Mülheim. . Seit drei Jahren arbeiten sie mit der Bildungsinitiative Ruhrfutur zusammen. In der Stadthalle zogen Lehrer und Schulleiter eine positive Bilanz.

  • 18 Grundschulen haben in der Stadthalle gezeigt, was sich innerhalb von drei Jahren verbessert hat
  • Lehrkräfte und Schulleitungen loben die Zusammenarbeit mit der Bildungsinitiative Ruhrfutur
  • Und für Bildungsdezernent Ulrich Ernst istRuhrfutur längst „zum Synonym für Gelingen“ geworden

„Die Kinder loben sich öfter – der Blick für das Gelungene wurde geschärft.“ Ein roter Zettel mit diesem erfreulichen Satz hängt am Montagnachmittag neben etlichen anderen an der Pinnwand der Gemeinschaftsgrundschule Styrum. So wie 17 andere Grundschulen aus Mülheim und Essen präsentieren Schulleiterin Simone Dausel und einige Kollegen in der Stadthalle, was sich konkret für Schüler und Lehrer innerhalb von drei Jahren zum Guten gewendet hat.

Die Bildungsinitiative Ruhrfutur hat eingeladen, nach 36 Monaten systematischer Schulentwicklung Bilanz zu ziehen. Der Festsaal ist mit 250 vorrangig weiblichen Lehrkräften gut gefüllt; er trägt seinen Namen an diesem Tag zu Recht. Die Veranstaltung gerät zur Jubelfeier.

„Äußerst selten ein solch positives Feedback erlebt“

Den Anfang macht Prof. Dr. Grit im Brahm, die sich an der Ruhr-Uni Bochum mit Unterrichtsentwicklung und Empirischer Bildungsforschung beschäftigt: Äußerst selten habe sie erlebt, dass es auf ein Projekt „ein solch positives Feedback“ gebe.

Nach Auswertung der kürzlich an den Schulen verteilten Evaluationsbögen könne sie nur zu einem Schluss kommen: „Da wurde gute Arbeit geleistet.“ Rund 65 Prozent der Lehrenden und 78 Prozent der Leitungen hätten angegeben, ihren zu Projektbeginn formulierten, oft ehrgeizigen Zielen schon nahe gekommen zu sein. Die Schul- und Unterrichtsqualität habe sich zum Teil deutlich verbessert, was etwa dazu geführt habe, dass für das einzelne Kind mehr Zeit da sei, die individuelle Förderung eher gelinge. Teamarbeit funktioniere besser, Kommunikation gelänge reibungsloser, Ehrlichkeit und Transparenz seien hinzugewonnen worden.

Coaches standen Schulen zur Seite

Drei Jahre lang hatten Schulentwicklungsberater, so genannte Coaches, die Grundschulen dabei unterstützt, sich in verschiedenen Bereichen neu aufzustellen. Die Bildungseinrichtungen hatten sich individuelle Ziele gesetzt, waren dann bei Strategieentwicklung und Umsetzung von den Coaches begleitet worden. Die Lehrkräfte wurden so fortgebildet, dass eine Weiterentwicklung auch nach Projektende möglich sein soll.

Für Bildungsdezernent Ulrich Ernst ist die Nachhaltigkeit ein entscheidender Punkt: „Wir müssen auf Dauer sicherstellen, dass die Qualität erhalten bleibt.“ Am heutigen Tag aber sei man zusammengekommen, um den Erfolg zu feiern. Ernst stimmt ins Loblied ein: „Was wir heute durch die Wissenschaftler gespiegelt bekommen haben, wussten wir schon länger. Hier wurden tatsächlich Ergebnisse produziert, hier ist man wirklich vorangekommen.“

„Ruhrfutur ist zum Synonym für Gelingen geworden“

In seinem ganzen Berufsleben, so der Dezernent, sei kein einziges Projekt erfolgreicher gewesen, und das bei einer derart großen Beteiligung. „Ruhrfutur ist zum Synonym für Gelingen geworden.“ Aktuell denke man deshalb darüber nach, eine dritte Projekt-Runde durchzuführen – für jene Mülheimer Grundschulen, die bis dato noch nicht teilgenommen haben.

Überall in ihrer Schule sei mittlerweile angekommen, wie wichtig es ist, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben, freut sich etwa die Leiterin der Styrumer Grundschule.
Überall in ihrer Schule sei mittlerweile angekommen, wie wichtig es ist, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben, freut sich etwa die Leiterin der Styrumer Grundschule.

Laut Simone Dausel, Schulleiterin aus Styrum, hat das Projekt zu vielen positiven Veränderungen geführt: Ihr Team arbeite „zielführender“, auch beim Schwerpunkt der Schule – der Erweiterung sprachlicher Kompetenzen –, sei man vorangekommen. „Der Punkt wird mittlerweile an jeder Stelle, bei jeder Planung berücksichtigt.“ Überall sei angekommen, wie wichtig es ist, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. Der Coach habe bewirkt, dass man eigenes Tun kritischer hinterfrage. „Und durch seine Fragen hat er uns dazu gebracht, selbst Lösungen zu entwickeln.“

Schüler des Monats wird geehrt

Auch an der Cranachschule in Essen, an der die Mülheimerin Michèle Plaßmann im Einsatz ist, hat sich einiges getan. So wird seit einem Jahr regelmäßig der Schüler des Monats ausgezeichnet. Alle vier Wochen gilt es, sich in einem speziellen Punkt – etwa beim Aufräumen – vorbildlich zu verhalten. Wer den Titel erringt, wird mit einem Foto im Flur geehrt und sei zumeist „superstolz“. „Wir hoffen, dadurch die Motivation zu steigern“, sagt Plaßmann.

Ihre Chefin, Schulleiterin Brigitte Irle, hat derweil nicht nur die Schüler im Blick. Durch den Prozess gebe es eine größere Offenheit im Team, gerade bei Schwierigkeiten. „Die Belastungen sind gewachsen, durch Inklusion und Seiteneinsteiger. Die Erschöpfung im Lehrerzimmer hat zugenommen.“ Allein bleibe damit keiner mehr, man suche gemeinsam nach Lösungen, hänge Zettel mit erfolgreichen Ideen an ein Schwarzes Brett. „Wir fokussieren uns darauf, was bereits gut läuft.“

>> 14 MÜLHEIMER SCHULEN MACHEN MIT

Ruhrfutur ist eine Bildungsinitiative der Stiftung Mercator, des Landes NRW, der Städte Mülheim, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Herten sowie des Regionalverbandes Ruhr, der Ruhr-Uni Bochum, der FH Dortmund, der TU Dortmund, der Uni Duisburg-Essen, der Hochschule Ruhr West und der Westfälischen Hochschule. Gemeinsam will man allen Kindern Bildungszugang, -teilhabe und -erfolg ermöglichen.

An der systematischen Grundschulentwicklung nehmen seit 2014 die Astrid-Lindgren-Schule, die Brüder-Grimm-Schule, die Grundschule am Dichterviertel, die Grundschule Styrum, die Grundschule an der Zunftmeisterstraße, die Katharinenschule sowie die Schildbergschule teil.

2016 kamen die Erich-Kästner-Schule, die Barbaraschule, die Pestalozzi-Schule, die Lierberg­schule, die Grundschule am Steigerweg, die Grundschule am Klostermarkt, die Hölterschule dazu.