Mülheim. . Das Land plant, Zusammenarbeit und klare Schwerpunkte zu honorieren. Geschäftsführer sehen Mülheimer, bis auf Neurologie, nahezu optimal versorgt.
Die zwei Mülheimer Krankenhäuser streben an, das medizinische Angebot weiter zu verbessern, auch die Zusammenarbeit. Wobei die Geschäftsführer Nils B. Krog vom Ev. Krankenhaus und Hubert Brams vom St. Marien-Hospital die Versorgung in der Stadt als „nahezu optimal“ für die Bevölkerung einstufen.
Eine Unterversorgung sieht Krog lediglich in der Neurologie. Eine Kinderklinik, die es in Mülheim nicht gibt, „lohne sich am Ort nicht“, sagt Krog mit Verweis auf Fachkliniken in der Nachbarschaft.
Aufteilung der Schwerpunkte
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte kürzlich eine stärkere Zusammenarbeit der Krankenhäuser im Land gefordert. Nicht jedes Haus müsse alles anbieten. Der Minister will von der Kooperation und der Schwerpunktsetzung auch Förderung abhängig machen. „Ich glaube an den Trend hin zur weiteren Spezialisierung und halte einen Abstimmungsprozess für gut und sinnvoll“, sagt Brams und sieht in Mülheim eine gute Aufteilung der Schwerpunkte.
Ein Beispiel: „So haben wir am Marien-Hospital eine starke Chirurgie des Bewegungsapparates samt Wirbelsäulen-Chirurgie, am Evangelischen Krankenhaus ist die Allgemein- und Viszeralchirurgie stark.“ An beiden Häusern gibt es entsprechende Zentren und Mindestmengen an Eingriffen. Was die Neurologie betrifft so sagt Brams: „Wir setzen uns dafür ein, dass es am Marien-Hospital künftig eine Neurologie mit Stroke Unit (für Schlaganfallpatienten) gibt.“
Überversorgung in der Kardiologie
Stadtweit steht eine Augenklinik, eine Gynäkologie, eine Geburtsklinik, eine Psychiatrie zur Verfügung. Die Nephrologie gilt am Marien-Hospital als ein weiterer Schwerpunkt, am Ev. Krankenhaus hat die Behandlung von Darm und Pankreas einen immer größeren Stellenwert bekommen – ebenso der gesamte Sektor der Krebsbehandlung.
„Wir haben in Mülheim nicht die Überversorgung an Krankenhäusern wie in anderen Kommunen, die daher auch Patienten aus der Umgebung anlocken müssen“, heißt es. Dabei hält Krog eine gewisse Wahlmöglichkeit in einer Stadt durchaus noch für sinnvoll – „freie Arztwahl“.
Eine Überversorgung sieht der Geschäftsführer des EKM in der Kardiologie. Beide Häuser bieten sie an. „Gibt es so viel Bedarf, dass wir beide wirtschaftlich damit arbeiten können?“, fragt Krog. Auch Brams sieht auf diesem Gebiet Gesprächsbedarf. Dass beide Häuser zudem über eine Handchirurgie verfügen, hinterfragt er ebenfalls und sieht Bedarf, die Krankenhaus-Planung auch auf diesem Feld abzustimmen – wie auch in der Gastroenterologie.
NRW-Kliniken fehlt bisher jedes Jahr eine Milliarde Euro
Dass eine Klinik umso besser ist je mehr Eingriffe sie tätigt, glaubt Krog nicht. „Ab einer bestimmten Anzahl von Operationen gibt es kaum noch eine Qualitätssteigerung“, sagt er. Für ihn spielt künftig eine große Rolle, welche ergänzende Medizin die Kliniken ambulant anbieten. Dazu zählen etwa Physiotherapie, Gehschulungen, Wundbehandlungen. Eine Rundumversorgung ist das Ziel. Die Bettenzahl sei nicht mehr der entscheidende Faktor.
Den Kliniken in NRW fehlte bisher jedes Jahr eine Milliarde Euro, um genug investieren zu können. Das Land verspricht mehr Geld, auch mit Bundeshilfe. „Eine pauschale Förderung für jedes Haus wäre am besten“, so Krog und Brams.