Mülheim. . Einstellung des Insolvenzverfahrens ist noch nicht erfolgt. Prozess verzögert Zuschüsse und Projekte. Verband denkt über neuen Standort nach.
Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) wartet weiterhin auf die Einstellung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht Duisburg. Ursprünglich war die Einstellung bereits zum Ende des vergangenen Jahres erwartet worden, dann zum Ende Februar. „Wir hoffen“, sagt Awo-Geschäftsführer Lothar Fink, „dass es jetzt endlich zum 30. März klappt, wenn es auch nur noch wenige Tage sind.“
Vor gut 15 Monaten, damals kurz vor Weihnachten, musste die Awo Mülheim Insolvenz anmelden und ging in ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren. Ziel war die Sanierung des Unternehmens in eigener Regie mit Hilfe eines Sanierungsgeschäftsführers, der Fink zur Seite gestellt wurde.
„Wir sind Sklave des Verfahrens“
Die Sanierung, so Fink, konnte erfolgreich beendet werden. Mitte Januar stimmte die Gläubigerversammlung über den vorliegenden Insolvenzplan ab und zu. Alle Beschlüsse seien einstimmig erfolgt. „Insolvenztechnisch ist alles gelaufen. Die Verzögerungen hängen an verfahrenstechnischen Dingen“, erklärt der Geschäftsführer. So liege etwa noch der Abschlussbericht des Sachverwalters bei Gericht zur Abnahme. Eine Verzögerung komme zur anderen, bedauert Fink. Einfluss darauf könne die Awo nicht mehr nehmen. „Wir sind Sklave des Verfahrens und müssen auf den letzten Stempel warten.“
Dabei hat der Wohlfahrtsverband ein großes Interesse daran, dass das Verfahren möglichst zügig zum Abschluss kommt. „So ist es für uns nun erheblich schwieriger geworden, Zuschüsse aus Bundes- und Landesmitteln für Leistungen zu bekommen, die wir 2017 erbracht haben“, sagt Fink. Außerdem habe sich die Awo als Unternehmen im Insolvenzverfahren nicht an Ausschreibungen etwa zur Schulsozialarbeit beteiligen können. Nach dem finanziell schmerzhaften Verlust in der Ganztagsbetreuung an Schulen sei das ein weiterer Rückschlag in der schulischen Arbeit für die Awo gewesen. Das alles trifft den Verband in einer Phase, wo er bemüht sei, „Kraft für Neues zu gewinnen.“
Neuer Standort im Gespräch
Künftig will sich die Awo, die alle Mitarbeiter im Insolvenzverfahren halten konnte, um Arbeitsmarktmaßnahmen bemühen, bei denen es um Qualifizierungen geht. Die sozialpsychiatrischen Einrichtungen möchte man umbauen, um das Angebot zu verbessern. Auch möchte man wieder im schulischen Bereich Arbeit aufnehmen.
Offen ist derzeit auch noch, ob die Arbeiterwohlfahrt ihren Hauptsitz an der Bahnstraße halten wird. „Wir werden dies unter wirtschaftlichen und räumlichen Gesichtspunkten prüfen“, sagt Fink. Neue Aufgaben stellten auch neue Anforderungen an Räumlichkeiten. Möglich seien auch Zusammenlegungen von Angeboten, die derzeit noch getrennt untergebracht sind. Man werde genau auf die Kosten schauen, heißt es. Andererseits weiß die Geschäftsführung auch: „Wir brauchen moderne, technisch gut ausgestattete Räumlichkeiten, um auf dem Markt der Qualifizierungen bei Ausschreibungen überhaupt eine Chance zu haben.“
>>>INFO: AWO BETREIBT MEHRERE SOZIALE EINRICHTUNGEN
Ende 2017 war die Awo Mülheim nach eigenen Angaben zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder in der Lage, die Gehälter für die rund 220 Beschäftigten aus eigener Kraft zu zahlen und nicht über Kredite.
Die Awo Mülheim betreibt unter anderem sozialpsychiatrische Einrichtungen, eine Schuldnerberatung, eine Schwangerschaftskonfliktberatung sowie ein Begegnungs- und Seniorenzentrum.