Mülheim. . Das Heinzelwerk ist ein Zusammenschluss aus Ehrenamtlichen, die Bedürftigen mit handwerklichen Arbeiten aushelfen. Die Nachfrage steigt stetig.
Sie schrauben Lampen an die Decke, montieren Küchenschränke oder ölen Türscharniere: Die Heinzelwerker sind mit Hammer, Schraubendreher und viel Herz im Einsatz für Bedürftige. Ihr Team besteht aus 21 Männern und einer Frau, die ehrenamtlich handwerkliche Arbeiten erledigen. Nun stellen sie ihre Jahresbilanz vor. Der Bedarf für ihre Hilfe steigt stetig. Erich Reichertz (69) und Winfried Kürbis (76) sind so was wie moderne Nachbarschaftshelfer. „Früher hat man sich untereinander ausgeholfen – das gibt es heute kaum noch“, sagen der ehemalige Manager und der Maschinenbauingenieur. Dieser Gedanke war der Auslöser, als Reichertz das Projekt 2009 ins Leben rief.
Mittlerweile haben zehn weitere Städte sein Konzept übernommen. Denn die Nachfrage nach den ehrenamtlichen Handwerkern steigt kontinuierlich. „Im vergangenen Jahr hatten wir neun Prozent Zuwachs“, sagt Reichertz. 500 Anfragen erreichten die Heinzelwerker in 2017, seit 2009 bis heute gingen insgesamt 3100 Anrufe ein. „Hochgerechnet sind das 3500 Stunden ehrenamtliche Leistung, die wir im Jahr erbringen.“
Die meisten Menschen sind dankbar für die Hilfe
Die meisten Anfragen kommen aus Heißen, Dümpten oder Styrum, etwa wenn es um defekte Wasserkräne oder auch das Anbringen der Weihnachtsbeleuchtung geht. „Oft sind diese Aufgaben aber nur Alibi“, weiß Reichertz. „Die Menschen brauchen einfach nur jemanden zum Reden.“ Da wird die kaputte Lampe vorgeschoben, um Besuch zu bekommen. Ohnehin sei das Ehrenamt nicht immer einfach: Manchmal wollen die Leute sie als günstige Arbeitskraft ausnutzen, wissen die beiden. Doch der Großteil der Menschen sei sehr dankbar, „das bereitet uns viel Freude“, sagt Erich Reichertz und hält den Briefumschlag einer älteren Dame hoch, der beklebt ist mit unzähligen Herzchen. Aber sie lehnen auch Anfragen ab: „Etwa Maler- oder Gartenarbeiten, Haushaltsauflösungen, Entrümpelungen.“
Früher hat oft der Ehemann im Haus gewerkelt
Ohnehin sind es meist ältere, alleinstehende Damen, denen die Heinzelwerker helfen. „Dann hören wir den Satz: ‘Früher hat das mein Mann immer erledigt’“, berichtet Winfried Kürbis. Viele der Klienten haben nur noch wenige soziale Kontakte, dann bekommen die Heinzelwerker durch ihre Jobs Einblicke in das Leben der Menschen – und damit in Schicksale vieler Art, etwa wenn sie verwahrloste Wohnungen betreten. „Das kommt leider immer häufiger vor.“
Spenden für Fahrtkosten oder Arbeitsmaterial
Sind die Klienten offen für Hilfe, vermitteln die Heinzelwerker weiter an das Diakonische Werk (DW), das sie zusammen mit dem Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) unterstützt. Beim DW machen Fachleute den Betroffenen entsprechende Angebote. „Das Team der Diakonie nimmt Anfragen an und leitet sie an uns weiter, das CBE kümmert sich um Akquise und Werbung für uns“, sagt Reichertz. Finanziert wird das Projekt aus Spenden. Damit kann das Team Fahrtkosten oder Arbeitsmaterial finanzieren.
Die Nachfrage sei manchmal so groß, dass die Ehrenamtlichen Reaktionszeiten von bis zu zwei Wochen haben. Daher suchen sie stets Nachwuchs. „Immerhin liegt unser Durchschnittsalter bei knapp 70 Jahren“, sagt Reichertz. Es gibt also viel tun – die Heinzelwerker packen es an.
<<< HEINZELWERKER-TEAM SUCHT UNTERSTÜTZUNG
Das Heinzelwerk sucht Verstärkung, um das Team zu verjüngen: Interessierte sollten handwerklich begabt und sozial eingestellt sein: 97 06 813.
Kontakt zum Heinzelwerk gibt es über die Diakonie: 30 03 277, montags, dienstags, freitags von 7.30 - 16.30 Uhr, mittwochs 7.30 - 13 Uhr, donnerstags 7.30 - 18 Uhr.