Mülheim. . Vor acht Jahren hat die erste städtische Kita mit dem Programm Early Excellence begonnen. Längst sind alle dabei. Nun soll es weiterentwickelt werden.
- Vor acht Jahren wurde Early Excellence eingeführt
- Nun soll das Kindergarten-Konzept weiterentwickelt werden
- Die Verwaltung hat den Kita-Leitungen ihre Pläne vorgestellt
Rund 5000 Kindergartenkinder gibt es derzeit in Mülheim, etwa die Hälfte besucht städtische Kitas. Auch wenn diese Jungen und Mädchen kaum darüber nachdenken werden: Für sie ist „Early Excellence“ (EEC) Alltag. Das Kindergarten-Konzept, das in den vergangenen acht Jahren nach und nach in allen 38 Einrichtungen der Stadt eingeführt wurde, soll nun gezielt weiterentwickelt werden. Die Verwaltung informierte die Kita-Leitungen am Montag über ihre Pläne. Am Freitag werden diese auch im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.
„Wir sind nach wie vor begeistert von dem Konzept“, so Sozialdezernent Ulrich Ernst im Anschluss an die Infoveranstaltung. „Begeisterung und Engagement“ gebe es auch bei jenen, die Early Excellence tagtäglich umsetzen müssen, bei den Erzieherinnen. Es sei nun an der Zeit, diese subjektive Begeisterung auf den Prüfstand zu stellen, hinzusehen, wo man wirklich steht, wie das pädagogische Handeln aussieht – und: was davon bei den Kindern tatsächlich ankommt.
Es geht nicht nur um den Ist-Zustand
Es geht nicht nur um den Ist-Zustand, sondern auch darum, EEC weiterzuentwickeln, erklärte Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, die der Stadt als Beraterin zur Seite steht. Sie lehrt in Halle Kleinkindpädagogik, ist Direktorin des Berliner Pestalozzi-Fröbel-Hauses, das Träger von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ist. Laut Hebenstreit-Müller ist EEC ein flexibles System, das sich anpassen könne. „Dafür aber müssen wir systematisch von außen draufschauen, fragen: Wie sieht’s vor Ort aus?“
Die tägliche Arbeit soll in vierfacher Weise begutachtet werden. Zunächst: über die Bewertung der „Offenen Arbeit“. Grundlage dieser, so heißt es in der Vorlage für den Ausschuss, ist „eine respektvolle Haltung gegenüber dem Kind, die ihren Ausdruck findet in Aufmerksamkeit und Wertschätzung für und Vertrauen in die kindlichen Selbst-/Bildungsprozesse“. Offene Arbeit wolle optimale Lernvoraussetzungen für die individuelle Entwicklung bieten. Dazu gehöre, dass sie Aktivitäten und Spielpartner selbst wählen können. Eine stimulierende Umgebung sei vonnöten, anregende Bildungsräume sowie eine gute Begleitung durch die pädagogischen Fachkräfte.
Mehrere Leitungen zeigen Interesse
Was ist Early Excellence?
Die zentrale Aussage des Early Excellence-Modells lautet: Jedes Kind ist exzellent. Das Kind soll mit seinen individuellen Ressourcen bestmöglich gefördert werden. Vielseitiges Lernen aus sich heraus soll ermöglicht, der Forscherdrang unterstützt werden.
Erzieherinnen bieten den Kindern eine herausfordernde Umgebung an. In jeder Abteilung werden ihnen die wichtigsten Funktions- und Themenbereiche als Spielanregung angeboten. So können sie selbstbestimmt ihren Bedürfnissen nachgehen.
Bei der Begehung der Kitas werde man einen Beobachtungsbogen ausfüllen und zum Beispiel fragen: „Können sich die Kinder hier gut orientieren?“ – „Wissen die Erzieherinnen immer, wo die Kleinen sind?“ 2017 sollen zunächst zwei Einrichtungen in dieser Hinsicht unter die Lupe genommen werden – eine qualitative Überprüfung der Arbeit der Erzieherinnen sei das übrigens nicht, so die Verantwortlichen. Das würden auch die Kitas nicht so verstehen: Mehrere Leitungen hätten bereits Interesse an der Zusammenarbeit signalisiert.
Auch ein „Scanning“-Verfahren ist angedacht. Bei diesem, so berichtete Hebenstreit-Müller, wird unter anderem „die Engagiertheit und das Wohlbefinden der Kinder bewertet“. Dafür wollen sie und ihre Kollegin, Prof. Dr. Ursula Rabe-Kleberg, in sechs verschiedenen Kitas das Treiben der Jungen und Mädchen einen halben Tag lang beobachten. Hinsehen, ob die Kinder Angebote annehmen, intensiv ins Spiel finden, zufrieden sind. Die Beobachtungen werden anschließend mit dem Team besprochen; „die Erzieherinnen können dann ihre Schlüsse daraus ziehen“.
Auch der so genannten „Kognitiv anregenden Interaktion (Kai)“, die den Pädagoginnen unter anderem zeigen soll, wie sie gewinnbringend in kurze Dialoge mit den Kleinen treten, sowie der Sprachentwicklung wollen sich die EEC-Experten widmen – und das Personal entsprechend schulen. „Uns ist an Nachhaltigkeit gelegen“, so Hebenstreit-Müller. „Wir wollen die Stadt in die Lage versetzen, den Weg selbstständig weiterzugehen.“