Mülheim. . Die Arbeitsbedingungen seien vielfach besser als in den USA. Serena DeBeer kam 2011 an das Institut und ist kürzlich in die Leitung aufgestiegen.
- Chemikerin ist froh rüber ihren Job am MPI: „Wissenschaftler werden hier auf besondere Art unterstützt.“
- US-Amerikanerin kam der Liebe wegen nach Mülheim. Ihr Partner, Prof. Dr. Frank Neese, ist auch am MPI
- Mülheim ist längst ihr Zuhause – „mein Mann sagt oft, dass ich deutscher bin als er“
Die Vokabel „fantastic“ fällt oft, wenn Prof. Dr. Serena DeBeer über ihre Arbeit spricht. Die US-Amerikanerin ist seit 1. März 2017 Direktorin der Abteilung Anorganische Spektroskopie am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Und es gefällt ihr dort oben auf dem Kahlenberg. Die Bedingungen seien deutlich besser als andernorts: „Wenn man weiß, was Max-Planck-Institute bieten, weiß man auch, dass man als Wissenschaftler eigentlich nirgends besser aufgehoben ist“, sagt die studierte Chemikerin und Mathematikerin.
In den Bundesstaaten Kalifornien und New York war DeBeer zu Hause, bevor sie im Sommer 2011 nach Deutschland kam. Und irgendwie auch in Texas, wo ihre Familie lebt, wo sie studiert hat, wo sie sich aber nie wirklich heimisch gefühlt hat: „Über Texas macht man in den Staaten ähnliche Witze wie hier über Bayern.“
Zur Promotion an die Elite-Uni Stanford
Nach dem Studium ging Serena DeBeer zur Promotion an die Elite-Uni Stanford, sieben Jahre an der Forschungseinrichtung Stanford Linear Accelerator Center folgten. Danach entschied sie sich für eine Karriere als Professorin – ein Schritt, den mancher nicht nachvollziehen konnten. „In die Lehre zu wechseln, ist in den USA eher ungewöhnlich, weil es unsicher ist. Längst nicht jeder bekommt eine dauerhafte Professoren-Stelle.“
Für sie aber sei die Entscheidung richtig gewesen – „schon deshalb, weil man andernfalls immer von anderen abhängig ist, kaum eigene Ideen entwickeln kann“. Angebote trafen von diversen Unis ein; DeBeer wählte die Cornell University in Ithaca, New York, aus.
Partnerin von Prof. Dr. Frank Neese
Nach zwei Jahren stand der nächste Wechsel an – über den Atlantik in Richtung Mülheim. Wichtigster Grund dafür war DeBeers Partnerschaft mit Prof. Dr. Frank Neese, der damals Professor für Theoretische Chemie an der Uni Bonn war, Mülheim aber aus der Vergangenheit kannte. Bei der Sondierung diverser Angebote habe es einen kleinsten gemeinsamen Nenner gegeben: „Wir wollten zumindest schon mal auf dem gleichen Kontinent leben.“ Letztlich landeten beide in Mülheim, DeBeer zunächst als Gruppenleiterin in der Röntgenspektroskopie, Neese als Direktor der Abteilung Molekulare Theorie und Spektroskopie.
Die 44-Jährige ist froh darüber, „weil Wissenschaftler hier auf besondere Art unterstützt werden“. Es herrsche eine außergewöhnliche Arbeitskultur, Personal und Ausstattung seien hervorragend. Die USA könnten da oft nicht mithalten; „mein Mann, der in Stanford promoviert hat, war erstaunt, wie schlecht dort manches war“. Auch eher banale Gründen sind es, die DeBeer an Mülheim gefallen: „Es ist schön, es ist grün, die Menschen sind nett. Und es ist nicht so kalt wie in New York, ich muss keinen Schnee mehr schaufeln.“
20 neue Mitarbeiter angekündigt
Die Amerikanerin gilt als eine der führenden Wissenschaftlerinnen im Forschungsfeld der Röntgenspektroskopie. Ihre Arbeitsgruppe fokussiert sich auf die Entwicklung und Anwendung neuer spektroskopischer Methoden, um Vorgänge in der biologischen und chemischen Katalyse besser zu verstehen. Als Direktorin hat DeBeer aktuell rund 30 Mitarbeiter. Im Zuge des Institutsausbaus werden rund 20 weitere hinzukommen, sagt sie.
Wie es mit dem Institut weitergeht, wer neben ihrem Mann und Prof. Dr. Robert Schlögl vierter Direktor werden könnte, sei noch ungeklärt. „Hier ist vieles im Fluss“, das störe sie aber nicht, sei im Gegenteil „spannend“. Eine Direktorenstelle mit anerkannten Wissenschaftlern zu besetzen, sei nie einfach, könne an vielen Stellen scheitern. Bei ihr habe der Prozess anderthalb Jahre gedauert, „und das war schnell“. Insgesamt hofft DeBeer darauf, dass sich am MPI Experten möglichst vieler Bereiche der Energiekonversion zusammenfinden, dass die gute Arbeit, die dort geleistet werde, bekannter wird und, „dass die beiden Institute weiter zusammenwachsen“.
Zu Hause im Rumbachtal
DeBeer, die froh ist, wenn sie nach Dienstreisen in Düsseldorf landet und ins Haus im Rumbachtal zurückkehren kann, spricht die fremde Sprache mittlerweile fast perfekt. Dabei sei das gar nicht einfach gewesen, erzählt sie, jeder habe aus Höflichkeit immer gleich Englisch mit ihr gesprochen. Und im MPI sei das ohnehin zumeist der Fall, 70 Prozent der Mitarbeiter stammen aus dem Ausland. Mittlerweile aber sage ihr Mann oft, „dass ich deutscher bin als er“. Und deshalb freue sie sich jetzt auch auf zwei Wochen Urlaub – in Mülheim.