Mülheim. . Nun vermutet ein Gutachter auch noch statische Mängel im VHS-Gebäude. Die Politik soll ein Gutachten zur Standortfrage auf den Weg bringen.
- Die Stadt will jetzt untersuchen lassen, was wirtschaftlicher ist: eine Sanierung oder ein Neubau
- Das Gutachten soll rund 1,2 Millionen Euro kosten und aus Sanierungsmitteln bezahlt werden
- Derweil veröffentlicht die Verwaltung Zweifel eines Gutachters an der Standsicherheit des alten Gebäudes
Ganz so wertneutral, wie es Kämmerer Frank Mendack vor Wochen angekündigt hatte, geht die Stadtverwaltung die Zukunftsfrage der Volkshochschule nicht an. Ausdrücklich empfiehlt er der Ratspolitik, auch Alternativstandorte für das geschlossene VHS-Gebäude prüfen zu lassen. Derweil stehen für das marode Haus in der Müga nun gar statische Mängel in Rede.
Im Finanzausschuss am 27. November und letztlich im Stadtrat am 7. Dezember soll die Politik der Empfehlung nach die Schlüsselfrage durch ein Ingenieurbüro beantworten lassen: Ist es wirtschaftlich vertretbar, das wegen Brandschutzmängeln geschlossene VHS-Gebäude in der Müga zu sanieren? Oder ist ein Neubau auf einem anderen städtischen oder gar privaten Grundstück sinnvoller?
Stichprobenartige Prüfung eines Statikerbüros
Schon jetzt trägt das Immobiliendezernat von Kämmerer Mendack bekannte, aber auch neue Zweifel an einer wirtschaftlichen Lösung für den Müga-Standort vor. Neben den erheblichen Brandschutzmängeln werden nun auch Mängel bei der Standsicherheit des Gebäudes vermutet. Dies ist Ergebnis einer stichprobenartigen Prüfung eines Statikerbüros. Dessen Aktennotiz hat die Stadt nun veröffentlicht. Der Statiker spricht von „Schlitzen und Durchbrüchen in Stahlbetonteilen, die augenscheinlich unplanmäßig beziehungsweise nachträglich eingebaut worden oder von ihrer Ausführungsart in Frage zu stellen sind“. Der Gutachter empfiehlt, sämtliche tragenden Bauteile zu untersuchen, wenn das Gebäude entkernt sein sollte.
Des Weiteren führt Immobilien-Chef Frank Buchwald erneut an, dass das Müga-Gebäude für die VHS-Zwecke zu groß dimensioniert sei. Rund 6000 Quadratmeter Grundfläche stünden zur Verfügung, 3200 würden ausreichen. Mögliche Statikmängel, der Brandschutz-Bedarf und der Denkmalschutz sollen ebenso in eine Wirtschaftlichkeitsberechnung einfließen wie Fördermittel, die fließen könnten. Auch die Unterhaltungskosten für ein nicht genutztes Denkmal in der Müga sollen berücksichtigt werden. Allein der Wachschutz kostet 6000 Euro in der Woche, wie die MBI per Anfrage an die Öffentlichkeit gebracht hatten. Das allein schon sind mehr als 300 000 Euro im Jahr.
VHS-Neubau könnte 2022 eingeweiht werden
Und doch wirft Immobilien-Chef Buchwald noch ein Argument für einen Neubau in die Waagschale: die Zeit. Nach seiner Rechnung könnte ein VHS-Neubau rund neun Monate schneller eingeweiht werden, nämlich im Herbst 2022. Buchwald rechnet bei einer Sanierung des Müga-Gebäudes mit mehr Zeit für die Planung bis hin zu den Bauarbeiten.
Sollte die Politik der Empfehlung folgen, schätzt die Stadt mit Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro für das Gutachten. Bezahlt werden soll das aus den Mitteln, die im Etat aufgehoben sind, weil die Stadt nach Schließung der VHS die laufenden Sanierungsarbeiten dort unverzüglich gestoppt hatte.
Neues Kursprogramm soll noch 2017 erscheinen
Übrigens: Die Volkshochschule plant, ihr Kursprogramm für das erste Semester 2018 noch in diesem Jahr zu veröffentlichen.
Das kündigte die Stadt auf Nachfrage an. Offen ist allerdings, welchen Umfang das Programm haben wird. Für EDV-Schulungen und andere Kurse „mit besonderer Ausstattung“ seien bis dato keine Ersatzräume gefunden worden, hieß es. Derzeit kann die VHS rund 120 Kurse nicht anbieten.
Suche nach längerfristig verfügbaren Räumen
Andere Kurse und Veranstaltungen finden im alten Gebäude des Gymnasiums Broich, im Berufskolleg Stadtmitte, im Rathaus, in der Aula der Realschule Stadtmitte, in der Dezentrale, im Haus des Sports, in der Hochschule, im Medienhaus, in der Ruhrpalette (Mellinghofen) und in der Trainingshalle des Wassersportvereins (Menden) statt.
Immobiliendezernent Frank Mendack hat bereits angekündigt, weiter nach Ersatzräumen suchen zu müssen. Vor Ende 2022 wird die VHS seiner Einschätzung nach kein eigenes Gebäude nutzen können. Die Suche läuft unter Zeitdruck. Schließlich soll schon im Sommer 2018 der alte Gymnasialbau in Broich abgerissen werden, der derzeit unter anderem die Integrations- und Sprachkurse beherbergt.