Mülheim. . Seit vielen Jahren engagieren sich Sportbund, Vereine und Schwimmmeister für Schwimmunterricht. Hauptproblem bleibt: ein fehlendes Bad.
Die Kultur des Schwimmenlernens geht in immer mehr Familien verloren, so sieht es der Bezirksleiter der DLRG und Sportpolitiker Werner Oesterwind. Ein Problem, das der Mülheimer Sportbund, Schwimmvereine und der Mülheimer Sportservice (MSS) mit vielen Anstrengungen bekämpfen. Mit Erfolg, wie Martina Ellerwald, Leiterin des MSS, hervorhebt.
Seit gut zehn Jahren etwa gibt es jetzt das Projekt „Flotte Flosse“, bei dem Schulen im Schwimmunterricht durch eine weitere Person unterstützt werden. „Unser Ziel ist es, dass jedes Kind nach der Grundschule schwimmen kann“, sagt Ellerwald. Allein im zweiten Halbjahr 2016 haben rund 1400 Kinder von dem Projekt profitiert. Wann immer möglich bieten zudem Schwimmmeister im Wennmann-Bad während der Öffnungszeiten Schwimmunterricht an; etwa 50 Unterrichtsstunden im Monat kommen so zusammen.
400 Kinder im Jahr machen die Ausbildung
Die Nachfrage nach Schwimmstunden ist groß: „Etwa 400 Kinder im Jahr machen die Ausbildung bei uns. Die Warteliste umfasst weitere 100 bis 130 Kinder,“ berichtet Birgit Everbeck, Sprecherin beim ASC Mülheim, einem der größten Vereine in der Stadt. Wer auf der Warteliste stehe, müsse sich drei bis vier Monate gedulden. Andreas Wildoer, Geschäftsführer der SWiMH gGmbH – Schwimm- und Wassersport in Mülheim – berichtet gar von Wartezeiten bis zu neun Monaten. Er betont daher den Wert der Schwimm-Camps. Bis zu 120 Kinder sind in den wöchentlichen Ferienkursen. „An die 90 Prozent der Teilnehmer haben anschließend das Seepferdchen“. Eines der großen Probleme sieht Wildoer in der fehlenden Wasserfläche in Mülheim. Die Folge: Der Schwimmunterricht der Schulen leidet massiv. „Klassen mit langen Anfahrtswegen haben nur 15 bis 20 Minuten Wasserzeit pro Schwimmstunde.“
Mangel an Wasserfläche bleibt
Den Mangel an Wasserfläche betont auch Manfred Peppekus, Schwimmexperte und Ehrenmitglied des Landessportbundes. Er setzt sich seit Jahren für ein weiteres Schul- und Vereinsbad ein, eben auch um die hohe Quote von Nichtschwimmern zu senken. Bis zu 30 Prozent der Kinder unter 14 Jahren können nicht schwimmen, zitiert er Studien. „Die Vereine leisten hier schon sehr viel“, sagt Peppekus und wünschte sich, dass auch Eltern regelmäßig mit ihren Kindern zum Schwimmen gingen.
Der Politik ist der Bädermangel in Mülheim bekannt. Es fehlt seit 20 Jahren an Geld. Es fehlt aber auch, so Oesterwind, bei den Kindern immer mehr an Koordinationsfähigkeiten: „Früher lernten sie im Schnitt in zwölf Stunden schwimmen, heute dauert es 16.“