Mülheim. . Aufgeschreckte Anwohner riefen am Sonntagabend die Feuerwehr. Offenbar keine Gefahr. Stadtrat entscheidet in dieser Woche über das Bauvorhaben.
- Stadt fordert statisches Gutachten – Feuerwehrzufahrt zum Franziskushaus muss frei bleiben
- Investor plant für die Troostsche Weberei ein aufwändiges Bauvorhaben mit 18 Eigentumswohnungen
- Im September soll Abriss und Neubau der drei denkmalgeschützten Gebäude beginnen
Im Tudorhaus der Troostschen Weberei an der Dohne ist am Sonntagabend das Dach teilweise eingestürzt. Gegen 22 Uhr wurden Anwohner aufgeschreckt durch großes Getöse und dicke Staubwolken. Sie alarmierten die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte fuhren vor Ort eine Drehleiter aus, um das leer stehende Gebäude aus der Höhe betrachten zu können. Da das unbewohnte Gelände gesichert und abgesperrt ist, schließt die Feuerwehr derzeit eine Gefährdung der Anwohner aus. Das Bauordnungsamt soll das denkmalgeschützte Gebäude nun näher begutachten.
Stadtsprecher Volker Wiebels bestätigte auf Anfrage, dass im Tudorhaus eine Zwischendecke eingestürzt sei. Der Schaden befinde sich allerdings innerhalb des Gebäudes: „Wenn innen etwas verrottet, ist das unproblematisch und Sache des Eigentümers“, so Wiebels. „Wichtig ist allerdings, dass an der Außenfassade nichts passiert.“ Dies will sich die Stadt nun vom Eigentümer des historischen Gebäudekomplexes bestätigen lassen.
Eigentümer muss statisches Gutachten vorlegen
Wie Axel Booß, Abteilungsleiter der Bauaufsicht, erläutert, hat man dabei vor allem das benachbarte Franziskushaus im Blick: „Man muss gewährleisten, dass die Feuerwehrzufahrt zum Altenpflegeheim dauerhaft nutzbar bleibt.“ Daher müsse der Eigentümer nun durch ein statisches Gutachten nachweisen, dass die Außenfassade standsicher ist.
Formell gehört die Troostsche Weberei noch den Vereinigten August Thyssen Stiftungen. Als Käufer steht aber bereits die A.R.T.U.S. Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Isselburg fest, die an der Dohne ein aufwändiges Bauvorhaben mit voraussichtlich 18 Eigentumswohnungen plant – in enger Abstimmung mit den Denkmalschützern, so wird betont. In drei Abschnitten soll der Komplex aus Alter Weberei, Tudorhaus und Kutscherhaus neu gebaut und restauriert werden.
Vom Tudorhaus soll die Fassade erhalten werden
Geplant ist, die Alte Weberei komplett abzureißen und wenige Meter weiter wieder neu zu errichten, wobei die Fassaden nach historischem Vorbild rekonstruiert werden. Am Tudorhaus sollen die Fassaden restauriert, das Gebäude entkernt und modern ausgebaut werden. Später soll noch das zweigeschossige Kutscherhaus behutsam restauriert werden.
Zum gesamten Projekt wurde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt, dem der Planungsausschuss in der vergangenen Woche auch bereits zugestimmt hat. Am Donnerstag soll der Stadtrat über die Zukunft der Troostschen Weberei entscheiden.
Mehrere Einheiten sollen bereits reserviert sein
Eine formelle Baugenehmigung für das Vorhaben gibt es daher noch nicht. Vermarktet werden die gediegenen Wohnungen bereits seit April von der Kli.Sen Sachverständigengesellschaft. Laut deren Geschäftsführer Rainer Sensener sind bereits mehrere Einheiten reserviert, doch noch keine verkauft. „Wir warten auf die katasteramtliche Festschreibung“, so Sensener. Denn es müssten neue Flurstücke gebildet werden. „Spätestens im September soll mit dem Abriss und Neubau begonnen werden.“
>> BAUMWOLLSPINNEREI SOLL BEWOHNT WERDEN
Das Gebäudeensemble wurde 1791 von Johann Caspar Troost als Baumwollspinnerei gegründet. Noch erhalten sind Alte Weberei, Kutscherhaus und Tudorhaus – alle drei stehen unter Denkmalschutz.
Laut Bauvorhaben sind elf Wohneinheiten in der Alten Weberei geplant, sechs im Tudor- und eine im Kutscherhaus.