Mülheim. . Der Kraftwerksbauer errichtet eine neue Halle im Hafen und richtet dort mit knapp 500 Beschäftigten seine Service- und Reparatureinheit
- Siemens schrumpft weiter, aber die Großinvestition ist ein klares Bekenntnis zum Standort
- Knapp 500 Beschäftigte werden im kommenden Sommer in den Hafen verlagert
- Ziel ist es, effizienter, flexibler und schneller zu sein - so wie es Kunden fordern
Mit 9000 Quadratmetern ist die bereits planierte Fläche auf dem Siemensgelände im Hafen größer als ein Fußballfeld. Für 31 Millionen Euro wird hier in den nächsten Monaten eine neue Halle errichtet, in der Dampfturbinen- und Generatoren gewartet, repariert und optimiert werden. Knapp 500 Siemens-Mitarbeiter werden hier dann tätig sein. Es sind zwar keine neuen Arbeitsplätze, die hier geschaffen werden, denn sie werden von Essen verlagert, sind aber elementar, um den Standort zu sichern und zukunftsfähiger zu machen, wie gestern beim traditionellen Spatenstich von Standortleitung, Management und Betriebsrat gleichermaßen betont wurde.
Der Stellenabbau bei Siemens, Mülheims größtem Arbeitgeber, geht weiter wie Betriebsratschef Pietro Bazzoli erläutert, wobei der ganze Instrumentenkoffer von Altersteilzeit über Auflöseverträge bis zu einer Transfergesellschaft genutzt werde. 2020 werde die Belegschaft voraussichtlich 4500 Beschäftigte zählen und damit so viele wie heute, so dass die 500 den Stellenabbau abpuffern.
2020 wird die Belegschaft 4500 Beschäftigte zählen
„Dieser Hallenkomplex spiegelt das enorme Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäfts und den Standort Mülheim wider“, betonte Erhard Friedrich Eder, Chef des Geschäftsbereichs Service Industrie-Dampfturbine und -Generator, der für den Spatenstich am Morgen aus den USA gekommen war. Ziel der Verlagerung ist es, effizienter zu werden, die Nähe zu den Kernkompetenzen zu verringern, um so die Flexibilität und Geschwindigkeit zu erhöhen. Das sei seit ein paar Jahren für die Kunden von zentraler Wichtigkeit. „Wir haben hier am Standort Erfolgsgeschichte geschrieben“, sagte Eder und fügte ermutigend hinzu „Es liegt an uns, sie weiter zu schreiben. Machen wir was draus!“ Leicht ist es natürlich nicht, denn das Unternehmen steht an zwei Seiten unter Druck. Auf der einen die preissensiblen Kunden und auf der anderen Seite die agilen und aggressiven Kunden. Weltweit wächst weiterhin der Energiebedarf und auch bei der steigenden Bedeutung von erneuerbaren Energien die Notwendigkeit, die Verbrauchsspitzen zu sichern, so dass ein Markt für innovative Produkte vorhanden ist.
Den Erfolg, zuletzt beim ägyptischen Großauftrag unter Beweis gestellt, haben in der Vergangenheit die qualifizierten und motivierten Mitarbeiter garantiert, wie Bazzoli betonte. Er dankte dem Management für diese richtige Investitionsentscheidung. „Für einen Betriebsrat ist das heute ein schöner Tag.“ Eine Feststellung, die er in letzter Zeit selten treffen konnte.
Bauunterbrechung wegen brütendem Schwanenpaar
An dem Projekt wurde seit gut anderthalb Jahren geplant, Anfang 2017 wurden dann die alten Hallen aus den 90er Jahren abgerissen und mit dem Ausbau der Infrastruktur begonnen, nur durch ein brütendes Schwanenpaar im Hafen kurzzeitig unterbrochen. So viel Zeit abzuwarten, bis sie flügge wurden, blieb dann doch. 800 Tonnen Stahl (das entspricht 20 Boeing 737) werden hier bis zum Sommer 2018 verbaut, was Oberbürgermeister Ulrich Scholten mit Wonne vernahm. Das Bekenntnis in den Standort stärke auch den Industriestandort insgesamt, freute sich Scholten.
In der 160 Meter langen, 31 Meter breiten und 20 Meter hohen zweietagigen Kranhalle, in der gleich zwei Mal die komplette Sphinx von Gizeh Platz finden würde, soll auch neben Büros und Sozialräumen eine Lehrwerkstatt eingerichtet werden. 73 Bohrpfähle werden ins Erdreich gerammt.
Generalunternehmer ist die Firma Fenne aus Gladbeck. Fertigstellung der hellen und einladend wirkenden Halle ist im nächsten Sommer.