Mülheim. Die Mülheimer Ehrenamtler hatten gerade ihren 2000. Einsatz. Die Männer und Frauen helfen seit 2009 bei einfachen handwerklichen Arbeiten im Haushalt.

Heute ist das Heinzelwerk bei Fritz Stockhofe: Der Senior, der auf der Heimaterde lebt, braucht eine neue Spüle. Es ist der 2000. Einsatz der Heinzelwerker, die es seit sechs Jahren gibt. Erich Reichertz und Jürgen Zielke arbeiten in der Küche des 80-Jährigen, lösen Anschlüsse und Schrauben. Ein Wiedersehen unter Kollegen ist das, denn auch Stockhofe war bis vor zwei Jahren noch ein Heinzelwerker, brachte ehrenamtlich Lampen an, tauschte Spülen aus. Aber im Alter geht das nicht mehr so gut mit dem Herumkrabbeln da unten im Spülenschrank.

Stockhofe hat alles parat liegen, was die Kollegen an Werkzeug und an Teilen brauchen. (Und der Kaffee ist auch schon fertig.) „Das ist nicht immer so“, lacht Erich Reichertz, der das Mülheimer Heinzelwerk im Juli 2009 gegründet hat. Meistens müssen sie erst mal gucken, was genau kaputt ist, in den Baumarkt fahren und dann noch das Ersatzteil einbauen. Wie bei der Dame, der ein Scharnier an der Küchenschranktür abgebrochen war. Keine große Sache, aber etwas umständlich. Für Handwerksbetriebe lohnt sich das oft gar nicht.

Zusammenarbeit mit Handwerkskammer

Vor gut sechs Jahren war Elektroingenieur Erich Reichertz in Rente und wollte etwas Sinnvolles schaffen. Mit seiner Idee einer erweiterten Nachbarschaftshilfe konnte er etliche Mitstreiter, die meisten Ruheständler, begeistern. Die 22 Heinzelwerker – zwei Frauen sind auch dabei – erledigen seither unentgeltlich kleinere handwerkliche Arbeiten im Haushalt. Für Senioren, Behinderte oder Bedürftige. Für Menschen, die sich selbst nicht mehr helfen können, und für die kein Nachbar greifbar ist, der mal eben die Gardinen aufhängt, die Glühbirne auswechselt oder den tropfenden Wasserhahn repariert.

Initiative unter dem Dach des Diakonischen Werks

Das Heinzelwerk arbeitet als ehrenamtliche Initiative unter dem Dach des Diakonischen Werks und in Kooperation mit dem CBE. Erledigt werden einfache Arbeiten im Haushalt für Hilfsbedürftige, Senioren, Behinderte.

Heinzelwerker machen einen Termin aus, kommen zu zweit und können sich ausweisen. Wer ihre Hilfe braucht, meldet sich bei der Diakonie: 3003 277. Wer mitmachen möchte als HeinzelwerkerIn, beim CBE: 970 68 13.

Zuerst hatte sich Erich Reichertz mit der Handwerkskammer zusammengesetzt, um zu klären, dass durch das Heinzelwerk keine Konkurrenz entsteht. Daraus wurde eine Zusammenarbeit. Denn immer dann, wenn ein Auftrag zu umfangreich ist, geben die Heinzelwerker ihn an die Hauptberuflichen ab. Die Heinzelwerker machen auch jedes Jahr gegenüber der Handwerkskammer alle Einsätze transparent.

Es kommt aber auch vor, dass sie mal mehr machen, als geplant. Etwa bei jener Rentnerin, die von der Grundsicherung lebt, und nach einem Umzug Hilfe beim Anschluss der Waschmaschine brauchte. Herd und Spüle, erzählte sie den Heinzelwerkern, könne sie sich erst später leisten. Die Ehrenamtlichen besorgten das Fehlende mit Mitteln vom Spendenkonto und bauten es ein. „Jetzt ist für mich Weihnachten“,. freute sich die Frau. „Das ist für uns der schönste Lohn“, sagt Erich Reichertz. „Und so etwas vergisst man auch nicht“, ergänzt Jürgen Zielke.