Mülheim. . Das Mülheimer Centrum für bürgerschaftliches Engagement sucht Ausbildungspaten, die Schulabgängern beim Finden eines Ausbildungsplatzes helfen.

Ohne Renate Opitz hätte Lukasz Szyra deutlich schwerer zu seinem künftigen Ausbildungsbetrieb gefunden. Der 16-Jährige ist ein selbstbewusster Typ, und doch gab ihm die ehemalige Krankenschwester immer wieder den Antrieb, noch mehr zu tun, Bewerbungen besser zu formulieren, sich bei Arbeitgebern vorzustellen. „Sie hat sich Zeit genommen, war herzlich, ich habe mich angenommen gefühlt“, sagt der Hauptschüler.

Wie Renate Opitz unterstützen rund 17 Mülheimer derzeit gut ebenso viele Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Ihr Einsatz ist ein sehr wichtiger Baustein neben offiziellen Vermittlern wie der Agentur für Arbeit und dem U25-Haus“, betont Michael Schüring, Geschäftsführer des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE). Die sogenannten Ausbildungspaten werden vom CBE seit gut elf Jahren auf ihre ehrenamtliche Arbeit vorbereitet.

Berufliche und sprachliche Kompetenz

Aktuell sucht das Centrum wieder engagierte Mülheimer, die junge Menschen vom Übergang von der Schule in die Ausbildung begleiten. Was sollte man dafür mitbringen? „Zeit für wenigstens zwei Treffen im Monat, Mobilität im Stadtgebiet, Bereitschaft für die Qualifizierung, ein polizeiliches Führungszeugnis und echtes Interesse an den Jugendlichen“, zählt Opitz auf. Denn oftmals können die eigenen Eltern hier wenig helfen, weil sie selbst berufstätig sind – „ich hätte vor meiner Rente meinen eigenen Sohn auch nicht einfach zum Bewerbungsgespräch begleiten können, wenn ich Frühschicht hatte“, zeigt die ehemalige Krankenschwester Verständnis. Und manchmal fehlt selbst Eltern die berufliche und sprachliche Kompetenz.

Erfahrung im Beruf und im Leben wünscht sich Lateef Al-Kandor von den Paten. Auch der 15-jährige Hauptschüler ist seinem Berufstraum Mechatroniker mit Hilfe der engagierten Rentnerin Opitz ein Stück näher gekommen. Wenigstens 20 Bewerbungen hat der gebürtige Iraker geschrieben, etliche Absagen kassiert. „Das ist eben so, ich habe aber nicht aufgegeben“, hat Lateef die Schlappen nicht persönlich genommen, sondern weitergemacht.

Eine emotionale Unterstützung

Kennenlerngespräche im April und Mai

Seit 2007 vermittelt das CBE jährlich gut 15 ehrenamtliche Ausbildungspatenschaften an Jugendliche, die nach der Haupt-, Real- oder Gesamtschule eine Ausbildung suchen.

Wer Pate werden möchte, wendet sich an Christine Hepp unter 0208/970 68 215 oder
christine.hepp@cbe-mh.de

Am Donnerstag, 12. April, 17-20 Uhr sowie am Samstag, 21. April, 10-15 Uhr finden Kennenlern- und Infogespräche statt. Das begleitete Kennenlernen der Jugendlichen folgt im Mai.

Opitz aber weiß, dass gerade junge Menschen mit Migrationshintergrund wie Lateef es schwerer haben, von Personalern oft schon anhand des Namens vorab aussortiert werden. „Wir haben mal ein Experiment gemacht und ich habe die Bewerbungsmappe abgegeben. . .“ Die wurde gerne angenommen – am Ende gab es dennoch eine Absage. Ausbildungspaten müssen deshalb oft auch eine emotionale Unterstützung sein.

Und so hat der 15-Jährige durch ein Praktikum mit guten Leistungen überzeugen können: Im Sommer – nach dem Hauptschulabschluss – startet er seine Ausbildung. Klassenkollege Lukasz fängt als Industriemechaniker an. Opitz begleitet beide dann noch ein halbes Jahr.

Verständnis für die Bedürfnisse

„Das ist auch unser Ziel bei der Begleitung: die Vermittlung der jugendlichen Schulabgänger in ein duales Ausbildungssystem, und nicht in ständige Maßnahmen oder Übergangssysteme“, sagt CBE-Geschäftsführer Schüring. Allerdings: Wer Pate werden möchte, sollte auch Geduld mitbringen, die Mischung finden zwischen „liebevoller Erinnerung“ – wie Opitz es nennt – und Verständnis für die Bedürfnisse und Konflikte der jungen Menschen. Daran können besonders ehrgeizige Erwachsene auch mal scheitern. „Wir schauen immer, welcher Jugendliche zu welchem Paten passt, die Chemie muss stimmen“, meint Schüring.