Mülheim. Mülheims Arbeitsmarkt kann nicht Schritt halten mit der Entwicklung in Bund und Land. Fast 22 000 Mülheimer sind angewiesen auf Hartz IV.

  • Der Arbeitsmarktbericht für November zeigt, dass Mülheim am bundesdeutschen Trend nicht teilhat
  • Seit langer Zeit schon steigt die Zahl der Menschen ohne regulären Job
  • Auch das Armutsrisiko steigt kontinuierlich: 21 725 Mülheimer leben aktuell von Hartz IV

Mülheims Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin nicht entsprechend der Trends im Bund und im Land Nordrhein-Westfalen. Im November ist sowohl die offizielle Arbeitslosenzahl auf 6510 Menschen angewachsen, ebenso die Zahl der Menschen, die tatsächlich ohne regulären Job dastehen, aber etwa durch ihre Teilnahme an Maßnahmen der Arbeitsverwaltung in der Statistik nicht als arbeitslos gelten. Nimmt man diese hinzu, sind zur offiziellen Arbeitslosenzahl 3072 betroffene Mülheimer zu addieren. Ein Blick auf bedenkliche Entwicklungen.

Ein realitätsnahes Bild vom hiesigen Arbeitsmarkt gibt die Zahl der Mülheimer, die von so genannter Unterbeschäftigung betroffen sind: Das sind die offiziell als arbeitslos geltenden Mülheimer, aber eben auch jene, die in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen stecken und ebenso keinen regulären Job haben. Dies sind in Mülheim etwa 1022 Menschen in Aktivierungs- oder Eingliederungsmaßnahmen (22,4 Prozent mehr als vor einem Jahr) oder 926 Personen in „Fremdförderung“ – das sind Menschen in Sprach- und Integrationskursen (31,5 Prozent mehr).

Insgesamt zählt Mülheim 9582 Menschen, denen es aktuell nicht gelingt, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das sind 3,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Damit ist Mülheim abgekoppelt sowohl vom bundesweiten Trend (minus 4,3 Prozent) als auch vom landesweiten (minus 2,1 Prozent). Im Klartext: In der Ruhrstadt Mülheim stehen immer mehr Menschen ohne Job da. Mehr als jeder zehnte erwerbsfähige Bürger ist betroffen. Die Quote liegt bei 11,2 Prozent.

Die Zahl der Arbeitslosen in Mülheim steigt an.
Die Zahl der Arbeitslosen in Mülheim steigt an.

Ebenso gegenläufig zum bundesweiten Trend hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Mülheimer Haushalte entwickelt, die auf die Grundsicherung von Hartz IV angewiesen sind. Während die Zahl bundesweit um 1,5 Prozent sank, stieg sie in Mülheim um 3,5 Prozent auf 10 604 Haushalte.

Von nahezu 173 000 Mülheimern lebt mittlerweile jeder Achte an der Armutsgrenze. 21 725 Menschen sind betroffen, darunter viele Kinder. Allein innerhalb der vergangenen vier Jahre sind 3600 Mülheimer in den Armutsbereich abgerutscht.

Von all diesem ist im aktuellen Arbeitsmarktbericht nicht ausdrücklich die Rede. Agentur-Geschäftsführer Jürgen Koch stellt lediglich fest, dass die offizielle Zahl an Arbeitslosen „im November seit Monaten erstmals nicht weiter gesunken“ sei. Er hebt derweil etwas Positives hervor: „Erfreulich ist, dass weiterhin Jugendliche und junge Erwachsene von der Arbeitsmarktlage profitieren konnten, so dass die Quote der Jugendarbeitslosigkeit in Mülheim mit 3,3 Prozent weiter deutlich unter Landesdurchschnitt liegt.“