Mülheim. . Beim Projekt Ehrenamtliche Starthelfer treffen sich Mülheimer und Geflüchtete, erkunden die Stadt und schauen dabei hinter so manche Kulisse.

Eine Stadt, zwei Menschen, drei Treffen – so lässt sich das Projekt Ehrenamtliche Starthelfer des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE) kurz zusammenfassen. Zwei Menschen treffen sich, ein Geflüchteter und ein Mülheimer, und erkunden an drei Terminen gemeinsam die Stadt.

Markus Wisniewski und Yazan Alzoubie haben sich bei einem Gruppentreffen der Starthelfer kennengelernt. Sie waren einander sympathisch, tauschten ihre Nummern aus und trafen sich ein paar Wochen später – eigentlich, um Essen zu gehen, „dann sind wir aber durch ganz Mülheim spaziert und haben uns unterhalten“, sagt Wisniewski. „Das war eine schöne Erfahrung.“ Sie sprachen über ihre Kindheit, über Syrien und stellten schnell fest: Mit Ausnahme der Sprache unterscheidet die beiden gar nicht so viel.

Hemmungen etwas abbauen

Nach zwei Jahren in Deutschland spricht Alzoubie schon sehr gut Deutsch. „Erst hatte ich Angst, beim Sprechen Fehler zu machen“, sagt der 22-Jährige. Durch den Kontakt zu seinem Tandempartner habe er seine Hemmungen etwas abbauen können. „Markus korrigiert meine Fehler, das ist sehr gut.“

Projektmitarbeiterin Julia Weber erklärt: „Das Projekt ist für beide Seiten sehr bereichernd.“ Es würden Vorurteile und Ängste abgebaut, ergänzt ihre Kollegin Katharina Wehner. Und man käme mit interessanten Menschen ins Gespräch.

Am Anfang ging es bei dem Projekt darum, die Geflüchteten bei Behördengängen zu begleiten, mit ihnen Mülheim zu erkunden und neue Kontakte zu knüpfen. Mittlerweile steht die Integration in den Arbeitsmarkt im Vordergrund. Die Projektteilnehmer besuchen unterschiedliche Betriebe und schauen hinter die Kulissen. Sie waren zum Beispiel im Fundbüro und im Rathaus, geplant sind außerdem Einblicke in das Hotel- und Gastgewerbe und die WDL Luftschiffgesellschaft mbH.

„Wir haben ganz viel gemeinsam“

Die Nachfrage der Geflüchteten, sich über die beruflichen Möglichkeiten in Mülheim zu informieren, sei sehr groß, sagt Weber. Einige wollten sich auch selbst ehrenamtlich einbringen. Alzoubie arbeitet seit einiger Zeit zum Beispiel in der Fahrradwerkstatt des CBE. Er wolle auch „selbst etwas geben“, erklärt er, und unabhängig sein von der Hilfe anderer.

Auch Rana Gulmammadova engagiert sich ehrenamtlich bei den Grünen Frauen im Evangelischen Krankenhaus. Sie und ihre Tandempartnerin Alena Mühlbauer haben sich schon weitaus mehr als die vorgesehenen drei Mal getroffen. „Wir waren Kaffee trinken, beim Rosenmontagszug, haben zusammen gekocht“, erzählt Mühlenfeld. Worüber sie sich unterhalten? „Das sind typische Mädchengespräche“, sagt die 21-Jährige. „Ich finde es sehr interessant, mit Menschen aus anderen Ländern zu sprechen und mehr über die Kultur zu erfahren.“ Dieses Interesse teilt auch Gulmammadova, die seit knapp einem Jahr in Deutschland lebt, weil ihre Familie in ihrem Heimatland Aserbaidschan politisch verfolgt wurde.

„Wir haben ganz viel gemeinsam“

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Tandempartnerinnen: Auch Mühlbauer hat einen „Migrationshintergrund“. Sie kam vor anderthalb Jahren aus Bayern nach Mülheim. „Ich musste auch erst die Sprache lernen“, sagt die Studentin und lacht. Für Projektmitarbeiterin Wehner ist das die schönste Erkenntnis: „Es gibt gar nicht so viele Unterschiede. Wir haben ganz viel gemeinsam.“