Mülheim. . Ein gutes Arbeitsklima motiviert die Mitarbeiter. Dieser Devise folgt die Gera Chemie und erhielt einen Preis. Was der Betrieb anders macht.
- Gera Chemie ist vom Bündnis für Familie als familienfreundlicher Betrieb ausgezeichnet worden
- Anlass dafür war, dass eine junge Mutter im Betrieb eine Teilzeitausbildung machen konnte
- Die Firma hat 15 Mitarbeiter und produziert vor allem Produkte für den Fußbodenbau
Großer Bahnhof am Firmensitz der Gera Chemie GmbH im Hafenviertel: Der Oberbürgermeister ist da und viele andere Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft, vom Sprecher der Unternehmer, Heinz Lison, bis zum katholischen Stadtdechanten Michael Janßen. Der Anlass: Die Gera Chemie wird vom Bündnis für Familie als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet.
Nach einer halben Stunde ist die Urkunde übergeben worden und die Prominenz verschwunden. Geschäftsführer Gerd Kleemeyer steht an seinem Schreibtisch und ist immer noch ein wenig verwundert darüber, dass sein Unternehmen diesen Preis erhalten hat. Klar, natürlich freue er sich. Aber im Grunde tue er doch nur das, was eigentlich die Aufgabe jedes Unternehmers sei. „Ich denke betriebswirtschaftlich. Und dazu gehört, dass sich meine 15 Mitarbeiter in der Firma wohlfühlen. Denn dann arbeiten sie natürlich motivierter.“ Was heißt ‘wohlfühlen’ konkret? „Ich gehe da von mir selbst aus: Ich wünsche mir eine verlässliche finanzielle Basis für meine Zukunftsplanung. Und in meinem eigenen Arbeitsbereich will ich einen eigenen Entscheidungsspielraum. Genau das biete ich auch meinen Mitarbeitern.“
Familienfreundlich und flexibel
Klingt in der Tat relativ einfach. Diese Einsicht im Betriebsleben umzusetzen, kostet aber schon Einsatz. Das zeigt das Beispiel, das der Anlass für die Auszeichnung war: Eine Frau, gebürtig aus Weißrussland und alleinerziehend, konnte eine Teilzeitausbildung beginnen. Normalerweise ist um sieben Uhr Arbeitsbeginn. Um die Zeit hätte die Frau aber ihre Kinder noch nicht versorgt bekommen, also konnte sie um neun anfangen. Was aber ist mit der Berufsschule, dort gibt es doch feste Stundenpläne? „Wir konnten erreichen, dass durch Mitschriften von anderen Schülern und durch ein Tutorium am Nachmittag die Stunden ausgeglichen wurden, die sie vormittags nicht besuchen konnte“, erzählt Kleemeyer.
‘Wir’ – dahinter steht natürlich einmal die Berufsschule, die Flexibilität gezeigt hat, aber eben auch Kleemeyer selbst, der sich als Chef für so eine Lösung stark gemacht hat. Dass solche Teilzeitausbildungen immer noch Einzelfälle sind, zeigen die Zahlen: Gerade einmal 15 gibt es in Mülheim laut Arbeitsagentur. Und keine Frage, dort würde man sich mehr Angebote dieser Art wünschen.
Seit 2007 in Mülheim
Im Fall der alleinerziehenden Mutter war die Ausbildung gleich in doppelter Weise erfolgreich. Sie bestand nicht nur nach drei Jahren ihre Prüfung als Fachlogistikerin, sie schloss noch eine einjährige Zusatzqualifikation zur Fachkraft für Lagerlogistik an. Auch dabei wurde sie vom Betrieb unterstützt. Dass sie danach auch übernommen worden ist, scheint da schon fast selbstverständlich.
Die Gera Chemie fertigt schon seit 1978 Produkte für den Fußbodenbau. Seit 2007 ist die Firma in Mülheim ansässig. Damals war schon Gerd Kleemeyer Geschäftsführer, der die Firma von seinem Vorgänger übernommen hatte, nachdem dieser aus Altersgründen ausgeschieden war. Heute stellt die Firma neben Produkten rund um den Estrich auch Produkte für Parkett- und Natursteinleger her. Auch die Verpackungsindustrie gehört zu den Kunden. 2009 kam schließlich noch die Firma Klemafol GmbH dazu. Sie stellt Klebebänder und Stanzteile her. Diese Produkte kommen in vielen Industriebereichen zum Einsatz.