Mülheim. . Andrea und Uwe Klabuhn päppeln aufgefundene Igel auf, die krank und zu klein für die Jahreszeit sind. Doch die Pflege der Wildtiere ist anspruchsvoll.

  • Den Igeln geht in unseren Städten immer mehr Lebensraum verloren
  • Aufgeräumte Gärten bieten den Tieren im Winter keine Rückzugsräume mehr
  • Ehepaar in Styrum päppelt schwache und kranke Tiere mühevoll wieder auf

Schnucki wird wohl bald ausziehen: Der Igel hat in den vergangenen Wochen ordentlich zugenommen – er kam mit 318 Gramm, wiegt heute 750 Gramm – und kann wieder in die Wildnis. Die Wildnis, das ist in diesem Fall der Garten von Andrea und Uwe Klabuhn in Styrum, kurz vor der Oberhausener Stadtgrenze. „Den Igeln geht in unseren Städten immer mehr Lebensraum verloren“, verdeutlicht Inge Püschel vom Naturschutzbund Ruhr (Nabu). Die Igel würden durch den zunehmenden Straßenverkehr gefährdet und fänden in Gärten, die allzu aufgeräumt sind, keine geeigneten Rückzugsmöglichkeiten mehr, sagt die Nabu-Expertin.

Igelpflege ist durchaus anspruchsvoll

So gesehen hatte Schnucki Glück. Bei den Klabuhns in Styrum teilt er derzeit ein Dachzimmer mit acht Artgenossen, untergebracht sind die meisten einzeln in Kleintierkäfigen. Eine fünfköpfige Igelfamilie, die in Gelsenkirchen gefunden worden war, lebt zusammen in einem Gehege. „Eigentlich sind Igel ja Einzelgänger, deshalb können wir derzeit auch nicht noch mehr Tiere aufnehmen“, sagt Uwe Klabuhn. Der kaufmännische Angestellte und seine Frau kamen im vergangenen Winter zum Igel „wie die Jungfrau zum Kind“, erzählt der 56-Jährige schmunzelnd. Zwei Exemplare, die deutlich unter ihrem Sollgewicht waren, tummelten sich in Klabuhns Garten. Die Tiere ihrem Schicksal zu überlassen, kam für Andrea Klabuhn nicht in Frage: Also holte sie sie rein und päppelte sie auf. Und lernte, dass die Igelpflege durchaus anspruchsvoll ist. „Immerhin handelt es sich um Wildtiere, die kann man nicht genauso behandeln wie Haustiere“, sagt die 49-jährige Angestellte.

Uwe Klabuhn wiegt einen kranken und schwachen Igel.
Uwe Klabuhn wiegt einen kranken und schwachen Igel. © Oliver Müller

Auch in diesem Jahr fing es in den letzten Oktoberwochen mit zwei Igeln an. Weil sich inzwischen aber herum gesprochen hatte, dass das Styrumer Ehepaar in Igel-Angelegenheiten zu Fachleuten geworden ist, landeten immer mehr Stachelträger bei ihnen. Was für die Klabuhns bedeutet: Füttern, die Tiere auf Krankheitsanzeichen kontrollieren, wiegen, die Käfige reinigen, die Kränkelnden zum Tierarzt fahren und, und ,und.

Mehlwürmer und Rührei ohne Salz

„Anderthalb Stunden sind das locker jeden Tag“, sagt Andrea Klabuhn. Auf dem Speiseplan stehen etwa Mehlwürmer, Katzenfutter und ungewürztes Rührei: „Natürlich nur Bio-Eier! Und bloß keine Milch, die vertragen sie nicht“, sagt Andrea Klabuhn. In ein paar Wochen, so hoffen die Tierschützer, wird ihre Hilfe nicht mehr in diesem Umfang nötig sein. „Möglichst viele der Igel sollen so fit werden, dass sie im geschützten Gehege draußen im Garten Winterschlaf machen können. Wenn sie dann im Frühjahr wieder wach werden, füttern wir sie noch einige Zeit und dann gehen die Igel wieder auf Wanderschaft“, sagt Klabuhn.

Dass sein Garten durchaus beliebt ist bei den stacheligen Wandersleuten, sieht der Styrumer immer wieder auf den Videos, die seine Wildüberwachungskamera aufzeichnet. Und im Sommer, wenn sie auf der Terrasse sitzen, so erzählt Andrea Klabuhn: „Dann können wir das Liebesspiel der Igel beobachten.“