Mülheim. . Sechs Ehrenamtliche führen künftig Aufnahmegespräche für den Kirchenkreis. Die Aufgabe war bislang nur Ordinierten vorbehalten.

Wer wieder Mitglied der evangelischen Kirche werden möchte, muss das Eintrittsgespräch nicht länger mit einem Pfarrer führen: Sechs ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der evangelischen Ladenkirche können künftig die Aufgabe übernehmen, die bislang Pfarrern und Ordinierten vorbehalten war.

Seit 2016 werden in der Landeskirche im Rheinland Wochenendschulungen angeboten, in denen sich langjährige Ehrenamtliche für die ehemalige Pfarreraufgabe qualifizieren können. Die Mitarbeiterinnen aus Mülheim haben am diesjährigen – und damit dritten Lehrgang überhaupt – teilgenommen. „Damit ist Mülheim Vorreiter“, sagt Annika Lante, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises (KK) an der Ruhr.

Bislang nur Vorgespräche geführt

Für den KK wächst mit der neuen ehrenamtlichen Aufgabe die Bedeutung der Ladenkirche als Eintrittsstelle weiter. 2017 wurden hier 38 von insgesamt 91 Kircheneintritten in die Wege geleitet, 2016 waren es gar 56 von insgesamt 76 Aufnahmen – dem gegenüber stehen 372 Austritte im Jahr 2016. Bislang haben die ehrenamtliche Mitarbeiter dort allerdings nur Vorgespräche für den Eintritt führen können.

Scheu vor dem Pfarrergespräch?

„Wir haben deswegen durchaus schon Erfahrung mit Gesprächen“, sagt Heidrun Brückmann, die schon seit 2004 in der Ladenkirche um Mitglieder wirbt – aber für die finale Aufnahme bislang eben immer auf Pfarrer oder andere Geistliche verweisen musste. „Da waren manche Leute nicht so ganz erbaut von. Ich hatte das Gefühl, dass sie das mit dem Eintritt schnell abhaken wollten.“

Doch die Erweiterung des ehrenamtlichen Profils hat nicht nur pragmatische Gründe: „Die Hemmschwelle für das Gespräch mit den Ehrenamtlichen ist niedriger als mit einem Pfarrer. Manchen ist es peinlich, nach ihrem Kirchenaustritt dem Pfarrer von früher zu begegnen“, sagt die Prädikantin und hauptamtliche Ladenkirchen-Mitarbeiterin Silke Werner, die die neue Aufgabe als einen Schritt sieht, die Kirche „offener“ zu gestalten. Zudem seien die Gespräche in der Ladenkirche viel unverbindlicher: „Das ist keine Zwangsrekrutierung und Missionierung, es werden nicht nur fromme Gespräche geführt, sondern über ganz alltägliche Dinge gesprochen.“

Vielfältige Gründe für den Wiedereintritt

Als eines soll das neue Angebot allerdings nicht begriffen werden: Als Ausgleich für fehlende Pfarrerstellen. „Wir haben keine unterbesetzten Stellen“, betont Sprecherin Annika Lante. Nur seien viele Geistliche samstags und sonntags schlecht für Eintrittsbelange zu erreichen.

„Dabei kommen dann die meisten Leute zu uns“, ergänzt Heidrun Brückmann. Und was sind ihre Gründe für das Interesse am Wiedereintritt? „Da gibt es Unzählige: Manch einer will Pate werden, einem anderen hat ein Freizeitangebot besonders gefallen.“

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Die s echs Ehrenamtlichen, die nun Eintrittsgespräche führen, sind: Brigitte Hillebrand (keine Verwandtschaft zum Superintendenten Gerald Hillebrand), Ursula Welting, Heidrun Brückmann, Viola Hirschmann, Ingried Katzek und Ute Laß, die Einrichtungsleiterin der Ladenkirche.

Sie werden im Gottesdienst am Pfingstsonntag, 20. Mai, in ihren Dienst eingeführt. Der alle zwei Jahre stattfindende Gottesdienst in der Erlöserkirche in Heißen beginnt um 10.30 Uhr und soll bei gutem Wetter draußen stattfinden. Geplant ist auch ein gemeinsames Picknick.