Mülheim. . Mülheim ist die letzte kreisfreie Stadt im Land, in der es keine Kunststoffbahn gibt. Die Stadt will das ändern. Gutachter schlagen Sparen vor.
- Mülheimer Leichtathleten warten seit Jahrzehnten darauf, eine Kunststoff-Laufbahn zu erhalten
- Die Sportverwaltung will den Umbau der Anlage an der Mintarder Straße für eine Million Euro angehen
- Doch Gutachter schlagen vor, das Geld lieber einzusparen – die Vereine sind geschockt
Schlusslicht-Positionen gefallen keinem, Sportlern erst recht nicht: Seit Jahrzehnten warten die Leichtathletikvereine darauf, dass es endlich ein Stadion in der Stadt mit Kunststoff-Laufbahn gibt. Der Mülheimer Sport-Service (MSS) arbeitet daran, den Athleten künftig bessere Bedingungen zu bieten. Die Anlage an der Mintarder Straße soll zum Leichtathletikstadion umgebaut werden. Doch die Gutachter der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) setzen dahinter jetzt ihren Stempel: Einsparen.
Entscheiden muss der Stadtrat. Soll Mülheim die einzige kreisfreie Stadt im Land ohne Kunststoffbahn bleiben? Etwa eine Million Euro müsste in das Stadion an der Mintarder Straße investiert werden. „Dass der Neubau wieder mal infrage gestellt wird, ist nicht zu verstehen und wäre ein echter Schlag in Kontor“, sagt Birgit Lübke, Vorsitzende der Fachschaft Leichtathletik. Sie spricht für zwölf Vereine mit rund 1200 aktiven Sportlern.
Verständnis beim Mülheimer Sport-Service
Beim Mülheimer Sport-Service stoßen die Leichtathleten längst auf Verständnis: „Aus sportfachlicher Sicht ist die neue Anlage dringend notwendig“, sagt die Leiterin des MSS, Martina Ellerwald. Nachdem die Fußballvereine nach und nach mit Kunstrasen ausgestattet worden sind, sollen nun in den nächsten Jahren die Leichtathleten profitieren – so die Planungen der Sportverwaltung, was die Politiker auch abgesegnet haben.
Allerdings muss die überschuldete Stadt in diesem Jahr noch weitere 9,6 Millionen Euro einsparen. Die Gutachter haben reihenweise Vorschläge gemacht und halten auch das neue Stadion nicht für zwingend erforderlich, eine Pflichtaufgabe der Kommune ist es ebenfalls nicht.
Die Basissportart für Kinder und Jugendliche
Doch es sind nicht nur die Vereine, die darauf warten und profitieren würden: „Die Leichtathletik hat nach wie vor eine hohe Bedeutung in der Gesellschaft, man kann sie als d i e Basissportart zur motorischen, konditionellen und mentalen Ausbildung für Kinder und Jugendliche bezeichnen“, so Birgit Lübke. Sie hat sich auch an den Oberbürgermeister gewandt mit der Bitte, die Sportvereine nicht zu enttäuschen. Gute Trainings- und Wettkampfbedingungen förderten auch die Motivation – und das Image einer Stadt, ist die Fachschaftsvorsitzende überzeugt.
Der Stadtrat hat bereits 400 000 Euro, die beim Projekt Kunststoff-Rasenplatz am Winkhauser Weg nicht verwendet wurden, für das Leichtathletikstadion als erste Marge einkalkuliert. Das nährte bei den Vereinen neue Hoffnungen. Ziel der Stadtverwaltung ist es, ein Konzept für alle Leichtathletikanlagen zu erstellen: Wo wird was in den nächsten Jahren benötigt? Welche Anlage ist in welchem Zustand? Immer im Blick ist dabei auch der Schulsport, wie Martina Ellerwald betont.
Umsetzung könnte 2019 erfolgen
Wird der städtische Haushalt für das Jahr von der Bezirksregierung genehmigt und hält die Politik am Stadion fest, soll noch in diesem Jahr ein Planer mit dem Entwurf für die Mintarder Straße beauftragt werden. 2019, so Ellerwald, könnte die Umsetzung erfolgen, es sei denn, eine politische Mehrheit folgt dem Gutachter-Vorschlag – und Mülheim bliebe Schlusslicht.