Mülheim. Awo Mülheim meldet nach der Insolvenz gute Sanierungsfortschritte. Sie begibt sich auf neue Tätigkeitsfelder wie die berufliche Weiterbildung.

  • Die Awo Mülheim ist nach eigenen Angaben inzwischen wieder in einer stabilen wirtschaftlichen Lage
  • Der Wohlfahrtsverband hatte kurz vor Weihnachten 2016 Insolvenz anmelden müssen
  • Arbeitsplätze konnten erhalten werden; neue Tätigkeitsfelder werden erschlossen

Bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Mülheim ist wieder Land in Sicht. Das Wohlfahrtsunternehmen hatte kurz vor Weihnachten 2016 Insolvenz anmelden müssen. „Die Awo ist inzwischen wieder in einer stabilen wirtschaftlichen Lage. Alle Lieferanten werden pünktlich bezahlt und auf weitere Fremdfinanzierungsmittel konnten wir verzichten“, erklärte jetzt die Vorstandsvorsitzende Sabine Dederichs-Raulf. Das Unternehmen nutzt das Instrument „Insolvenz in Eigenverwaltung“ und will sich auf diesem Wege selbst sanieren.

Alle Angebote könnten unverändert durchgeführt werden, heißt es. Unabhängig vom Insolvenz-Prozess wird die Awo ab August sich lediglich mit der Lernförderung aus einigen Schulen zurückziehen, weil man sich dort für einen anderen Träger als Dienstleister entschieden hat. Löhne und Gehälter würden inzwischen wieder selbst gezahlt. Zwischenzeitlich war die Agentur für Arbeit eingesprungen.

Außenstände lagen bei bis zu 700.000 Euro

Damit habe man die ersten Ziele in dem Sanierungsverfahren erreicht, heißt es. Dazu gehörten auch Vereinbarungen mit der Stadt Mülheim über Zahlungen und Zuschüsse für die Leistungen, die durch die Awo erbracht werden. „Durch die nun laufenden monatlichen Eingänge konnten wir die Kosten für die Vorfinanzierung unserer Leistungen erheblich senken“, so Volker Schreck, der als Sanierungsgeschäftsführer mit dem amtierenden Awo-Geschäftsführer Lothar Fink zusammenarbeitet. Insgesamt hatte die Awo über alle Geschäftspartner gesehen lange Zeit mit Außenständen zu kämpfen gehabt; zeitweise betrugen diese nach eigenen Angaben bis zu 700.000 Euro.

Lothar Fink stellt zufrieden fest, dass alle 220 Arbeitsplätze erhalten werden konnten. „Oft wird in einem Sanierungsverfahren beim Personal der Rotstift angesetzt. Darauf haben wir bewusst verzichtet, da wir die Awo zukunftsfähig ausbauen möchten.“

Neue Einnahmequellen erschließen

Derzeit entwickeln die Geschäftsführer zusammen mit dem Düsseldorfer Beratungsunternehmen Buchalik Brömmekamp ein zukunftsträchtiges Sanierungskonzept. Das Konzept soll die Fortführung und die Entschuldung der Awo aufzeigen. Diesem Konzept müssen die Gläubiger zustimmen. Dabei plant die Awo den Einstieg in neue Dienstleistungen: Sie möchte sich als Träger für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen und berufliche Eingliederung positionieren, sagt Fink. Entsprechende Voraussetzungen dazu sowie die nötigen Zertifizierungen lägen bereits vor. Damit darf die Awo Mülheim Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen anbieten. „Dort Fuß zu fassen, um neue Einnahmequellen zu erschließen, gehört zu unserem Konzept“, sagt Fink. Der Geschäftsführer gibt aber auch zu bedenken, dass dies keineswegs leicht sein werde: „Wir sind hier auch von öffentlichen Geldern abhängig.“

Bisher ist der Wohlfahrtsverband in der Schuldnerberatung, in sozialpsychiatrischen Einrichtungen, beim betreuten Wohnen oder in der Schwangerschaftskonfliktberatung tätig. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt zudem in Mülheim ein Drogenhilfezentrum, Jugend- und Familienzentren sowie Begegnungsstätten.