Mülheim. Auf 1800 Metern will die Bahn in Styrum Lärmschutz errichten. Zum Info-Abend in der GesamtsSchule gab’s Lob und Sorge. Spaltet die Wand Styrum?
Wird der Stadtteil Styrum in Zukunft durch eine drei Meter hohe Lärmschutzwand entlang der Schiene gespalten? Die Deutsche Bahn Netz AG stellt derzeit ein Lärmschutzprojekt an der Mülheimer Ost-West-Schiene vor, das die Ohren schonen soll. Aber ob es auch ein Augenschmaus wird? Zur Präsentation in der Willy-Brandt-Gesamtschule schwankten 40 Besucher zwischen Erleichterung und Bedenken.
Dabei legte Bahnsprecher Oliver Faber die Fakten sachlich auf den Tisch wie schon vor einigen Tagen zur Info-Veranstaltung in der Stadtmitte: Die Fördermaßnahmen für aktiven Schutz durch Wände wie auch den passiven etwa durch neue Fenster hänge an den Richtlinien des Bundes. So sind etwa Eigentümer, die ihr Haus nach dem 1.4.1974 erbaut haben, in der Verantwortung für ausreichenden Schutz zu sorgen. Bei älteren Gebäuden werde durch Gutachter der Bahn ein kostenloses Konzept für passiven Schutz erstellt, an dem sich die Eigentümer zu 25 Prozent beteiligen können, sofern nach dem Bau der Wände Bedarf sei.
Drei Meter hohe Wand nahezu ohne Unterbrechungen
Denn entlang des südlichen Bahndamms, also parallel zur Hauskamp- sowie Hohe und Hof Straße, soll die drei Meter hohe Wand nahezu ohne Unterbrechungen verlaufen. 1,794 Kilometer soll sie lang sein, die Kosten schätzt die Bahn – gemeinsam mit den Kosten für passiven Schallschutz in 202 Wohnungseinheiten – auf 3,2 Millionen Euro. Bis zu 10 Dezibel weniger Lärm ließen sich hier erzielen – das wäre eine Halbierung der Lautstärke.
Schwierigkeiten bereiten die Brücken über die A40 und die Steinkampstraße, da sie wenig Platz für eine Wand lassen: Überlegt werde, ob man an den Brücken anbauen könne, ohne zu weit in den Straßenraum zu ragen. Im Fall der A40-Brücke ist ein Neubau aufgrund der Autobahn-Erweiterungen geplant, damit könne auch eine Schallwand eingebunden werden.
Sorge, dass die Wand den Stadtteil spalten wird
Die Anwohner hingegen plagen andere Sorgen: „Werde ich dann in meiner Parterrewohnung den ganzen Tag elektrisches Licht brauchen“, fragt eine Anwohnerin der Hohe Straße, ob ihr die Wand das ohnehin wenige Licht nehmen wird. Die Vorstellung einer Mauer vor dem Fenster ist für einige beunruhigend. Transparente Wände schirmen das Licht weniger ab, sind aber gut vier Mal so teuer und haben nicht dieselben schallabsorbierenden Eigenschaften. „Ich habe außerdem die Sorge, dass die Wand den Stadtteil spalten wird“, meint der ehemalige Styrumer Bezirksbürgermeister Knut Binnewerg gegenüber dieser Zeitung.
Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon würde hingegen auf ‘markante Punkte’ im Viertel wie die Mauer entlang der Hauskampstraße verzichten. Ob sie im Zuge der Lärmschutzerrichtung ersetzt werden könnte, ist aber noch offen. Im Laufe des nächsten Jahres will die Bahn mit dem Einpflocken der Pfosten für die Wände starten.