Mülheim. . Der Argentinier Alejandro Scasso eröffnet das „Pollock Jahr 2017“ in der Galerie an der Ruhr. Seine Werke verbinden Intuition und Systematik

  • Der Agentinier Alejandro Scassor eröffnet das Pollock Jahr in der Galerie an der Ruhr in Mülheim
  • Der Künstler vereint in seinen Arbeiten „Pollocks Intuition und Lichtensteins Designer-Denke“
  • Seine meist farbenprächtigenGemälde sind wie der Blick durch ein Mikroskop

Wer Alejandro Scassos Collagen betrachtet, denkt nicht zuerst an Action-Painting-Pionier Jackson Pollock. Scassos Werke sind frei von Anarchie, frei von Oszillation, auf den ersten Blick auch frei von jeglicher Spontaneität. Doch diese Spontaneität ist das Fundament für die Arbeiten des argentinischen Künstlers. „Bei mir wird der Zufall kontrolliert“, sagt er. Pollock ist dabei die Wurzel. Das macht Scassos Ausstellung zum passenden Auftakt für das „Pollock Jahr 2017“ der Galerie an der Ruhr.

Der 52-Jährige aus Buenos Aires schafft seine Abstraktionen entweder komplett aus Acrylfarben oder setzt sie als Collagen zusammen. Die Schwarz-Weiß-Elemente der Collagen sind meist Fotokopie seiner eigenen Zeichnungen, deren Linien die „Pinselstriche“ von Pop-Art-Großmeister Roy Lichtenstein als Vorbild nehmen. Pollocks Intuition und Lichtensteins Designer-Denke: „Ich nehme diese zwei Welten und verbinde sie“, sagt Scasso.

Bildelemente erinnern an Organellen

Seine meist farbenprächtigen Arbeiten sind wie der Blick durch ein Mikroskop. Neben den oft grafischen Fotokopien erinnern andere Elemente an Chromosen, Organellen, Bakterien.

Alejandro Scasso stellt in Mülheim aus.
Alejandro Scasso stellt in Mülheim aus. © Christoph Wojtyczka

Andere Formen wirken weniger mikrobiologisch, ebenso anatomisch. Assoziationen zu Herz, Lunge oder Muskelfasern werden beim Betrachter geweckt. Auch Parallelen zur Natur – Baumrinde, Früchte, Blätter – tragen die Bilder scheinbar in sich.

Künstler distanziert sich vom Folklorismus

Seine Ideen schöpft Scasso jedoch weder aus der Mikrobiologie noch aus dem direkten Umfeld, geschweige denn seiner Heimatkultur. „Von argentinischem Folklorismus möchte ich mich klar distanzieren“, sagt er. Nachdem ein bekannter deutscher Opernregisseur während eines Besuchs in Argentinien auf Scassos Werke aufmerksam wurde, eröffneten sich für ihn Perspektiven in der deutschen Künstlerszene.

Die Ausstellungsreihe

Auf Scasso folgen im „Pollock Jahr 2017“ vom 9. Februar bis 30. April Werke von Manfred Dahmen und Jutta Dammers-Plaßmann. Während der gelernte Metzger Dahmen u.a. Figuren der griechischen Mythologie im Pollock-Stil abstrahiert, orientiert sich Dammers-Plaßmann an Pollock, um ihre Emotionen einzufangen.

Alejandro Scasso nimmt auch an der großen Mai-Ausstellung „Jackson Pollock Visiting“ in der Galerie an der Ruhr teil. Als einer von über 20 internationalen und nationalen Künstlern. Termin:
7. Mai bis 4. Juni.

20 Jahre lang lebte er in Köln, hier gründete er auch eine Familie. „Aber ob ich in Köln oder Argentinien arbeite, macht für mich keinen Unterschied“, sagt er. Überspitzt gesagt: Scasso muss nicht herumkommen, er muss sich in sein Atelier einschließen, um kreativ zu sein.

„Ich denke bei meiner Arbeit an nichts Konkretes, die Inspiration ist die Arbeit selbst.“ Scasso gewinnt seine spontanen Einfälle aus der künstlerischen Beschäftigung an sich, Verarbeiten eigener Emotionen und Eindrücke ist für ihn zweitrangig. Was intuitiv entsteht, konzipiert Scasso danach ganz genau. „Ich bewege die Elemente – und dann friere ich sie ein.“ Die Welten, die sich so entwickeln, sind für den Südamerikaner immer etwas Bestimmtes, jedoch nichts, was er mit Worten auszudrücken vermag.

Grammatik der Malerei

Das macht Scassos Kunst schwer greifbar, aber ihm geht es um etwas Konkretes. „Mein Anliegen ist, mich mit der Grammatik der Malerei auseinanderzusetzten“, erläutert er. Die Formen, die Striche, die Elemente sind mein Vokabular.“ Was bei Pollock im Action-Painting unkontrolliert entstand, hat Scasso studiert, strukturiert, systematisiert.