Mülheim. . Bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ besuchten WAZ Leser das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Rundgang durch ein Wissenschaftsuniversum.

  • 15 WAZ-Leser nahmen an einer exklusiven Führung teil
  • Sie erkundeten verschiedene Abteilungen des Instituts wie die Abteilungen für Chromatographie oder Homogene Katalyse Teilnehmer
  • Außerdem standen auch das Ausbildungslabor, die Bibliothek, das Drucktechnikum und den Serverraum auf dem Programm

In die Welt der Wissenschaft tauchten 15 WAZ-Leser ein, als das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung seine Pforten für sie öffnete. Das Interesse an dem Blick hinter die Kulissen dieser Denkfabrik in Holthausen war groß, die Altersspanne der Besucher breit: Die jüngste Teilnehmerin war 15 Jahre, der älteste weit über 80 Jahre.

Neben den verschiedenen Abteilungen des Instituts wie die Abteilungen für Chromatographie oder Homogene Katalyse erkundeten die Teilnehmer der Führung auch das Ausbildungslabor, die Bibliothek, das Drucktechnikum und den Serverraum.

Aha-Momente auch für naturwissenschaftliche Nichtwisser

Bei manchem der Besucher wurden dabei Erinnerungen wach, wie bei Helmut Hilder. Die WAZ-Aktion brachte den 87-Jährigen zurück zu den Wurzeln seiner beruflichen Laufbahn. „Von 1947 bis ‘50 hab ich hier meine Ausbildung zum Chemie-Laboranten gemacht – noch unter Professor Ziegler“, erzählte Hilder, der ein Studium anschloss und später in der Stahlindustrie arbeitete. Ihre ersten Schritte in der Chemie macht hingegen gerade Besucherin Amelie Terkatz – Die 20-Jährige studiert an der Uni Essen. Auch Martin Schwensow ist Chemiestudent und gewann bei dem Rundgang durchs MPI interessante Einblicke, wie der 21-Jährige am Ende zusammenfasste. Jolina hingegen, mit ihren 15 Jahren das Nesthäkchen der Gruppe, weiß am Ende ziemlich sicher, was sie nicht will: Chemie studieren.

Bei seiner Eröffnung 1914 hieß das MPI noch Kaiser-Wilhelm-Institut. Der Schriftzug an der Häuserfront an der Lembkestraße zeugt davon.
Bei seiner Eröffnung 1914 hieß das MPI noch Kaiser-Wilhelm-Institut. Der Schriftzug an der Häuserfront an der Lembkestraße zeugt davon. © Oliver Müller

Aber auch dem naturwissenschaftlichen Nichtswisser innerhalb der Besuchergruppe bot der Besuch jede Menge Aha-Momente auf allen Ebenen. Historie und Moderne begegnen sich in der Architektur, die viele Mülheimer vom Vorbeifahren kennen – angliedernd an den Altbau,1912 auf dem Kahlenberg errichtet, dessen Aussehen damals noch seinem Namen entsprach, liegt das neue Hörsaal-Gebäude, das zur 100-Jahr-Feier 2014 eingeweiht wurde. Heute arbeiten 379 Mitarbeiter aus 32 Nationen am MPI, rund die Hälfte davon sind wissenschaftliche Mitarbeiter, berichtete Pressereferentin Isabel Schiffhorst. Zudem starten jedes Jahr 15 bis 20 junge Leute ihre Ausbildung zum Chemie-Laboranten am MPI. Eigens für sie gibt es ein Ausbildungslabor, dessen Leiterin Petra Wedemann ist. Die bedauert: „Es bewerben sich sehr wenige Mädchen.“ Weiter ging es in die Abteilung für Chromatographie. Dort erforschen Abteilungsleiter Dr. Philipp Schulze und seine Mitarbeiter mittels eines Verfahrens zur Stofftrennung, ob das gewünschte Zielmolekül wirklich hergestellt wurde.

© Oliver Müller

Reaktionen unter Druck untersucht

Mit einer winzigen Spritze entnimmt dazu Mitarbeiterin Marina Masannek wenige Mikroliter einer Flüssigkeit und gibt sie in ein Gerät. Auf dem angeschlossenen Monitor wird anschließend angezeigt, wie viel von einer Substanz in der Probe enthalten sind. „Das kann man auch mit Weinaroma machen“, stellte Dr. Philipp Schulze in Aussicht.

Deutlich größer ging es im Drucktechnikum zu. Hier werden Reaktionen unter erhöhtem Druck untersucht. Damit nicht direkt das ganze MPI-Gebäude in die Luft fliegt, wenn es mal richtig knallt, verfügt das Drucktechnikum über Druckkammern mit 20 Zentimeter dicken Wänden, wie Leiter Dr. Nils Theyssen erklärte, aber direkt einschränkte: „Uns ist in diesem Jahrtausend noch keine Reaktion durchgegangen.“ Und so verließen auch die WAZ-Leser die Halle, die eher an eine Werkstatt als an ein Labor erinnert, ohne Knalleffekt.

Forschung braucht seine Zeit

Ein Knaller ist allerdings die Aussicht aus der neunten Etage des Laborhochhauses. Nicht nur optisch ist hier Weitsicht an der Tagesordnung. Die Abteilung für Homogene Katalyse unter der Leitung von Prof. Benjamin List betreibt Grundlagenforschung im Bereich der metallfreien Verbindungen. Dort werden etwa Aminosäuren als Katalysatoren erforscht. Heraus kommen dabei organische Katalysatoren, mit deren Hilfe Kunststoffe oder Medikamente umweltfreundlicher und energiesparender hergestellt werden können. Bis allerdings etwas Handfestes aus der Forschung beim Verbraucher ankommt, vergehen viele, viele Forschungsstunden. „Wir betreiben Grundlagenforschung und haben nicht direkt einen praktischen Nutzen vor Augen“, skizzierte Doktorand Denis Höfler, der selbst schon seit drei Jahren am Thema seiner Doktorarbeit forscht, und räumte ein: „Mitunter dauert das Jahre.“

>>> ALTEHRWÜRDIGE FORSCHUNGSANSTALT

Das MPI für Kohlenforschung wurde 1914 eröffnet. Eine der ersten großen Entdeckungen des Instituts war die Entdeckung des Fischer-Tropsch-Prozesses, einem Verfahren zur Kohleverflüssigung.

Im Jahre 1925 war das, als die Forschungseinrichtung noch Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung hieß.