Mülheim. . Wenn die Ärzte-Sonderregelung fürs Ruhrgebiet fällt, können sich 15 neue Hausärzte in Mülheim niederlassen. Styrum will um sie werben.
- Gerade einmal vier Hausärzte in zwei Praxen versorgen 16 000 Menschen im Stadtteil Styrum
- Netzwerk der Generationen will mit Politik und Ärzten um Zuzug von Praxen werben
- Familienfreundliche Angebote des Stadtteils in der Bildung und Freizeit sollen weibliche Ärzte locken
Die Versorgung mit Hausärzten im Stadtteil Styrum könnte sich schon bald erheblich verbessern. Grund dafür ist die Aufhebung einer begrenzenden Sonderregelung für das Ruhrgebiet. 15 Hausärzte zusätzlich können sich in den kommenden Jahren in Mülheim niederlassen. Doch wie viele davon in Styrum? Der Stadtteil bangt um sein - zu unrecht - negatives Image und will um sie werben.
„An manchen Praxen steht man Schlange bis auf die Straße“, mahnt Peter Behmenburg die seit Jahren mangelhafte Situation an. Vier Hausärzte in zwei Praxen versorgen 16 000 Menschen im Stadtteil - das sind gut 4000 pro Praxis und damit doppelt so viele wie im Ruhrgebietsdurchschnitt von 2134 Bewohner pro Arzt.
Gesprächsrunde des Netzwerks der Generationen
Der Styrumer Bürger und Netzwerker Behmenburg ist mit seiner Sorge nicht allein. Zur Gesprächsrunde des Netzwerks der Generationen am Mittwochabend im Schloß Styrum, an der Styrumer und Fachleute aus Politik und Gesundheitswesen teilnehmen, bestätigen auch Uwe Brock von der Ärztekammer Mülheim sowie die Kassenärztliche Vereinigung die Unterversorgung: Vor kurzem sei eine Styrumerin in seine gut drei Kilometer entfernte Praxis in der Innenstadt gekommen - „ich war überrascht.“
Statistisch gesehen mag die Welt in der Ruhrstadt noch in Ordnung sein: Gerade einmal 439 Meter geht der Mülheimer laut einer aktuellen Studie des RVR durchschnittlich zum nächsten Hausarzt - gut halb so weit wie es im Ruhrgebiet üblich ist. Die Styrumer Realität sieht jedoch anders aus.
Hat der Stadtteil ein „Imageproblem“, wie mancher in der Runde glaubt? Behmenburg erwidert: „Wir sind ein vergleichsweise junger Stadtteil, wir haben eine gute Infrastruktur und einen sehr guten Zusammenhalt unter Nachbarn.“
Die Vorteile des Stadtteils sehen
Und doch gilt es nun, die Vorteile des Stadtteils anzupreisen, Ärzte zu umwerben. Das Netzwerk will hier aktiv werden. Behmenburg glaubt, dass Styrum bei weiblichen Hausärzten punkten kann, die Familie und Beruf verbinden wollen: „Wir haben gute Angebote bei Kitas und Schulen, ein Bildungsnetzwerk, die Feldmann-Stiftung, Sport- und Freizeit-Angebote, viel Grün, kurze Wege zur den Ruhrauen.“ Wichtig sei es auch, die Möglichkeiten für Gemeinschaftspraxen zu schaffen, die sich eher rechnen als Einzelpraxen, ergänzt der Mülheimer Ärztekammervorsitzende Uwe Brock.
Ebenso sieht das Netzwerk der Generationen den Auftrag bei der Kommunalpolitik. Behmenburg: „Sie darf die Ärzteversorgung nicht auf die Stadt insgesamt betrachten sondern muss kleinteiliger steuern.“ Vorbilder dafür soll es bereits geben im Rhein-Main-Gebiet.
<<< PRAXEN KONKURRIEREN MIT KRANKENHÄUSERN
„Politik kann kleinere Bereiche bestimmen, um die Ärzteversorgung zu steuern“, bestätigt MdB Arno Klare (SPD).
„Es werden zu wenige Ärzte nachgebildet, wir konkurrieren mit den Krankenhäusern“, sagt Hausarzt Uwe Brock.
Experten erwarten eine bessere Versorgung in fünf Jahren.