche. Da weiß man nie, was passiert. Manchmal verlaufen sie sehr harmonisch, aber ich habe schon erlebt, dass sich Publikum und Schauspieler anschrien und sich der Moderator überfordert zurückzog. Die Mülheimer Diskussionen sind irgendwie Kult!

Wie lange haben Sie an „Fräulein Agnes“ gearbeitet und die wievielte Version bekommen wir auf der Bühne zu sehen?

Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nie, wo ich den exakten Anfangspunkt für den Arbeitsprozess setzen könnte. Die erste Idee zu diesem Stück hatte ich schon vor vielen Jahren und schrieb damals auch schon die ersten Dialoge. Aber dann ruhte dieses Stückvorhaben erst mal eine Weile. Ich schreibe nie mehrere, sauber getrennte Fassungen. Die Stücke sind eher mal langsamer, mal schneller vor sich hin wuchernde Textkörper.

Haben Sie einen Lieblingsautor?

Hm, es gibt eher viele, auch sehr unterschiedliche Autoren, die ich schätze. Hier jetzt willkürlich ein paar Namen zu nennen, fände ich seltsam, deshalb lasse ich es lieber.

Wo und wann schreiben Sie am besten?

Ich bin langweilig, ich schreibe am besten zu Hause und tagsüber. Und nüchtern! Null Rock’n’Roll.

Mit Erich Sidler, dem Regisseur von „Fräulein Agnes“, arbeiten Sie häufig zusammen. Was macht diese Zusammenarbeit aus?

Wir haben wohl eine ähnliche Sicht auf die Welt und können uns sehr gut darüber verständigen, was wir auf der Bühne für erzählenswert halten. Und sein Umgang mit Sprache und Humor passt auch sehr gut zu meinen Texten.

Mit wem sprechen Sie am liebsten über Ihre Texte?

Ich spreche am liebsten überhaupt nicht über meine Texte. Vor allem, wenn sie fertig sind. Während des Arbeitsprozesses gibt es zwei, drei mir sehr nahe Menschen, die ich ab und zu nach ihrem Lese-Eindruck frage. Aber ich rede sehr, sehr gern über die jeweiligen Themen, um die es in den Stücken geht. Und zwar am besten mit jedem!

>>>INFO: ZUR PERSON

Rebekka Kricheldorf ist 1974 in Freiburg im Breisgau geboren.

Sie studierte zunächst Romanistik an der Humboldt-Universität Berlin. Von 1998 bis 2002 belegte sie den Studiengang Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.

Kricheldorf schrieb Auftragswerke für das Staatstheater Stuttgart, das Theater am Neumarkt in Zürich, das Staatstheater Kassel und das Deutsche Theater Berlin. 2004 war sie Hausautorin am Nationaltheater Mannheim, von 2009 bis 2011 Dramaturgin, Hausautorin und Mitglied der Künstlerischen Leitung am Theaterhaus Jena.

Rebekka Kricheldorf lebt als freie Autorin in Berlin.