Mülheim. . Die Arbeit des Mülheimer Integrationsrates gestaltete sich zuletzt schwierig. Vorsitzende und Stellvertreterinnen über ihre Pläne für 2018.

Bunter, jünger, von drei Frauen geführt – so hat der Mülheimer Integrationsrat im Sommer 2014 seine Arbeit aufgenommen. Danach lief es nicht immer glatt, doch für das kommende Jahr haben sich Vorsitzende Emine Arslan (35), ihre Stellvertreterinnen Mehrnaz Koch (52) und Stella Weber (45) einiges vorgenommen.

Seit fast dreieinhalb Jahren führen Sie jetzt den Integrationsrat. Macht es noch Spaß?

Emine Arslan: Es ist immer wieder stressig. Aber ich habe trotzdem noch Spaß dran.

Mehrnaz Koch: Ich auch, weil man mit so vielen Leute zusammenkommt, die man sonst nie kennenlernen würde.

Es gab einige Schwierigkeiten, so gehen für den Förderpreis immer weniger Nominierungen ein, und der Internationale Treff ist 2017 ganz ausgefallen...

Arslan: Wir hätten den Ringlokschuppen für den 15. Oktober buchen können, aber das Wetter-Risiko schien uns zu groß. Wir konnten ja nicht wissen, dass es an dem Tag so warm wird. Und andere Örtlichkeiten zu einem früheren Termin waren nicht zu bekommen, beziehungsweise nicht bezahlbar im Rahmen unseres Budgets.

Wird es denn nächstes Jahr wieder einen Internationalen Treff geben?

Koch: Ja, am 30. September. Wir haben den Ringlokschuppen schon reservieren lassen.

Nachdem die November-Sitzung des Integrationsrates mangels Beteiligung abgesagt wurde, konnte man sich schon fragen, ob das Gremium noch arbeitsfähig ist?

Arslan: Man muss mit den Leuten darüber sprechen, was die Hintergründe sind. Einige waren aus privaten Gründen verhindert. Ich glaube jedoch, das war ein einmaliges Problem. Wir werden jetzt nicht jedes Mal bangen müssen, ob unsere Sitzungen stattfinden.

Mütter mit Migrationshintergrund

Mitglieder äußern sich widersprüchlich. So gibt es einerseits die Ansicht, die Führungsfrauen bekämen zu wenig Rückhalt, andererseits Kritik, der Vorstand würde seine Arbeit nicht ernst nehmen. Der Mülheimer Integrationsrat wirkt sehr uneinig.

Koch: Der Vorstand ist durchaus aktiv. Jede von uns steht mitten im Leben. Stella kennt beispielsweise viele Mütter mit Migrationshintergrund, ich habe oft mit Frauen zu tun, die aus dem Ausland kommen und eine Stelle suchen. Wir arbeiten, aber wir machen für uns nicht so viel Werbung. Wir haben nicht viel Zeit für Öffentlichkeitsarbeit.

Bekommen Sie auch von einigen Männern Gegenwind, weil es ein rein weiblicher Vorstand ist?

Arslan: Ich glaube nicht, dass das der Grund ist. Im Juli 2016 etwa hat sich der Integrationsrat am Tag des Zuckerfestes getroffen, und die Mitglieder waren mehrheitlich anwesend. Auch Vertreter der islamischen Vereine.

Koch: Wir sind ja auch von Männern gewählt worden. Es gibt einen Kulturwandel, überall. Inzwischen werden es immer mehr Frauen, die für den Integrationsrat kandidieren wollen. Wir sind Vorbilder. Mülheim kann stolz darauf sein.

Mit welchen Anliegen kommen die Leute eigentlich zu Ihnen?

Stella Weber: Mit allen möglichen Alltagsproblemen. Sehr viele Jugendliche bitten uns auch um Hilfe, wenn sie einen Ausbildungsplatz suchen.

Verstärkt ältere Menschen ansprechen

Gibt es neue Ideen, die der Integrationsrat 2018 umsetzen möchte?

Koch: Wir wollen in Zukunft verstärkt ältere Menschen ansprechen, zum Beispiel über das Netzwerk der Generationen. Auch bei der Mülheimer Seniorenmesse waren wir schon vertreten.

Es soll ab Januar eine monatliche Sprechstunde des Integrationsrates geben. Wann soll sie starten?

Arslan: Wir wollen möglichst Mitte Januar anfangen. Die Beratung soll abwechselnd eine Frau und ein Mann machen, damit sich auch alle angesprochen fühlen.

<<< GUT BESUCHTE SONDERSITZUNG

Am 14. Dezember fand noch eine Sondersitzung des Integrationsrates statt. Teilgenommen haben nach Auskunft von Emine Arslan 18 der insgesamt 24 Mitglieder, und zwar: 15 von 16 gewählten Mitgliedern sowie drei der acht Ratsvertreter.

Einziger Tagesordnungspunkt waren Zuschüsse. Beschlossen wurde, dass 5000 Euro für den Internationalen Treff, die 2017 nicht verwendet wurden, nun zusätzlich an zehn verschiedene Vereine fließen, die jeweils 400 bis 600 Euro bekommen.

In einem aktuellen Statement bedauert der Mülheimer Integrationsrat, dass das jüdische Lichterfest, das sonst immer auf dem Synagogenplatz gefeiert wurde, diesmal aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt worden ist. „Wir möchten deutlich machen“, so heißt es in der Mitteilung, „dass in unserer Gemeinde jedes Fest, egal aus welchen religiösen Hintergründen, nationaler Herkunft und Ethik, im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften durchführbar sein muss.“