Mülheim. . Mit Beginn der Fahrradsaison wird auf Straßen und Wegen intensiver kontrolliert. Unfallzahlen gingen leicht zurück. Probleme gibt’s am Leinpfad.
Der Radschnellweg (RS1) ist nur ein Beispiel dafür, dass das Fahrrad im Straßenverkehr immer wichtiger wird. Dort gab es laut Polizei im vergangenen Jahr zwar kaum Auffälligkeiten, aber die Polizei-Radstreifen waren auch erst in der zweiten Jahreshälfte unterwegs. Wenn demnächst der Frühling Einzug hält und die Sommer- und Freizeitradler Straßen und Radwege bevölkern, wird die Polizei stärker kontrollieren.
Vier Polizei-Pedelecs im Einsatz
Dafür sind vier Pedelecs im Einsatz und sportliche Beamte, die damit umgehen können. Anfangs, so wurde angekündigt, versucht es die Polizei noch im Guten: Es gibt gelbe „Denkzettel“ für regelwidriges Verhalten, wenn die Polizei per Rad auf Präventionsstreife geht.
Bei kleineren Verstößen appellieren die Beamten an Einsicht und Vernunft – etwa an die der Fußgänger, die ihren Hund auf dem gemeinsamen Rad-/Fußweg nicht angeleint haben. Später im Jahr wird man dann möglicherweise konsequent zahlen müssen: Knöllchen drohen Radlern, die an roten Ampeln nicht halten oder während der Fahrt telefonieren.
Autofahrer, die Radwege blockieren, müssen zudem schlimmstenfalls mit dem Abschleppwagen rechnen. Die Polizei-Pedelecs, so ein Polizeisprecher, seien für Sanktionen „ausgestattet wie ein halber Streifenwagen“.
88 Radfahrer waren an 84 Unfällen beteiligt
Hintergrund ist, dass auf Mülheimer Gebiet im vergangenen Jahr 88 Radfahrer an 84 Unfällen beteiligt waren. In 37 Fällen haben die Radler den Unfall verursacht. 40 Personen erlitten bei diesen Unfällen Verletzungen, acht davon mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Zwar sind die Zahlen im Vergleich zu 2016 ganz leicht zurückgegangen. „Aber das ist noch nichts, wobei wir uns zurücklehnen können“, sagt Wolfgang Packmohr, Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Essen/Mülheim.
Unfallschwerpunkt Bergstraße
Einen Unfallschwerpunkt für Radler hat die Polizei an der Mühlenbergkreuzung/Bergstraße ausgemacht: Zwischen 2015 und 2017 wurden dort sieben Radfahrer verletzt, berichtet Packmohr. „Dort werden wir genauer hinsehen.“
Der RS1 gehörte im Vorjahr nicht zu den Problemstrecken in Mülheim, so Packmohr: Das seien eher die Nebenstrecken. Die Radstreifen der Polizei werden auf dem gesamte Radwege-Netz kontrollieren – und sind dort für Bürger ansprechbar. Bei den Kontrollen arbeitet die Polizei eng mit dem Ordnungsamt zusammen. Die gemeinsamen Streifen stoppen nicht nur Radler auf der Schloßstraße oder haben einen Blick auf die Ruhrpromenade, wo Radler eigentlich so (langsam) fahren sollten, dass sie andere nicht behindern.
„Das größte Problem ist aber der Leinpfad“, seufzt Kerstin Kunadt, Leiterin der Abteilung Gefahrenabwehr im Mülheimer Ordnungsamt. „Am ersten warmen Wochenende geht es los.“ Kunadt weiß, dass sich die Beschwerden wieder häufen werden, wenn die Fahrradsaison beginnt.
Von Radler angerempelt
Der Leinpfad rechts der Ruhr, zwischen Mendener Brücke und Schleuseninsel, ist zu eng, um auch für Radler freigegeben zu werden. Viele wollten das nicht einsehen, manche seien auch rücksichtslos, das sorge für Spannungen. Kerstin Kunadt weiß von Leuten, die dort sogar schon ins Wasser gefallen sind. . .
Und es gab im vergangenen Jahr eine Anzeige einer Mutter mit Kinderwagen, die auf dem Leinpfad von einem eiligen Radler angerempelt wurde. „Der Radfahrer hat sich beim Vorbeifahren am Kinderwagen festgehalten, in dem ein drei Monate altes Baby lag“, berichtet Kerstin Kunadt. Das Kind wurde so stark durchgeschüttelt, dass die besorgte Mutter vorsichtshalber den Kinderarzt aufsuchte, so die Abteilungsleiterin.
Stichpunktartig werde man auch dort gemeinsam mit der Polizei kontrollieren, kündigte sie an.