Mülheim. . Die Bildungsinitiative Ruhr-Futur macht weiter: In Mülheim profitieren von den Geldern nicht nur Schulen – an der Hochschule gibt’s neue Stellen.

Die Bildungsinitiative Ruhr-Futur will jungen Menschen aus der Region zu bestmöglicher Bildung verhelfen. Für dieses hehre Ziel hat sich die Stiftung Mercator 2013 mit der Landesregierung, dem Regionalverband Ruhr, einigen Kommunen und Hochschulen zusammengetan. Die erste Förderphase ist mittlerweile beendet – weiter geht es trotzdem: Die Partner haben jüngst eine erneute Kooperation bis 2022 vereinbart. Die Stiftung stellt wieder 15 Millionen Euro bereit – und auch Mülheims Nachwuchs profitiert.

So die Studenten an der Hochschule Ruhr West. Erst vor rund zwei Jahren ist die HRW zu Ruhr-Futur gestoßen; die Unterstützung bestand bislang in der Finanzierung einer halben Stelle zur Befragung der Studierenden. Um immer genauer zu verstehen, wer die jungen Frauen und Männer eigentlich sind, die sich in Mülheim einschreiben, woher sie kommen, was sie sich erhoffen und was sie brauchen, werden Fragen gestellt, Antworten gesammelt.

Klientel unterscheidet sich vom Rest NRWs

Ähnliches geschieht an den anderen, an Ruhr-Futur beteiligten Hochschulen, berichtet HRW-Vizepräsidentin Prof. Susanne Staude. Die Ruhr-Uni Bochum zählt dazu, die Technische Universität Dortmund, die Fachhochschule Dortmund, die Uni Duisburg-Essen sowie die Westfälische Hochschule.

Die zusammengetragenen, anonymisierten Daten dürfen alle Kollegen einsehen. „Dass wir uns so offen Einblick geben, ist einzigartig“, betont Staude. „Wir machen das, weil wir zusammen für die Bildung in der Region zuständig sind und glauben, dass wir gemeinsam stärker sind.“ Man habe es vor Ort mit einer ähnlichen Klientel zu tun, die sich vom Rest NRWs durchaus unterscheide, man könne Erfahrungen teilen, voneinander lernen.

Viele Erstakademiker an der HRW

Studierende im Revier seien zum Beispiel überproportional häufig Erstakademiker, also die ersten in ihren Familien, die zur Hochschule gehen. „An der HRW betrifft das über 70 Prozent.“ Diesen Frauen und Männern müsse man anders zur Seite stehen als anderen. „Sie tun sich manchmal schwerer, kennen Strukturen nicht, wissen nicht, wie man sich organisiert oder wie man eigenverantwortlich lernt.“

Mithilfe der Gelder von Ruhr-Futur kann die Studierendenbefragung fortgesetzt werden; aus der halben Stelle wird sogar eine ganze. Zudem kann an der HRW eine Stelle eingerichtet werden, um einen „Mathe-Helpdesk“ zu betreiben. Mit diesem Service reagiere man auf die Erkenntnis, „dass viele Studierende Probleme mit Mathe haben“. Sie finden dort Unterstützung aller Art, Tipps, Übungszettel. . .

Schulunterricht soll verbessert werden

Die Vizepräsidentin ist voll des Lobes – ähnlich geht es dem städtischen Bildungsdezernenten Ulrich Ernst, der von Beginn an bei der Initiative mitmischt. In den Anfängen habe sich die Mercator Stiftung klar gegen immer neue Bildungsprojekte ausgesprochen. Projekte seien vorübergehender Natur, Ruhr-Futur wollte Nachhaltigkeit. Vorgaben wurde kaum gemacht, Geld trotzdem zur Verfügung gestellt. Ein mutiger Schritt, sagt Ernst. „Eine Plattform wurde geschaffen, damit alle gemeinsam überlegen können, wie es besser gehen kann.“

Fünf Städte fanden zusammen – Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herten und eben Mülheim – und letztlich stand fest: Der Schulunterricht ist es, der vor allem verbessert werden muss. „Alle Kinder sollen optimal gefördert werden, wirklich alle. Ruhr-Futur war nie nur ein Programm für Benachteiligte.“

Über eine halbe Million Euro für städtische Maßnahmen

In Mülheim und Essen wurde die systematische Grundschulentwicklung eingeführt. 16 von 22 Mülheimer Schulen kamen seither in den Genuss spezieller Coachings für Schulleitungen, einer Begleitung im Schulalltag, eines didaktischen Trainings für die Lehrerschaft. Diese Form der Hilfe komme überragend gut an, so Ernst: „Die Schulen melden uns, dass es das Beste sei, was ihnen passieren konnte.“ Auch weiterführende Schulen sind mittlerweile dabei.

In den kommenden Jahren müsse man das Erarbeitete nun etablieren, von der Stiftungsförderung unabhängig machen. „Es wird ja nicht alle fünf Jahre 15 Millionen Euro geben.“ Von dem großen Kuchen fürs ganze Revier hat Mülheim übrigens ein durchaus üppiges Stück abbekommen: Laut Ernst floss allein in die städtischen Maßnahmen über eine halbe Million Euro.