Mülheim.. Ziegler-Gymnasiasten starten ein wissenschaftliches Projekt mit dem Archäologie-Museum in Münster: Sie wollen mehr wissen über die Mülheim-Mumie.
Nach jüngsten Erkenntnissen stiftete wohl Wilhelm Schmitz-Scholl (Tengelmann) 1904 dem Karl-Ziegler-Gymnasium die „Mülheim-Mumie“, die zuletzt für einiges Aufsehen gesorgt hatte. Angehende Abiturienten spüren der lange ungeklärten schulhistorischen Frage noch einmal genauer nach. Mit einem wissenschaftlichen Projekt.
Es ist ein Zusatzkurs Geschichte, der sich in Kooperation mit dem Archäologie-Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster mit einem Forschungsprojekt ins vergangene Jahrhundert katapultiert. Die Mülheim-Mumie, ein rund 2700 altes Relikt aus dem alten Ägypten, lagerte lange Zeit in der Biologischen Sammlung des Ziegler-Gymnasiums. 1978 ging sie als Dauerleihgabe an das Münsteraner Museum, wurde aufwändig restauriert und war zuletzt Prunkstück der Sonderausstellung „Tod und Ewigkeit“.
Zunächst eine vage Theorie
Wie bloß kam die Mumie in die Biologische Sammlung des Gymnasiums? Diese Zeitung hatte im vergangenen Jahr Zeitzeugen aufgerufen, sich zu erinnern. Die Resonanz war groß. Zunächst bildete sich die vage Theorie, ein weit gereister Biologie-Hilfslehrer könnte die Mumie nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit in die Schule gebracht haben. Später erinnerten sich gleich mehrere ehemalige Schüler daran, dass der Industrielle Hugo Stinnes seinerzeit als Stifter benannt worden sei. Ein ehemaliger Stinnes-Vorstand hielt diese Version für naheliegend. Zuletzt tauchten aber Zeitungsberichte aus der 1970er Jahren auf, in denen ein Sohn des Tengelmann-Gründers, Wilhelm Schmitz-Scholl, als Stifter benannt wird. Die Tengelmann-Gruppe hat diese Information zwischenzeitlich bestätigt.
Dennoch: Welche Spuren lassen sich weiterverfolgen, was kann wie belegt werden? Mit Hilfe dieser Redaktion nehmen die angehenden Abiturienten des Geschichtskurses von Schulleiter Martin Teuber zurzeit Kontakt auch zu den Zeitzeugen auf, die sich vor einem Jahr zur Sache geäußert hatten. Am Montag bereiteten die Mülheimer Schüler in Münster mit den Ausstellungskuratoren und einer Historikerin die Zeitzeugen-Interviews professionell vor und ließen sich über Details zur Mumie informieren.
Video-Dokumentation zum Projekt
Es sei natürlich „ein bisschen Ernüchterung“ im Kurs eingekehrt nach dem Hinweis auf den Stifter Schmitz-Scholl, sagt Kurslehrer Teuber. „Aber so ist es, wenn man sich an die Forschung begibt.“ Nun werde in den Zeitzeugen-Interviews die Frage im Zentrum stehen, wie in der Schule mit der Mumie umgegangen worden ist. Da hatten ehemalige Schüler so manch schaurige Geschichte parat. . .
Mit den Fachleuten aus Münster haben die 19 Schüler nun die Fragen für ihre Interviews formuliert. Laut Teuber sind es „nicht zu enge Fragen, damit die Zeitzeugen ins Erzählen und die Schüler so an weitere Informationen kommen“. Zwei Schüler wollen aus eigenem Antrieb eine Video-Dokumentation zum Projekt drehen. Dafür werden sie noch einmal nach Münster fahren. Und dann wird extra für sie die mittlerweile wieder im Museumsdepot verstaute Mumie samt Sarkophag ausgepackt.