Mülheim. . Neue Träger kommen fast im Stundentakt. Schwere Kräne und Scheinwerfer stehen auf der Baustelle. Größter Brückenneubau seit Jahrzehnten.
Der Countdown für das größte Brückenbauprojekt der Stadt seit Jahrzehnten hat begonnen. Jetzt ist nichts mehr aufzuhalten. Der Zeitplan ist beinahe stundengenau getaktet. Die letzten Betonarbeiten laufen gerade. In knapp zwei Wochen stehen große Mobilkräne rechts und links neben den Bahngleisen, um die insgesamt 62 Träger für die neue Thyssenbrücke einzuschwenken und auf die neuen Tragwände zu legen.
Die Aktenordner für die Bauplanung füllen bereits einen Schrank in der Brückenbauabteilung der Stadt. „Mindestens genau so viele Ordner haben wir für die Planung der Sperrpausen mit der Deutschen Bahn“, erläutert Horst Chluba. Der kommissarische Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau hat zahlreiche Brücken in der Stadt mit geplant und gebaut. „Aber das ist schon ein dicker Brocken. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen. Im Frühling 2017 begannen erste Arbeiten vor Ort.“
Zum Glück keine Blindgänger
Erst kamen Baumfäller und schnitten die Böschung an der Hauskampfstraße frei. Danach wurde die Stromversorgung für die Straßenbahn versetzt. Parallel dazu liefen Sondierungsbohrungen auf Blindgänger. „Ein rostiges Metallstück war zum Glück das einzige Teil, was wir gefunden haben“, erinnern sich Chluba und sein Kollege Ralf Grunert. „Wir standen kurz vor einer Totalsperrung der Umgebung, der Straßen und der Bahnstrecke“, sagt der Brückenbauer.
Die Totalsperrung der Eisenbahn-Hauptstrecke durch das Ruhrgebiet folgt in den Osterferien. Bereits am Freitag, 23. März, ab 4 Uhr, werden alle Züge umgeleitet. Dafür sind auf der Strecke dann Bauzüge unterwegs, die die fertigen Teile für die neue Thyssenbrücke anliefern. „Mobile Kräne heben die Träger ein“, erklärt Horst Chluba. Einer fährt über eine Baustraße und bezieht unterhalb der alten Thyssenbrücke seine Position. „Der Kranführer hat wenig Spielraum, weil direkt neben der Baustelle eine Fernstromleitung die Gleise überspannt“, beschreibt Horst Chluba die nächste Herausforderung auf der Baustelle.
Männer vor Ort werden in zwei Schichten arbeiten
Die Männer vor Ort werden in zwei Schichten arbeiten – von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend. Deshalb wird der Baubereich mit starken Scheinwerfern ausgeleuchtet. Während unten keine Züge fahren, können auf der alten Thyssenbrücke Autos und Straßenbahnen die Baustelle mit Schrittgeschwindigkeit passieren. Chluba: „Wir können Styrum nicht ganz von der Stadt abschneiden.“
Fest steht bereits: Die neue Thyssenbrücke wird teurer (zehn Prozent) als geplant. Längere Bombensuche und steigende Preise wegen der gerade bestens laufenden Bauwirtschaft sind die Gründe dafür. „Aber wir brauchen jetzt die stärkere und breitere Thyssenbrücke. Die alte ist wirklich am Ende ihres Lebens“, sagt der Brückenfachmann. Für Beobachter der Baustelle wird es ein spannendes halbes Jahr.
17,5 Meter länger und zehn Meter breiter
>> In den Osterferien werden die Träger über der Hauptstrecke aufgelegt. Danach folgt das Baufeld über den Mannesmann-Gleisen. Fasernetzplatten dichten das neue Tragwerk nach unten ab.
Die neue Thyssenbrücke hat breitere Durchfahrten für Züge. Sie ist mit 73,5 Metern 17,5 Meter länger als die alte und etwa zehn Meter breiter. Die reine Stahlneubau wiegt 1100 Tonnen