Mülheim. . Seit Wochen sind bei den „Wurzelzwergen“ 18 Kinder aus der „Pööstekiste“ untergebracht. Gebäude an der Viehgasse sollte längst ausgebaut sein.

Die Verlegung von 18 Kindergartenkindern in eine andere Einrichtung sorgt für wachsende Unzufriedenheit bei Familien in Saarn. Denn es handelt sich um eine Notlösung, deren Ende zurzeit niemand absehen kann.

Seit 12. März ist die städtische Kita „Pööstekiste“ an der Viehgasse halb leer gezogen. Eigentlich werden dort 45 Kinder in zwei Gruppen betreut, nun mussten 18 von ihnen samt Erzieherinnen umziehen zu den „Wurzelzwergen“ am Lehnerfeld. Grund ist, dass die obere Etage der Kita an der Viehgasse brandschutztechnische Mängel aufweist. Dies bestätigen sowohl das Jugendamt als auch der Hauseigentümer. Das Gebäude gehört dem Verein Soziale Kinder- und Jugendarbeit (SKJ), einer Organisation der SPD.

Insgesamt 96 Kinder untergebracht

Bei den „Wurzelzwergen“, wo jetzt insgesamt 96 Kinder untergebracht sind, fehlt aber auf Dauer der Platz. So klagen Michael und Alexandra Schirm, deren Sohn die Kita am Lehnerfeld besucht: „Es ist wirklich eng und auch lauter geworden.“ Die 18 Kinder hätten auch Möbel mitgebracht. „Zum Teil essen sie jetzt auf dem Flur“, berichtet Alexandra Schirm, die auch dem Elternrat angehört.

Insbesondere sorgen sich einige Familien um die pädagogische Qualität in den betroffenen Kitas, die beide nach dem offenen Konzept Early-Excellence arbeiten. „Damit im Alltag alles klappt, sind die Abläufe jetzt stark strukturiert“, meint Alexandra Schirm.

Gäste herzlich aufgenommen

Sie betont, die Gäste aus der „Pööstekiste“ seien herzlich aufgenommen worden. „Aber die Eltern fragen sich, wie lange die Maßnahme dauert?“ Diese Frage hätten sie auch in einem Brief an das Jugendamt formuliert. Antwort: Man wisse es nicht. „Das ist keine optimale Lösung“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage dieser Zeitung, „aber es lässt sich leider nicht anders organisieren.“

Michael Schirm wundert sich besonders, da ja bereits im September 2016 ein Ausbau der „Pööstekiste“ angekündigt wurde. „Dafür ließ man sich bereits feiern. Passiert ist jedoch nichts." Er vermutet, hier werde ein „Amtsschlaf“ auf dem Rücken der Kinder ausgetragen.

Die Kita „Pööstekiste“ an der Viehgasse 17 in Saarn soll ausgebaut werden. Aus Brandschutz-Gründen wurde jetzt das Obergeschoss geschlossen.
Die Kita „Pööstekiste“ an der Viehgasse 17 in Saarn soll ausgebaut werden. Aus Brandschutz-Gründen wurde jetzt das Obergeschoss geschlossen. © Herbert Höltgen

Tatsächlich hat der Stadtrat am 20. September 2016 beschlossen, die Einrichtung an der Viehgasse um zwei Gruppen zu erweitern. Dadurch kämen je 15 weitere Plätze für die U3- und die Ü3-Betreuung hinzu, in einem Stadtteil mit großem Bedarf. Nach damaliger Planung sollten die neuen Gruppen Mitte 2017 starten.

Ein höherer sechsstelliger Betrag wird investiert

Um die bauliche Umsetzung kümmert sich der SKJ. Dessen Geschäftsführer Claus Schindler erläutert, wie es zu der Verzögerung kam: Um den Brandschutz zu verbessern, habe es zunächst nur Pläne für eine Fluchttreppe gegeben. „Dann fragte aber die Stadt an, ob wir nicht erweitern können, so dass komplett umgeplant werden musste.“ Vorgesehen ist jetzt, einen neuen Anbau zu errichten und die bisherige Hausmeisterwohnung hinzu zu nehmen. Die Baugenehmigung, so Schindler, läge vor, den neuen Mietvertrag mit der Stadt prüfe gerade das Rechtsamt.

„Ich bin optimistisch, dass wir in den nächsten Wochen loslegen können.“ Insgesamt werde ein höherer sechsstelliger Betrag investiert, den er nicht näher beziffern möchte. Zuschüsse kommen vom Landschaftsverband.

Gebaut werden soll bei laufendem Betrieb. Wie lange es letztlich dauern wird, bis die „Pööstekiste“ voll nutzbar ist, kann auch der Hausbesitzer nicht sagen. „Es ist bedauerlich“, meint Schindler, „ich kann auch die Eltern verstehen. Aber am Ende werden wir eine schöne neue Einrichtung haben, in der die Kinder sich wohlfühlen.“

Bezirksvertretung befasst sich mit Problem

In ihrer nächsten Sitzung am 26. April soll sich die Bezirksvertretung (BV 3) mit der Teilschließung der „Pööstekiste“ befassen. Dies beantragt die CDU.

Sie verweist auf „diverse Beschwerden von Eltern“, die sich auf die Situation in beiden betroffenen Kitas beziehen.

Gewünscht werden ein detaillierter Bericht zum Sachstand sowie auch „praktikable, kurzfristig zu verwirklichende Lösungsvorschläge“.