Bochum. . In der Satire „Homo Empathicus“ von Rebekka Kricheldorf laufen die Schauspielschüler der Folkwang-Uni im Theater Unten zu großer Form auf.
- Stück erzählt von einer Welt, in der nur Liebe und Zuneigung regiert
- Die Rollen auf der Bühne sind relativ gerecht verteilt
- Jeder der jungen Darsteller formt seine Figur mit viel Liebe, absolut sehenswert!
Stellen Sie sich eine Welt ohne Hass und Gewalt vor, ohne Konflikte und Ärger. Eine Welt, in der Liebe, Zuneigung und Verständnis regiert, in der gesund gelebt, jede Kalorie einzeln gezählt und alles Schöne und Gute im „Dankbarkeits-Tagebuch“ festgehalten wird.
Diese Idee einer utopischen Gesellschaft, die aussieht, als hätten Barbie und Ken eine Sekte gegründet, beschreibt die Dramatikerin Rebekka Kricheldorf in ihrer Satire „Homo Empathicus“, die am Donnerstag unter großem Beifall im Theater Unten aufgeführt wurde.
Rollen sind gerecht verteilt
Entstanden ist das Stück vor zwei Jahren aus Auftragsarbeit zum Start der neuen Intendanz in Göttingen. In Bochum entdeckt Regisseur Thomas Ladwig gemeinsam mit den Schauspielstudenten der Folkwang-Uni die Vorzüge dieser unterhaltsamen Vorlage. Denn die Rollen sind relativ gerecht verteilt, so dass jeder der elf Eleven im Laufe der 90 trubeligen Minuten mindestens einen großen Auftritt für sich verbuchen kann.
Welch formidable Arbeit im Theaterzentrum geleistet wird, verblüfft bei den jährliche Leistungsschauen immer wieder. Da macht auch der aktuelle Jahrgang keine Ausnahme: Obwohl das Stück eher einem großen Ensemble-Reigen gleicht, geht im Gewimmel auf der Bühne niemand unter. Jeder Darsteller formt seine Figur mit viel Liebe. Allein diese beachtliche Gesamtleistung lohnt den Besuch.
Adam und Eva mischen alle auf
Die Gesellschaft auf der Bühne (von Laila Rosato), adrett frisiert und in bunte Stoffkleidung gehüllt, strebt nach Harmonie. Jeder Ansatz eines emotionalen Ausrasters wird streng abgebügelt. Wer aufmuckt, muss zum „Wegsprechen“, einer Therapiesitzung bei Schwester Osho. Überhaupt gibt die Autorin ihrer sonderbaren Kolonie ein zauberhaftes Vokabular mit: Der Gang zur Toilette wird zum Besuch im „Hygienezentrum“, der Lebensgefährte ist „das Lebensmensch“.
Wenn mit Adam und Eva im zweiten Teil zwei normal verkorkste Figuren Einzug in die gleichförmige Idylle halten, wird die Satire zur Groteske – und gerät in relativ vorhersehbares Fahrwasser. Adam und Eva sind Menschen wie wir: Sie rauchen, saufen und haben haufenweise Probleme, die von der utopischen Gesellschaft natürlich kritisch beäugt werden. Kein Zweifel: Die „Wilden“ müssen weg...
Thomas Ladwigs kluge Inszenierung und das beherzt aufspielende Ensemble sorgen für einen sehenswerten Theaterabend. Einzelne Darsteller besonders heraus zu picken, wäre ungerecht. Schade bloß, dass den Eleven für ihre großen Auftritte schon seit Jahren nur der Theaterkeller zur Verfügung steht. So viel Talent hätte eine größere Bühne verdient.
Wieder 25. und 26.2. sowie 10., 12., und 29. März. Karten (12, erm. 8 Euro): 0234 / 33 33 55 55.