Mülheim. . Maßnahmen der Polizei zeigen Erfolg. 532 gemeldete Fälle gab es im vergangen Jahr, ein Rückgang um 20 Prozent. Aber auch die Prävention wirkt.
Erst in diesen Tagen konnte wieder ein Einbrecher festgenommen werden, dem wohl mehrere Taten zur Last gelegt werden können. Bodo Buschhausen, Chef des Einbruchkommissariats, kann mit seinem Team immer häufiger derartige Erfolge verbuchen. Noch wichtiger für ihn ist jedoch: Die Zahl der Einbrüche ist in Mülheim deutlich zurückgegangen. 532 Fälle wurden im vergangenen Jahr der Polizei gemeldet, 20 Prozent weniger als im Vorjahr.
Erst recht sind die Zahlen im Vergleich zum „Horrorjahr“ 2015 gesunken, wie Buschhausen betont. Damals gab es fast einen Rekord in Mülheim mit 774 Einbrüchen. Damals machte sich in den Stadtteilen Angst breit: Wann steigen sie bei mir ein? Die Polizei reagierte mit einem Bündel an Maßnahmen. Und da die Politik die Brisanz erkannt hatte, konnte man auch das Einbruchskommissariat personell verstärken.
Mehr Kontrolldruck auf der Straße
Für Buschhausen hat der Erfolg viele Gründe: Der Kontrolldruck auf der Straße, in den Stadtvierteln wurde erhöht, der Länder übergreifende Austausch der Polizeibehörden wurde ausgebaut, womit die Polizei auf die Internationalität der Einbrecherbanden regierte, Ermittlungskommissionen wurden je nach Bedarf eingerichtet, und mit „Skala“ wurde ein Computerprogramm installiert, dass der Polizei jede Woche aktuell anzeigt, wo im Stadtgebiet Einbruchszahlen zunehmen oder wo die Gefahr von Einbrüchen steigt. Regelmäßig treffen sich die Dienstellenleiter der umliegenden Städte zum Austausch, jeden Dienstag finden Schaltkonferenzen statt: Gibt es neue Phänomene? Die Staatsanwaltschaft zog mit, richtete ein Sonderdezernat für Wohnungseinbrüche ein. Letztlich, ist man im Polizeipräsidium überzeugt, wirke auch die politisch gewollte Strafverschärfung für die Täter.
Aber auch der Austausch mit den Bürgern sei spürbar besser geworden, betont der Chef des Einbruchskommissariates. „Häufiger als früher melden Bürger unter der Rufnummer 110 auffällige Beobachtungen, können uns wichtige Hinweise geben.“ Überhaupt zahlt sich aus Sicht der Polizei die intensive Prävention aus. Viele Bürger hätten in den vergangenen Jahren ihre Wohnung oder ihr Haus sicherer gemacht.
Im Versuch oft abgebrochen
Die gestiegene Zahl der Einbrüche, die im Versuchsstadium abgebrochen wurde, ist für die Kripo dafür ein deutliches Signal: „Der Zeitwiderstandswert spielt bei den Tätern nach wie vor ein große Rolle“, sagt Buschhausen. Heißt: Wenn der Täter lange braucht, um ans Ziel zu kommen und für ihn dadurch die Gefahr steigt, entdeckt zu werden, bricht er den Einbruch ab. Bei fast jedem zweiten Einbruchsversuch war das im vergangenen Jahr der Fall.
Gerne möchte man im Einbruchskommissariat auch die Aufklärungsquote von derzeit 16 Prozent – in Essen liegt sie bei 12,3 Prozent – weiter steigern. „Doch wir haben hier schon einen sehr hohen Wert erreicht“, gibt sich Buschhausen zufrieden mit Blick auf die europaweit agierende Täterschaft.
Gezielt Mehrfamilienhäuser
Nach wie vor gilt: Einbrecher kommen tagsüber, in der Dämmerung, seltener in der Nacht. Einbrecher haben ein starkes Fluchtverhalten, die Begegnung mit Hausbewohnern wollen sie vermeiden. Längst werden aber nicht mehr nur Quartiere angesteuert, wo auch hohe Werte zu vermuten sind. „Es gibt Einbrechergruppen, die suchen gezielt Mehrfamilienhäuser auf.“
Mit dem Rückgang der Einbruchzahlen will sich die Polizei nicht zufrieden geben. „Nachlassen dürfen wir auf keinen Fall“, sagt Buschhausen und weiß, dass die günstige Lage der Städte Essen und Mülheim mit vielen Autobahnanbindungen für Banden nach wie vor als Vorteil angesehen werden. Kontrolldruck, Präsenz vor Ort, enger Kontakt mit den Bürgern – all das soll auf hohem Niveau bleiben.
Polizei betreibt Nachsorge
- Zum Angebot der Polizei gehört die Nachsorge. Opfer von Einbrüchen werden auch einige Zeit nach der Tat aufgesucht.
- Dabei geht es nicht nur darum, vielleicht weitere Hinweise auf die Täter zu bekommen oder Tipps zu geben, sondern auch darum, den Betroffenen zu helfen, das Erlebnis zu verarbeiten. Das Eindringen in die Privatsphäre sei für viele Menschen über lange Zeit sehr belastend.