Münster/Mülheim. . Ein Museum zeigt eine Mumie aus dem alten Ägypten, die das Karl-Ziegler-Gymnasium ihm bereits 1978 übergeben hatte. Die Herkunft gibt Rätsel auf.
- Eine Ausstellung in Münster rankt sich um eine Mumie, die bis 1978 in Mülheim war
- Weder Stadtarchiv noch Karl-Ziegler-Gymnasium können derzeit etwas zur Historie der Mumie sagen
- Ägyptologin mutmaßt: „Vielleicht war es eine Schenkung für eine Lehrsammlung“
Lange schlummerte sie im Keller, nun zeigt das Archäologische Museum der Universität Münster erstmals eine aufwendig restaurierte altägyptische Mumie. Der rund 2700 Jahre alte mumifizierte Körper und ein auf das Jahr 950 vor Christus datierter, reich verzierter Sarg stammen als Dauerleihgabe vom Mülheimer Karl-Ziegler-Gymnasium. So viel steht immerhin fest. Ansonsten gibt die Mülheimer Mumien-Leihgabe Rätsel auf.
Ausgenommen, bandagiert und balsamiert: So präsentiert das Museum nun die restaurierte Mumie. Sie ist das Herzstück einer am Samstag öffnenden Ausstellung rund um das Thema Tod und Mumifizierung. Viel weiß man nicht über den Toten, der vor rund 2700 Jahren für die Ewigkeit präpariert worden war. Doch erzählt seine Reise aus Ägypten über das Ziegler-Gymnasium bis nach Münster eine Menge.
„Es war ein Mann um die 30, der ein gelenkschonendes Leben geführt hat“
Die Untersuchungen im Computertomographen zeigten ein fast vollständiges Skelett mit wenig Verschleißerscheinungen: „Es war ein Mann um die 30, der ein gelenkschonendes Leben geführt hat“, sagt die zuständige Ägyptologin des Museums, Angelika Lohwasser. Um nach seinem Tod den Körper zu erhalten und der Seele dauerhaft Platz zu geben, wurde er wie viele seiner Zeitgenossen mumifiziert.
Doch sein „Mumienleben“ war keineswegs immer so würdevoll, wie der Tod es sein sollte: Das zeigt sich schon darin, dass der scheinbar dazugehörige Sarg rund 250 Jahre älter ist. „Vielleicht haben erst Händler Mumie und Sarg zusammengebracht, um für das Ensemble mehr Geld zu bekommen“, sagt Lohwasser. Denn im 19. Jahrhundert florierte das Mumiengeschäft. Ausgräber der Kolonialzeit brachten sie massenhaft auf den Markt, finanzierten so ihre weitere Arbeit, wie die Expertin erzählt.
Lange hatte sie vermutet, dass es auch Händler waren, durch die der echte Kopf dieser Mumie abhanden gekommen war: Vielfach seien Einzelteile abgetrennt und verkauft worden. Doch der Restaurator fand Schädelfragmente im Sarg und glaubt daher, dass der Kopf beim Versuch neugieriger Forscher, ihn auszuwickeln, zerfiel.
Frage ungeklärt: Wie kam die Mumie zum Mülheimer Gymnasium?
Auf unbekannten Wegen gelangte die Mumie schließlich an das Karl-Ziegler-Gymnasium in Mülheim. „Vielleicht war es eine Schenkung für eine Lehrsammlung“, mutmaßt Lohwasser. 1978 gab das Gymnasium die Mumie als Dauerleihgabe an die Experten. Von dort ging es wegen des schlechten Zustands wenige Jahre später gut verpackt ins Depot – bis schließlich die Restaurierung möglich wurde.
Der renommierte Mumien-Restaurator Jens Klocke aus Hildesheim stellte eine Reihe zurückgelassener Spuren im Sarg sicher: Ein Stück Brotrinde etwa, ein Zigarrenstummel und ein Zwetschgenkern sind weitere Indizien für ein bewegtes Mumiendasein. „Wir wissen nicht, ob Schüler hier Schabernack getrieben haben oder ob die Mumie Gast auf Schulpartys war oder so. Das können immer nur Hypothesen sein“, sagt Lohwasser.
Kopflos ist die Mumie nun jedoch nicht mehr: Schon aus dem alten Ägypten seien Fälle von ersetzten Gliedmaßen dokumentiert, hinzugefügt, damit der Geist trotzdem Ruhe finden könne. So ist für die „Münster-Mumie“ ein Schädel nachgebaut und bandagiert worden. „Wir können ja keine Mumie ohne Kopf zeigen“, sagte Lohwasser am Donnerstag in Münster.
Stadtarchiv und Gymnasium können derzeit keine Aufklärung bieten
Und in Mülheim? Da herrschte gestern Rätselraten vor, was die Mumie betrifft. Dem Stadtarchiv ist nichts bekannt davon, dass dieses altägyptische Relikt einmal im Ziegler-Gymnasium beheimatet gewesen ist. Auch das Gymnasium selbst konnte keine Aufklärung liefern. „Die Schulleitung ist viel zu jung und andere Kollegen, die was wissen könnten, sind im Ruhestand“, hieß es. Wie die Mumie nach Mülheim gekommen ist, wisse niemand, hatte 2015 schon der damalige Leiter des Archäologischen Museums der Uni in Münster, Dr. Helge Nieswandt, in einem Gespräch mit den Westfälischen Nachrichten gesagt.
Jetzt ist die Mumie jedenfalls bis zum 22. Januar im Münsteraner Museum am Domplatz 20-22 zu sehen: dienstags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr.
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