Mülheim. . Igel gefunden – was tun? Wärme und Katzennassfutter dienen als Erste Hilfe. Aber: Die Wildtiere stehen unter besonderem Schutz.
Noch liegen die Außentemperaturen über dem Gefrierpunkt. Sobald aber die Tage kürzer und kälter werden, beginnt die Zeit, in der aufmerksame Spaziergänger manchen Igel entdecken. Jetzt im Herbst sind die Stacheltiere auf Nahrungssuche, um sich die nötige Fettschicht für den Winterschlaf anzufressen. Mitnehmen oder laufen lassen? Wie verhält man sich bei der Begegnung mit einem Igel richtig?
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„Wenn man jetzt bei Tageslicht auf einen Igel trifft, ist der in der Regel hilfsbedürftig“, sagt Uwe Klabuhn, Gründungsmitglied des Vereins „Igelfreunde Ruhrgebiet“. Anders sei das im Sommer, wenn man auch nach 22 Uhr noch auf der Terrasse sitzt und Besuch von Stacheltieren bekomme. Dieses Verhalten sei normal, sagt der Styrumer. Gestartet war der Verein im Februar mit zwölf Mitgliedern, heute zählt er 35. Nicht wenige davon waren selbst zufällige Igelfinder und hatten Fragen zur Versorgung ihres Findlings. Die gestiegene Nachfrage an Unterstützung bei der Igelbetreuung zeige auch, meint Uwe Klabuhn, wie dringend der Igel – gerade in den Großstädten – Hilfe nötig habe. Denn: „Es sind zwischen 70 und 80 Prozent an Insekten verloren gegangen. Der Igel hat in der Natur schlicht nicht mehr genug zu essen“, so Klabuhn. Und so gebe es immer mehr Tiere, die jetzt – kurz vor dem Winterschlaf – noch nicht das nötige Gewicht erreicht hätten. „Wiegt ein Igel jetzt weniger als 500 Gramm, kommt er alleine nicht über den Winter“, sagt Klabuhn.
„Wir hatten im Sommer viele Igel mit tiefen Schnittwunden“
Das Argument, die Natur würde das schon regeln, will Klabuhn nicht gelten lassen, denn: „Die Insekten sind verschwunden, weil der Mensch fahrlässig Insektizide verwendet. Das ist, als ob man dem Menschen seine Lebensmittelration auf 20 Prozent reduzieren würde.“ Nicht weniger fahrlässig sei der Einsatz von neuartigen Mähroboter oder Freischneidern, die Gärtner einsetzen. „Wir hatten im Sommer viele Igel mit tiefen Schnittwunden, die teils schon von Fliegenmaden befallen waren“, erzählt Klabuhn. Der Igel sei der Leidtragende, weil er kein Fluchttier sei, sondern sich bei Bedrohung einrolle. Weder Mähroboter noch Freischneider machen davor Halt.
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Egal zu welcher Jahreszeit – findet man einen augenscheinlich kranken Igel, kann man ihn behelfsmäßig auf eine handwarme Wärmflasche setzen und ihn mit Katzennassfutter und Wasser füttern. „Keine Milch, die vertragen sie nicht“, warnt Uwe Klabuhn. Nach der Erstbehandlung durch erfahrene Igelpfleger, sagt der Styrumer Igelfreund, könne jeder die Stacheltiere zuhause überwintern, bevor sie im Frühjahr wieder ausgewildert werden.
Kontakt zu den Igelfreunden
Igelfinder können sich mit dem Verein Igelfreunde Ruhrgebiet in Verbindung setzen, dem auch Uwe Klabuhn und seine Frau angehören. Kontakt über www.igelfreunde-ruhrgebiet.de.
Auch der Tierschutzverein Mülheim bietet Informationen und Hilfestellung zum Igelschutz: www.tierschutz-muelheim-ruhr.de oder 0208/740 20 88.