Der Mülheimer Fraktionsvize Heiko Hendriks sieht „Jamaika“ mit Spannung und Neugier entgegen.
Das Wahlergebnis, mit dem die CDU wieder auf das Niveau von vor acht Jahren rutschte, überraschte die Union. An den Infoständen und bei den Hausbesuchen hatten Astrid Timmermann-Fechter und Heiko Hendriks einen anderen Eindruck. „Die Anzahl derer, die rigoros ein Gespräch ablehnen und unfreundlich reagieren, wird größer“, sagt Hendriks, Vize der Ratsfraktion. Er habe registrieren können, dass viele „von unseren Leuten“ FDP gewählt hätten, auch mit AfD-Wählern habe er gesprochen, von denen er die wenigsten für rechtsradikal halte.
Beide halten im Gespräch mit der Redaktion an der Doppelfunktion von Angela Merkel als Parteivorsitzende und Kanzlerin fest. „Sie ist der Stabilitätsanker in schweren Zeiten. Ich kenne niemanden, der bei der außenpolitisch turbulenten Situation besser geeignet wäre als sie“, sagt Timmermann-Fechter. Das Ergebnis müsse man analysieren und Schlüsse daraus ziehen. Die oft genannte „Sozialdemokratisierung der CDU“ durch Merkel sei ihr im Gespräch nicht begegnet. Kritik wurde laut bei den Themen Bildung, Sicherheit, Migration und der nicht gelungenen Integration.
Hendriks fordert eine Schärfung des Profils und eine Besinnung auf das konservative Menschen- und Gesellschaftsbild. Einer Jamaika-Koalition sieht er mit Neugier und Spannung entgegen. „Die CDU wird dabei nicht das Problem, wir sind pragmatisch veranlagt und würden aus staatstragender Verantwortung handeln“, denkt er, ist sich aber unsicher, ob sie vier Jahre durchhalten kann. Spannung sieht er eher zwischen CSU und Grünen. Bei den Grünen Cem Özdemir und Göring-Eckardt sieht er ähnlichen Pragmatismus wie bei Wilfried Kretschmann. „Es ist klug, dass es keine roten Linien gibt.“ Umweltschutz sieht auch Heiko Henriks selbst als wichtiges Thema, da der Handlungsdruck groß sei. Es gebe niemanden, der prädestinierter sei, eine solche Koalition zu führen als Merkel. Da es wohl ihre letzte Legislaturperiode sei und die Partei in vier Jahren nicht vor einem Vakuum stehen dürfe, müsse sie sich rechtzeitig vom Amt der Vorsitzenden trennen. Das ist auch wichtig, um die Position von Regierung und Partei deutlich zu trennen, „damit die CDU nicht in dieselbe Falle tritt wie die SPD“.