Mülheim. . Nur durch neue Trinkwasserinstallation kann die Legionellen-Gefahr im Krankenhaus ausgeräumt werden. Geschäftsführer drückt tiefes Bedauern aus.
- Bei Pressekonferenz zum Legionellen-Ausbruch drückt Geschäftsführer sein „tiefes Bedauern“ aus
- 1200 Filter wurden an Duschen und Wasserhähnen installiert, das Rückkühlwerk auf dem Dach stillgelegt
- Stellvertretende Ärztliche Direktorin ist stolz aufs Ärzteteam: Man sei schnell und proaktiv vorgegangen
Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, hat am Freitag bei einer Pressekonferenz zum Legionellen-Ausbruch Anfang September sein „tiefes Bedauern“ ausgedrückt. Gleichzeitig kündigte er an, dass der Klinikbetreiber auf eine Kernsanierung von Haus B, wo die Infektionsquelle verortet wird, angewiesen ist, um den technischen Standard zur Legionellen-Vorbeugung zu erreichen.
Noch einmal legte die stellvertretende Ärztliche Direktorin Dr. Andrea Schmidt den Medienvertretern dar, wie das Krankenhaus auf den Ausbruch reagiert habe, den es am 4. September entsprechend der Meldepflicht dem Gesundheitsamt angezeigt hat. 1200 Filter seien an Duschen und Wasserhähnen installiert, das Rückkühlwerk auf dem Dach stillgelegt worden. Alle Patienten, die während der Inkubationszeit im Haus B untergebracht gewesen seien, seien prophylaktisch auf Legionellen getestet worden. „Bei aller Traurigkeit über die Todesfälle: Ich bin stolz auf das Ärzteteam. Wir haben schnell reagiert, sind proaktiv vorgegangen und alle haben an einem Strang gezogen“, zog Schmidt Bilanz zum Ausbruchsmanagment, das schnell dafür gesorgt habe, dass wieder maximale Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter gegeben gewesen sei.
Experte bestätigte Krisenmanagement Professionalität
Prof. Martin Exner, am 22. September als neutraler Berater hinzugezogener Hygiene-Experte vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uni Bonn, bestätigte dem Krisenmanagement am Freitag hohe Professionalität. Das Haus sei entsprechend der Empfehlungen der Weltgesundheitsbehörde „sehr systematisch vorgegangen“.
Eine Gefahr für die Bevölkerung sei schon am 5. September gebannt gewesen, positionierte sich das Krankenhaus gegen Kritik, dass es nicht öffentlich informiert hatte. „Warum hätten wir kontrollieren sollen, wenn es selbst die Kontrollbehörde [Anm. d. Red.: das Gesundheitsamt] nicht für notwendig erachtet hat?“, so Klinik-Geschäftsführer Nils B. Krog in einem Schreiben an die Mitarbeiter, das dieser Zeitung vorliegt. „Wir sollen ein Schild vor die Tür hängen, Achtung Legionellen-Gefahr, obwohl es keine mehr gibt? Das ist doch, mit Verlaub, die Aufforderung zur Panikmache.“ Öffentlich sagte er: „Wir haben nichts verschwiegen, beschönigt oder gar vertuscht.“
Das sehen Betroffene und Angehörige mitunter anders (siehe Seite 3). Sie beklagen etwa mangelnde Aufklärung oder die Ungewissheit, die sie als Hinterbliebene von Menschen, die im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Legionellen-Ausbruch an Lungenentzündung erkrankten, verspürten. Vier der 18 Patienten, die an Legionellen-Pneumonie erkrankten, waren verstorben. Ob die Legionärskrankheit ursächlich war oder schwere Vorerkrankungen, ist unklar und beschäftigt die Staatsanwaltschaft.
Urin-Tests zum Nachweis gehören nicht zum Standard
Auch vermuten Patienten, dass der Legionellen-Ausbruch schon im August stattgefunden hat. „Soweit mir bekannt, hat es im August keine Häufung von Pneumonien in diesem Haus gegeben“, sagte dazu am Freitag auf Nachfrage die stellvertretende Ärztliche Leiterin Schmidt. Dr. Britt Hornei als Leitende Ärtin für die Krankenhaus-Hygiene, ergänzte, dass erste Fälle mit entsprechender Symptomatik der Legionellen-Pneumonie erst Ende August aufgefallen seien. Urin-Tests zum Legionellen-Nachweis gehören bei schweren Lungenentzündungen nicht zum Standard. Sie seien teuer, so Hygiene-Experte Exner. Klinik-Geschäftsführer Krog kündigte an, das vom Legionellen-Ausbruch betroffene Haus B umfassend zu sanieren, um auch das Legionellen-anfällige Trinkwassersystem auf den Stand der Technik zu setzen. Die mit dem Gesundheitsamt abgestimmte Sanierung sei gestartet und werde zwölf Monate andauern.
Frühere Ausbrüche: Nur für 2017 herrscht Klarheit
Am Freitag bestätigte Krankenhaus-Geschäftsführer Nils B. Krog lediglich das, was das Gesundheitsamt auf Anfrage dieser Zeitung schon tags zuvor angegeben hatte: Es seien in diesem Frühjahr schon einmal, allerdings nicht gravierend, überhöhte Legionellen-Werte gemessen worden.
Wie das Gesundheitsamt am Donnerstag sagte Krog, dass diese Werte ausschließlich an Wasserentnahmestellen von wenig genutzten Zimmern gemessen worden seien – und das „in ganz geringem Maße“. Die Infektionsquellen seien saniert und nachbeprobt worden – „danach waren die Zimmer Legionellen-frei“. Die Hygiene-Expertin des Hauses, Dr. Britt Hornei, ergänzte, jene Situation sei gar nicht mit der im September vergleichbar, da im März anders als zuletzt nicht zentrale Bereiche des Trinkwassersystems betroffen gewesen seien. Auf weitere Nachfrage dieser Zeitung gab Krog an, zu Untersuchungsergebnissen aus Vorjahren ad hoc nichts sagen zu können. „Das System war auch in den Jahren zuvor nicht betroffen“, ergänzte Hornei.
In der Nachsorge alle Wasserleitungen desinfizieren
In der Nachsorge werde man nun alle Wasserleitungen desinfizieren, so Krog. Auch diejenigen, wo es keine Befunde gegeben habe. In einem Brief an die Mitarbeiter kündigte Krog an, dass man danach das Wasser erneut beproben werde. Werde eine unbedenkliche Legionellen-Konzentration gemessen, schrieb Krog an die Mitarbeiter, würden die Filter an Duschen und Wasserhähnen wieder deinstalliert, Stufe 3 sei dann die Sanierung des Hauses.
Während der öffentlichen Pressekonferenz am Freitag hatte Krog derweil Gegensätzliches angekündigt: nämlich die bakteriensicheren Filter bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten einzusetzen.